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Alfred Brendel

Ehrenringträger der Stadt Graz

Gemeinderatsbeschluss am 18. Oktober 2007, Festsitzung am 22. November 2007

Zur Person

Alfred Brendel
Alfred Brendel© Stadt Graz/Fischer

Alfred Brendel wurde am 5. Jänner 1931 im nordmährischen Wiesenberg geboren. Als Spross einer Familie, deren Ahnen aus dem deutsch-italienisch-tschechischen Raum stammten, hat er schon früh Begeisterung für die schönen Künste erkennen lassen. Als Kind spielte er mit großer Vorliebe Theater, ehe sein begnadetes pianistisches Talent entdeckt wurde.

Mit sechs Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht und ab 1941 wurde er auch in die Harmonielehre eingeführt. Da sich seine Eltern in der steirischen Landeshauptstadt niederließen, erhielt er seine weitere Ausbildung in Graz, wobei er das Studium der Komposition, des Klaviers und des Dirigierens sowohl in Graz als auch im kroatischen Zagreb weiterführte. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte er seine Studien bei Ludovika von Kaan, sowie beim Grazer Komponisten und Organisten Artur Michl fort und beendete diese bei Paul Baumgartner, Eduard Steuermann und Edwin Fischer. Ab seinem 17. Lebensjahr hatte Brendel keinen Unterricht mehr. Seinen unkonventionellen musikalischen Hintergrund erklärt er heute als großen Vorteil, ein Lehrer könnte einen zu starken Einfluss haben. 1948 debütierte er als Pianist und gleichzeitig entstammen Kompositionen von beachtlicher künstlerischer Aussagekraft dieser Periode. Nicht nur die Musik, sondern auch die Malerei, Literatur und die Sprache gehören bis heute zu seinen schöngeistigen Interessen.
„Nachdenken über Musik", ein Werk, das seiner Feder entsprang, stellt die Sammlung der Gedanken in musikalischen Aufsätzen dar.

Der Busoni-Wettbewerb 1949 in Bozen sah ihn als Preisträger - eine Sternstunde seines Lebens - die seine internationale Karriere begründete. Zuerst in Wien und seit 1971 in London lebend, hat er in zahllosen Konzerttourneen die ganze Welt bereist. Brendels Repertoire reicht von Bach bis Schönberg. Er hat als erster das Klavierwerk Beethovens in seiner Gesamtheit aufgenommen. Der gigantische Zyklus mit der Wiedergabe von 32 Klaviersonaten Beethovens war und ist krönender unerreichbarer Höhepunkt dieses Genres - eine Höhenwanderung unerhörten Ausmaßes, die dem Teilnehmer ein Äußerstes an physischer und psychischer Kraft abzwingt, aber ihn zugleich mit dem Triumph entlässt, jetzt erst die Welt erahnt zu haben. An der Aufnahme der Schubertsonaten und des Klavierkonzertes von Schönberg ins Konzertrepertoire war er ebenso maßgeblich beteiligt, wie an der Neuentdeckung der Klavierwerke Liszts. Aufführungen der fünf Klavierkonzerte Beethovens in London, Paris, München, Zürich, Mailand und Wien, wo auch eine neue CD-Serie mit den Wiener Philharmonikern unter Sir Simon Rattle entstand, haben die große Musikalität und das sensible Einfühlungsvermögen des „Klavierphilosophen" Brendel unterstrichen. Ein sensationeller Erfolg war den Salzburger Festspielen 2001 durch die Kunst seiner feinsinnigen Interpretationen beschieden. In den letzten Jahren gehörten Mozarts Sonaten und Beethovens Cellowerk - das er mit seinem hochbegabten Sohn Adrian erschließt - zu Brendels Repertoire in Konzerten und Aufnahmen, ebenso Schuberts Winterreise und der Schwanengesang mit Matthias Görne.

Als Schriftsteller ist Alfred Brendel mit musikalischen Essays und mehreren Gedichtbänden hervorgetreten. Ein Band mit gesammelten Gedichten erschien im September 2003, ein Buch mit Gesprächen im Jänner 2001. Im Oktober 2005 sind seine gesammelten Gedanken und Reden, zusammengestellt unter dem Titel „Über Musik" beim Piper-Verlag erschienen.

Er gilt als einer der größten Pianisten des 20. und 21. Jahrhunderts. Durch seine staunenswerte technische Kunst, die feinste Anschlagsdifferenzierung und die Ausstrahlung jenes Fluidums, die den wirklich Berufenen auszeichnet, hat er es stets verstanden, seine Konzerte zum Mittelpunkt der enthusiasmierten Musikfreunde zu machen und es ist ihm immer gelungen, nicht enden wollenden Jubel und euphorische Beifallsstürme zu erzwingen.

Alfred Brendel ist unter anderem Ehrendoktor der Universitäten von London, Oxford und Yale sowie Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker und Träger der „Hans von Bülow-Medaille" der Berliner Philharmoniker. 1949 war er das erste Mal im Grazer Konzertverein zu Gast und verwöhnte jahrelang das kunstsinnige Auditorium mit langerwarteten Kostbarkeiten. Anlässlich des 175 jährigen Bestehens des Musikvereines der Steiermark wurde er 1990 zu dessen Ehrenmitglied ernannt.

Die Landeshauptstadt Graz kann sich glücklich schätzen, den begnadeten Künstler von Weltformat - Alfred Brendel - als einen ihrer großen Söhne bezeichnen zu dürfen, der mit seinem Genie den Ruf dieser Stadt weit in die Welt hinausgetragen hat.

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