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Hans Kloepfer

Ehrenbürger der Stadt Graz

geboren am 18.8.1867, verstorben am 27.6.1944
Ehrenbürgerbeschluß am 19.12.1942

Zur Person

Der Arztsohn Hans Kloepfer besuchte in seinem Geburtsort Eibiswald die Volksschule „bevor er in das k. k. I. Staatsgymnasium zu Graz übertrat" (KUCHLING 1999, S. 154). Um in Graz diese Schulbildung absolvieren zu können, wurde Kloepfer zu Kosteltern gegeben. Nach seinem Schulabschluss begann er ebenfalls in Graz sein Medizinstudium (vgl. ebd., S. 154-156). Schon in seiner Jugend war er in einem deutschnationalen Milieu sozialisiert worden (vgl. BLATNIK/KIENREICH 1994, S. 291-295) und so trat er auch während seines Studiums der Gothia sowie dem Akademischen Turnverein bei (vgl. BAUR/GRADWOHL-SCHLACHER 2008, S. 13f).

Nach Abschluss seines Studiums sowie der Spitalspraxis im Grazer AKH wurde Kloepfer 1894 als Werksarzt des Eibiswalder Stahlwerks bestellt (vgl. KUCHLING 1999, S. 156f). Kloepfer begann sein literarisches Schaffen erst in relativ hohem Alter (erste Buchpublikation mit 45 Jahren) und konzentrierte sich dabei vor allem auf Themen, die die Landbevölkerung (v.a. das Bauerntum) ansprachen (vgl. BAUR/GRADWOHL-SCHLACHER 2008, S. 180-182). Er wird bis heute in vielen Gemeinden der Steiermark geehrt und seine Werke wurden bis in die 2000er ohne Berücksichtigung seiner NS-Vergangenheit rezipiert (AUTENGRUBER 2014, S. 188), obwohl bereits 1988 auf seine Hitler-Verehrung hingewiesen wurde (vgl. KUCHLING 1999, S. 158f).

Bereits zwischen 1910 und 1938 erhielt Kloepfer zahlreiche Auszeichnungen für sein literarisches aber auch medizinisches Schaffen (v.a. für seine Tätigkeiten im Ersten Weltkrieg) und er erhielt auch 1936 das Ehrendoktorat der Universität Graz. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen durch das nationalsozialistische Regime folgten, so u. a. die Teilnahme als Ehrengast am Reichsparteitag 1938 (vgl. BAUR/GRADWOHL-SCHLACHER 2008, S. 181).

Zum Ehrenbürger der Stadt Graz wurde er 1943 ernannt (vgl. ebd.). Zu seinen Ehrungen in der NS-Zeit führt Autengruber folgende Aufzählung an: „1937 Ehrenmitglied im BDSÖ und im Deutschen Schulverein Südmark, 1938 Ehrengast am Reichsparteitag in Nürnberg (als einer von zwei eingeladenen Österreichern), 1939 Wolfgang-Amadeus-Mozart-Preis, 1941 Goethe-Medaille und Ehrenmitgliedschaft der deutschen 52 Gesellschaft für Gynäkologie, 1942 Raimund-Preis der Stadt Wien und 1943 Ehrenbürgerschaft der Stadt Graz. Bei seinem Begräbnis schickten Hitler und Goebbels Kränze." (AUTENGRUBER 2014, S. 188)

Im DSVS, dem Kloepfer ab 1897 angehörte, leitete er ab 1928 die Köflacher Dependance des DSVS. Kloepfer arbeitete im Weiteren auch im KdK, Bereich Mundartdichtung, mit (vgl. BAUR/GRADWOHL-SCHLACHER 2008, S. 13f, 182) und leitete ab 1938 die Ortsgruppe Köflach des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (vgl. GRADWOHLSCHLACHER/ LANGMANN/RIESENFELLNER/SPÖRK 1988, S. 15; HALBRAINER/LAMPRECHT 2015, S. 71). In den 1920er Jahren war er Mitglied der Grazer deutschnationalen „Südmarkrunde" (vgl. FUCHS 1998, S. 73). Er war Mitglied der NSDAP (Nr. 6109231) sowie der RSK (vgl. AUTENGRUBER 2014). Politisch engagierte sich Kloepfer im Köflacher GR ab 1907, von dem er erst 1929 zurücktrat (vgl. BLATNIK/KIENREICH 1994, S. 127). Während des Ersten Weltkrieges publizierte Kloepfer propagandistische Gedichte u. a. in der Frontzeitschrift „Heimatgrüße" (vgl. BAUR/GRADWOHL-SCHLACHER 2008, S. 182). Nach dem sog. „Anschluss" hieß Kloepfer Hitler mit seinem „steirischen Bergbauerngruß" (Gedicht) Willkommen und rief die steirischen Bauern dazu auf, bei der Volksabstimmung für den sog. „Anschluss" zu stimmen (vgl. FUCHS 1998, S. 71). Dabei betonte er, dass Hitler vor allem auf die Bauernschaft („Deutschland wird ein Bauernreich sein") achten würde (vgl. GRADWOHL-SCHLACHER/LANGMANN/RIESENFELLNER/SPÖRK 1988, S. 17). Nach seinem Tod wurde im Rahmen der Ratsherrensitzung vom 7. Juli 1944 auch eine Gedenkstunde ihm zu Ehren abgehalten, in deren Rahmen Kloepfer für seinen Einsatz für Deutschland und die Bewegung geehrt wurde (vgl. RHP 1944, S. 2, 9). Als „treuen" Nationalsozialisten wurde Kloepfer ab 1933 immer wieder zu Lesungen nach Deutschland eingeladen und vom NS-Regime hofiert (vgl. BAUR/GRADWOHL-SCHLACHER 2008, S. 183). Kloepfer wurde als Schriftsteller nicht nur in der NS-Zeit, sondern auch im vorangegangenen autoritären „Ständestaat"-Regime verehrt. Seine durch die bäuerliche Mundartdichtung transportierte „Blut und Boden"-Ideologie passte sich allerdings nahtlos in die NS-Propaganda ein (HALBRAINER/LAMPRECHT 2015, S. 71-73). Laut Blatnik/Kienreich (1994, S. 309f) habe sich Kloepfer aber in seinen Werken nie antisemitisch geäußert.

Literatur:

AUTENGRUBER Peter, Schriftsteller. In: AUTENGRUBER Peter/NEMEC

Birgit/RATHKOLB Oliver/WENNINGER Florian (Hg.), Umstrittene Wiener Straßennamen.

Ein kritisches Lesebuch. Wien-Graz-Klagenfurt 2014, S. 172-209.

BAUR Uwe/GRADWOHL-SCHLACHER Karin, Literatur in Österreich 1938-1945.

Handbuch eines literarischen Systems. Band 1 Steiermark. Wien-Köln-Weimar 2008.

BLATNIK Herbert/KIENREICH Walter, Hans Kloepfer und seine Zeit. Eibiswald 1994.

FUCHS Gerhard, Profiteure, Verfolgte, Verbotene. Dichter und Dichtung von 1938 - 1945. In:

KARNER Stefan (Hg.), Graz in der NS-Zeit 1938-1945. Graz 1998, S. 71-96.

GRADWOHL-SCHLACHER Karin/LANGMANN Peter/RIESENFELLNER Stefan/SPÖRK

Heinz, „Durch unsern Fleiß ward deutsch dies Land und deutsch woll‘n wir‘s bewahren".

Steirische Literatur im Nationalsozialismus. Einige Beispiele. Graz 1988.

HALBRAINER Heimo/LAMPRECHT Gerald, Nationalsozialismus in der Steiermark. Opfer- Täter - Gegner (= Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern 4). Innsbruck-Wien-Bozen 2015.

KUCHLING Mirella, Schriftstellernamen in Grazer Straßenbezeichnungen. Eine illustrierte

Dokumentation. Unpubl. Diss. Graz 1999.

(textierter Endbericht der ExpertInnenkommission für Strassennamen vom 24.11.2017)

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