1881–1957
Die als Martha Frisch 1881 geborene Wienerin besuchte die Handelsschule und Gymnasialkurse. 1900 heiratete sie den späteren Psychoanalytiker Victor Tausk, aus dieser Verbindung gingen zwei Söhne hervor. Die Ehe wurde 1908 geschieden, Martha Tausk musste als alleinerziehende Mutter auch finanziell für sich und ihre Söhne selbst sorgen, indem sie als Buchhalterin arbeitete. Noch vor dem Ersten Weltkrieg schloss sie sich den Sozialdemokraten an und fiel bald durch ihr Redetalent auf. Sie engagierte sich für das Frauenwahlrecht, das 1918 verwirklicht werden konnte. Von Johann Resel wurde sie im Jahr 1917 nach Graz geholt, wo sie zunächst im Vorstand der Allgemeinen Arbeiter-Krankenkasse tätig war. Als Kämpferin für den Ausbau der Sozialversicherung konnte sie einige Verbesserungen in der Gesetzgebung für Heimarbeiterinnen und Hausgehilfinnen erwirken.
Sie forderte unter anderem die Aufhebung des Eheverbotes für Frauen im öffentlichen Dienst sowie die Versicherungspflicht für Ehejahre, die wie Arbeitsjahre zählen sollten, und sie trat für die Legalisierung der Abtreibung ein. 1918 gehörte Martha Tausk als erste Sozialdemokratin der provisorischen steirischen Landesversammlung an. Im Jahr 1919 wurde sie in den steirischen Landtag gewählt, ging jedoch 1927 nach Wien zurück und wurde im darauf folgenden Jahr von Friedrich Adler in die Sozialistische Arbeiterinternationale berufen. In der Schweiz gab sie nun die Arbeiterinnenzeitung „Das Frauenrecht" heraus, kehrte im Jahr 1934 nach Österreich zurück und emigrierte nach dem „Anschluss" Österreichs an das „Dritte Reich" in die Niederlande, wo sie sich in der Flüchtlingshilfe engagierte.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Annette Rainer