Bürger der Stadt Graz, verstorben am 29. Mai 2020
Gemeinderatsbeschluss am 18. Jänner 2001, Festsitzung am 8. Februar 2001
Zur Person
Dr. Alfred Kolleritsch wurde am 16. Februar 1931 in Brunnsee in der Südsteiermark geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er das Gymnasium und maturierte im Jahre 1950 in der steirischen Landeshauptstadt. An der Karl-Franzens-Universität studierte er Philosophie, Germanistik und Geschichte und promovierte 1956 mit einer Dissertation über Martin Heidegger. Nachdem er am zweiten Bundesrealgymnasium als Vertragslehrer tätig war, unterrichtete er ab 1963 bis 1993 am Akademischen Gymnasium in Graz. Ab dem Jahre 1960 gab er gemeinsam mit Günther Waldorf, die im deutschen Sprachraum bestens bekannte Literaturzeitschrift "manuskripte" heraus, die jedoch zu Beginn viele Konflikte und Skandale hervorrief. Als, um in Graz endlich der Notwendigkeit einer positiven Auseinandersetzung mit den geistigen und künstlerischen Strömungen der Gegenwart nachzukommen, das "Forum Stadtpark" gegründet wurde, war Alfred Kolleritsch einer der Mitbegründer und später bis 1995 Vorsitzender. Zahlreiche Veröffentlichungen haben ihn weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt gemacht. Als Lehrer und als Schriftsteller verstand er es immer, beide Berufungen in idealer Weise, manchmal auch um den Preis der Selbstausbeutung, zu vereinigen. Es war für ihn bedeutsam, die Menschen an die Literatur heranzuführen.
Alfred Kolleritsch war ein rastloser Denker, der innere Einkehr in seinen eigenen Texten fand. Obwohl er aus einem großen Respekt vor der Literatur heraus erst im Alter von 41 Jahren sein erstes Buch veröffentlichte, hatte er seither Bleibendes zum literarischen Reichtum unseres Landes beigetragen. Mit Romanen wie "Allemann" oder die "Pfirsichtöter" hat er es zu internationalem Ruhm gebracht. "Die grüne Seite", "Gespräche im Heilbad", "Der letzte Österreicher" zeigen seine literarischen Fähigkeiten. Seine Kunst des Schreibens als Lyriker hat er in Gedichtbänden wie "Im Vorfeld der Augen", "Augenlust", "Gegenwege", "Zwei Wege mehr nicht" eindrucksvoll erlebbar gemacht.
Seit Jahrzehnten war Alfred Kolleritsch eine organisatorische Instanz der österreichischen Literatur, hatte einen hohen schriftstellerischen Stellenwert in der Gegenwart und war der größte und wichtigste Lehrmeister. Die internationale Bedeutung manifestierte sich insofern, als einige seiner Werke ins Französische, Italienische und Slowenische übersetzt wurden. Sein geistiges Schaffen wurde auch durch zahlreiche Preise ausgezeichnet. Unter anderem wurde ihm der Petrarca-Preis 1978, der manuskripte Preis des Landes Steiermark 1981 und der Österreichische Staatspreis für Kulturpublizistik 1994 verliehen.