Bürgerin der Stadt Graz, verstorben am 22. Februar 2008
Gemeinderatsbeschluss am 15. Juni 1989, Festsitzung am 22. Juni 1989
Zur Person
Stefanie Holzer wurde am 17. Dezember 1912 in Prag geboren. Schon bald übersiedelte sie mit ihren Eltern nach Graz, wo sie auch die Pflichtschule besuchte. Da keine spezielle Ausbildung ins Auge gefasst werden konnte, wurde sie als Laborkraft für die Zubereitung von Süßwaren angelernt. Durch diese Ausbildung fand sie bei der renommierten Zuckerwarenfabrik Engelhofer eine interessante Anstellung. Durch den Krieg bedingt endete das Dienstverhältnis und Stefanie Holzer wurde zum Kriegseinsatz verpflichtet. Über zweieinhalb Jahre versah sie ihren Dienst unter schwierigsten Bedingungen als Schaffnerin bei der Grazer Straßenbahn.
Als überzeugte Sozialistin war sie ganz von der Aufgabe beseelt, den Status der Frau verbessern zu helfen. Im Jahre 1930 trat die politisch Interessierte der Sozialdemokratischen Partei bei. Nach den schrecklichen Jahren des 2. Weltkrieges stellte sie sich sofort für den Wiederaufbau unserer schwergeprüften Heimat zur Verfügung. Schon 1950 hat sie in ihrem Bezirk St. Leonhard im Frauenkomitee mitgearbeitet und als Sektionsleitungsmitglied fundamentale Aufbauarbeit geleistet. 1956 wurde sie zur Bezirksfrauen-Vorsitzendenstellvertreterin und Vorsitzenden des Frauenkomitees Bezirk-St.Leonhard bestellt. Die Funktion des Sektionsobmannstellvertreters und des Sprengelleiters im genannten Bezirk folgten. 1966 als Gemeinderätin der Landeshauptstadt Graz angelobt, hat sie bis zu ihrem Ausscheiden aus diesem Gremium im März 1988 Hervorragendes zum Wohle der Grazer Bevölkerung geleistet. Stets geleitet von hohen politischen Idealen, einer Eigenschaft, die in unseren Tagen selten geworden ist, hat sie es verstanden, die Bedürfnisse von benachteiligten Bevölkerungskreisen bestens zu artikulieren. Auch hat sie es nie verabsäumt, tatkräftig den Hilfesuchenden beizustehen und ihrer persönlichen Initiative war es oftmals zu danken, dass rasch und unbürokratisch Not gelindert werden konnte. Der Sozialausschuss, dem sie 22 Jahre angehörte, hat ihren Neigungen bestens entsprochen und es gelang ihr, sich durch ihr großes Wissen und die reiche Erfahrung hervorragend zu profilieren. Bedeutende Ausschüsse wie z.B. der Finanzausschuss und der Ausschuss für Berufsangelegenheiten im Dienstrecht hatten in ihr ein routiniertes Mitglied und ihr Rat und ihre Stimme hatten bedeutendes Gewicht.
Stefanie Holzer hat in ihrer Jugend mit ansehen müssen, wie aus Parteienstreit und Intoleranz Unversöhnlichkeit und Hass wurde. Diese traurige Erfahrung nach Gräueln des Krieges haben sie zu einer Persönlichkeit des Ausgleichs werden lassen. Sie hat es verstanden, politische Gegner durch ihre charakterfesten Standpunkte, die sie stets tolerant und mit ihrem mütterlichen Charme so bezwingend vorzutragen wusste, zu überzeugen. Der tiefe Respekt und die Hochachtung auch Andersdenker war ihr immer sicher. Nachdem sie sich aus dem Gemeinderat, dem sie so lange angehörte, zum Bedauern aller zurückgezogen hatte, bekleidete sie noch die Position der Ehrenvorsitzenden der Frauenorganisation St. Leonhard. Weiters war sie Mitglied des Landesfrauenkomitees und Landesobmannstellvertreter der Pensionisten für Steiermark, Bezirksvorsitzende der Pensionisten in der Stadt Graz sowie tätiges Mitglied im Volkshilfeklub. Vom Bundesministerium für Soziale Verwaltung wurde sie als ordentliches Mitglied als Vertreter der Opferbefürsorgten in den Landesinvalidenausschuss entsandt.
Für ihre überragenden Leistungen, die sie für Land und Stadt erbracht hatte, wurden ihr das „Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark", das „Goldene Verdienstzeichen um die Republik Österreich", die „Viktor-Adler-Plakette" und die „Freundschaftsplakette" der Schwesternstadt Darmstadt für die Verdienste um die Städtepartnerschaft verliehen.