Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Idee, Mitarbeiter:innen an ihrem Arbeitsplatz zu besuchen und zu porträtieren, trägt den Jahresbericht 2023.
Wer sind die Menschen, die tagtäglich Arbeit für Kinder, Jugendliche und Familien in Graz leisten? Wie arbeiten sie? Und: Was brauchen diese Mitarbeiter:innen, um gute Arbeit in ihrem jeweiligen Bereich leisten zu können?
Im vorliegenden Jahresbericht finden Sie die Porträts von 36 Kolleg:innen, die in der Sozialarbeit, in der Verwaltung, im Kindesunterhalt, in Projekten, in der Jugendarbeit und vielen anderen Fachbereichen arbeiten - Mitarbeiter:innen aus unserem Amt und Partnerorganisationen.
Jahresbericht 2023 | Video: Was macht eigentlich das Amt für Jugend und Familie? | Die fünf Gesichter hinter der Kamera | Gemeinsam (auf)wachsen | Vom „Thriften" bis zur sozialen Hilfe | Mehr "Heimspiel" geht nicht.
Video: Was macht eigentlich das Amt für Jugend und Familie?
Das Video wurde von Studierenden der FH JOANNEUM im Rahmen einer Kooperation gestaltet. Credits: Constanze Steinböck, Johannes Scheucher und Mara Jausovec
Hier geht's zum Video (Instagram): Was macht eigentlich das Amt für Jugend und Familie?
Die fünf Gesichter hinter der Kamera
Ein Foto aus dem Fenster eines Autos für den Mitarbeiter des Bereitschaftsdienstes, die Betreuerinnen der Kleiderbörse mit einem Stapel Klamotten in den Händen oder ein Foto im Schwimmbad. Die Fotografinnen des Jahresberichts 2023 haben sich ganz schön bemüht, ihren Fotos einen Hauch von Persönlichkeit und Einzigartigkeit zu verleihen. Doch wer sind überhaupt die kreativen Köpfe hinter der Kamera?
Das Team besteht aus fünf Fotografinnen der HTBLVA Ortwein, die im Frühjahr 2024 ihr vorletztes Schuljahr absolvieren. Die Kooperation für den Jahresbericht zwischen der Ortweinschule und dem Amt für Jugend und Familie in Graz ist heuer erstmalig und bietet den Schülerinnen die Möglichkeit, an einem umfangreichen Projekt teilzunehmen. „Es war schon sehr stressig neben der Schule, aber im Nachhinein war's eine richtig coole Erfahrung", meint Sofia Huber im Gespräch.
Die fünf Schülerinnen bekamen den Auftrag, einige Mitarbeiter:innen für den Jahresbericht 2023 zu porträtieren und dabei „das Wesen der Personen einzufangen", erzählt Sofia. Die Aufgabenstellung war sehr frei und auch Konzept und Organisation mussten die Schülerinnen selbst in die Hand nehmen. „Eine Herausforderung war auf jeden Fall, dass wir viel organisieren mussten. Das habe ich bis jetzt noch nicht so wirklich gemacht. Wir haben eine Terminliste zusammengestellt, mit vielen Menschen telefoniert und das Equipment organisiert", schildert Kristina Lagger die Vorgehensweise.
Neben der Organisation stellten auch die Locations eine Herausforderung dar. „Teilweise gab es wenig Licht und die Büros waren manchmal kleiner, als wir gedacht haben", erzählt Jasmin Pebal, „und deswegen haben wir dann auch draußen fotografiert. Wir haben versucht, den Arbeitsalltag und das, was sie machen, miteinzubauen. Das war im Schwimmbad zum Beispiel leichter."
Eine der fünf Fotografinnen hatte die Aufgabe, Zahlen und Daten bildlich und kreativ darzustellen. Sie hatte die Idee, Ziffern und Zahlen in ganz Graz zu suchen und abzulichten. So fotografiert sie Hausnummern, digitale Anzeigen, aufgemalte Zahlen, etc. und erstellte daraus Collagen, die nun neue Zahlen ergeben.
Am liebsten beschäftigen sich die Schülerinnen mit experimenteller und inszenierter Fotografie sowie Landschafts- und Porträtfotografie. Bei der Zusammenarbeit mussten sie nun ihren gemeinsamen Stil finden. „Es war auch anders als im Fotounterricht, weil wir das Gelernte wirklich anwenden mussten. Wir mussten mit vielen verschiedenen Situationen umgehen, auch beim Fotografieren, das war schon ein sehr großer Lernerfolg", meint Sofia abschließend mit einem Lächeln im Gesicht.
Gemeinsam (auf)wachsen
Für unbegleitete minderjährige Fremde ist das Aufwachsen ohne Familie und mit unklaren Zukunftsperspektiven oft mit Schwierigkeiten verbunden. Mit Unterstützung von Gernot Tockner und Nina Jessenko von der Kinder- und Jugendhilfe können die jungen Menschen Graz kennenlernen sowie Freizeitangebote nutzen - siehe auch Jahresbericht Seite 20. Ziel ist es, den Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren Freizeit- und Informationsangebote sowie Workshops zu bieten, um ihnen die Stadt Graz näherzubringen und Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. Mittlerweile nehmen über 40 Jugendliche regelmäßig an Aktivitäten teil, die von Bowling und Stadtrundfahrten bis hin zu Schwimmkursen reichen.
Leben im UMF-Quartier in der Ägydigasse
Die Unterkunft der am UMF-Projekt teilnehmenden Jugendlichen befindet sich in der Ägydigasse, nahe des Griesplatzes. Koordinatorinnen der Stelle sind Sophie Schmidt und Marilena Kamnig, die das Quartier der Überorganisation „Kinderfreunde Steiermark" leiten. Beide engagieren sich seit den Anfängen des Projekts im Jahr 2022 mit vollem Einsatz. Dank ihrer Arbeit und den jungen Bewohnern haben sie sogar schon etwas Arabisch gelernt.
Integration durch Bildung und Freizeitangebote
Sophie Schmidt und Marilena Kamnig setzen sich besonders für eine strukturierte Integration der Jugendlichen ein, indem sie Deutschkurse organisieren und Freizeitaktivitäten wie Ausflüge und Sportprogramme anbieten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Sprachförderung, da die meisten Jugendlichen keine oder nur geringe Deutschkenntnisse mitbringen. Um dem Mangel an Alphabetisierungskursen entgegenzuwirken, hat die Einrichtung eine Deutschlehrerin mit syrischen Wurzeln eingestellt, die den Jugendlichen sprachliche Grundkenntnisse vermittelt.
Individuelle Förderung und familiäre Atmosphäre
Sophie Schmidt und Marilena Kamnig legen großen Wert darauf, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen und die Jugendlichen bestmöglich auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten. Dabei unterstützen sie die Jugendlichen auch bei alltäglichen Herausforderungen, wie der Anmeldung von Wohnung und Strom.
Ihre Arbeit ist geprägt von enger Zusammenarbeit und gegenseitigem Verständnis. Sophie Schmidt und Marilena Kamnig ergänzen sich dabei perfekt und teilen die Vision einer erfolgreichen Integration durch individuelle Betreuung und Förderung. Die Jugendlichen schätzen diese Unterstützung sehr und profitieren von den umfangreichen Angeboten, die ihnen helfen, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden und ein eigenständiges Leben zu führen.
Auf die Frage, welche Unterstützung oder Veränderung sie sich von Politik und Gesellschaft wünschen würde, antwortet Marilena Kamnig: „Ich würde mir wünschen, dass etwas mehr Geld in diesen Bereich fließt, weil wir dann einfach mehr Ressourcen hätten - von den Deutschstunden bis zur Betreuung." Zudem hofft sie auf ein besseres Gemeinschaftsgefühl zwischen Österreicher:innen und Geflüchteten.
Vom „Thriften" bis zur sozialen Hilfe: Die vielen Facetten der Second-Hand-Kleidung
Fast Fashion ist out: Immer mehr Menschen, vor allem auch junge, wenden sich von Billigmode ab und steigen auf Second Hand um. Vintage Kilo Sales und ähnliche Modelle antworten auf die steigende Nachfrage. Und auch das Amt für Jugend und Familie der Stadt Graz hat mit einer eigenen Kleiderbörse für Familien ein nachhaltiges Angebot geschaffen.
Vintage ist alles andere als aus der Mode gekommen.
Gute Gründe, um sich für Second-Hand-Kleidung zu entscheiden, gibt es viele. Die Aspekte reichen von Nachhaltigkeit über Finanzielles bis zur Vielfältigkeit. Denn Vintage ist alles andere als aus der Mode gekommen. Im Gegenteil, Second Hand kann viel mehr, als gebrauchter Kleidung „nur" eine zweite Chance zu geben. Bei der Produktion von Neuware werden nicht nur enorm viele Ressourcen wie Wasser oder Baumwolle verbraucht, sondern auch die Arbeitsbedingungen der Textilmitarbeiter:innen sind oft prekär. Hinzukommt, dass durch den Wegwerfkonsum von Kleidung die Umweltverschmutzung durch Schadstoffe und Müll immer stärker zunimmt. Die Wiederverwendung und Wertschätzung von Kleidung macht deshalb nur Sinn. Second Hand holt aber nicht nur alles aus einem Kleidungsstück heraus, sondern Kund:innen sparen sich dabei auch noch Geld. Mode aus zweiter Hand ist günstiger und oftmals ist die Auswahl größer und vielfältiger. Die Chancen, ein echtes Prachtstück zu finden, stehen also gut!
Soziale Unterstützung durch Second Hand
Second Hand ist jedoch mehr als ein Nachhaltigkeitstrend. Durch die Weitergabe von gebrauchter, aber noch gut erhaltener Kleidung kann auch Familien geholfen werden, die finanziell keinen großen Spielraum haben. Die Kinder- und Jugendhilfe Graz-Nordwest hat deshalb eine Kleiderbörse für ihre Klient:innen ins Leben gerufen. Dieses Projekt richtet sich an die Familien, die vom Amt für Jugend und Familie betreut werden und stellt ein wichtiges Hilfsangebot dar. Mitarbeiter:innen des Amtes organisieren und verwalten die Beschaffung und Weitergabe der Sachspenden gemeinsam. Von Kleidung für Babys und Kinder bis zu Spielsachen und Bettwäsche - die Vielfalt in der Kleiderbörse schafft es, Familien mit wenig Möglichkeiten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Mehr über die Kleiderbörse und ihre Organisatorinnen lesen Sie im neuen Jahresbericht des Jugendamtes der Stadt Graz auf Seite 14.
(Gekürzte Fassung eines Textes von Larissa Buchriegler)
Mehr erfahren (Instagram): Hast du schon einmal Second-Hand-Kleidung gekauft?
Mehr "Heimspiel" geht nicht.
Seit 2019 können Grazer Kinder dank dem Projekt "Heimspiel" ihr ganz persönliches "Heimspiel" vor der eigenen Haustüre genießen.
Entstanden ist das Projekt aus einer Kooperation zwischen dem SOS Kinderdorf und dem Referat der Offenen Kinder- und Jugendarbeit der Stadt Graz.
Ziel dieses Projektes ist es, Kindern bis zu zehn Jahren in der Stadt einen Raum zum Fußball-Spielen zur Verfügung zu stellen. Dafür kommt ein Team mit dem nötigen Equipment direkt in die ausgewählten Siedlungen und baut mit den Kindern die kleine Arena aus sechs Bankerln und zwei Toren auf vorhandenen Grünflächen auf. Durchgeführt werden "Heimspiele" vor allem in Siedlungen, in denen wenig öffentlicher Raum zur Verfügung steht.
Spielen vor der Haustüre
Aus einer Beobachtung, dass in vielen Siedlungen Grünanlagen vorhanden sind, das Ballspielen aber verboten ist, entstand die Idee des "Heimspiel-Konzeptes". Dadurch ermöglicht man das Ballspielen in ausgewählten Siedlungen bei den Kindern vor der Haustüre und gibt ihnen diesen Raum mithilfe der "Bankerl-Arena" zurück. So werden auch Erwachsene aufmerksam, dass das Spielen von Kindern eine Bereicherung für eine Siedlung ist und keine nervige Nebenerscheinung. Das wird in einer Welt, die für Erwachsene gemacht ist, nicht immer so gesehen. Doch gerade heutzutage ist Bewegung an der frischen Luft und ohne Leistungsdruck für Kinder enorm wichtig.
Unterstrichen wird die Wichtigkeit des Projektes auch von den zusätzlichen Mitteln, die vom ÖFB und der UEFA zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem erhielt "Heimspiel" den Social Football Award vom ÖFB und den UEFA Children Award. Weiters spricht auch die Ausweitung auf andere Städte wie Wien, Salzburg, Linz und Innsbruck eine deutliche Sprache, bezogen auf die Beliebtheit vom "Heimspiel".
Für Groß und Klein
Allein im Jahr 2023 nahmen über 2.000 Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren - davon fast 45 % Mädchen - das Angebot an und kickten, grätschten und spielten stundenlang mit ihren Altersgenoss:innen. Doch das Projekt "Heimspiel" bietet auch für Erwachsene eine tolle Möglichkeit, neue Bekanntschaften in der Siedlung zu schließen. Bei den 125 Einsätzen im vergangenen Jahr waren um die 500 Eltern und Siedlungsbewohner:innen vor Ort und schauten sich den "Kick" der kleinen Spaßkanonen an. Noch dazu können sie das Erlebnis für die Kinder mit Kuchen oder zur Verfügung gestellten Säften abrunden. So bietet das Projekt für das Gemeinwesen einen enormen Mehrwert, denn Leute werden zusammengebracht und aus der Anonymität einer Stadt herausgeholt.