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Waltraud Klasnic

Ehrenbürgerin der Stadt Graz

Gemeinderatsbeschluss am 19. November 2015, Festsitzung am 25. Februar 2016

Zur Person

Waltraud Klasnic
Waltraud Klasnic© Stadt Graz/Fischer

Waltraud Klasnic wurde am 27. Oktober 1945 in Graz geboren und wuchs als Adoptivkind in äußerst bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule absolvierte sie in den Jahren 1959 bis 1963 eine Ausbildung im Einzelhandel. Als junge Verkäuferin in einem Kinderbekleidungsgeschäft lernte sie ihren späteren Mann Simon kennen. Im Alter von 18 Jahren heiratete sie und gründete ab 1966 gemeinsam mit ihrem Mann ein kleines Transportunternehmen in Weinitzen.

Ihre „politische Karriere" begann mit ihrem Eintritt in die ÖVP und ihrem Engagement in der österreichischen Frauenbewegung. 1970 bekam sie ihr erstes politisches Mandat als Gemeinderätin der Heimatgemeinde Weinitzen. Sie war damals mit 24 Jahren die jüngste Gemeinderätin Österreichs. Von 1977 bis 1981 war sie Mitglied des Bundesrates. Am 21. Juni 1981 wurde sie als Abgeordnete zum Steiermärkischen Landtag angelobt und 1983 zur dritten Landtagspräsidentin gewählt. 1988 folgte sie Helmut Heidinger in der Funktion als Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus und Verkehr und stieg 1993 zur Landeshauptmann-Stellvertreterin auf. Am 23. Jänner 1996 wurde sie als Landeshauptmann der Steiermark angelobt. Als erste weibliche Landeschefin Österreichs legte sie darauf Wert als „Frau Landeshauptmann" angesprochen zu werden. Klasnic hat das Miteinander zum Motto erhoben. Miteinander erfolgreich für unsere Steiermark. Während ihrer Amtszeit initiierte sie unter anderem den Aufbau des Automobilclusters Styria. Die gute Wirtschaftsentwicklung in der Steiermark war das Ergebnis gut aufeinander abgestimmter Strategien und konsequenter Arbeit. Als unbeirrte Verfechterin für die Stärkung der steirischen Infrastruktur kämpfte sie unter anderem für den Semmering-Eisenbahntunnel und die Koralmbahn. Ein sehr großes Anliegen war ihr auch 2001 die Einführung der Babyklappe im LKH Graz, wodurch die Möglichkeit der „anonymen Geburt" ins Leben gerufen wurde. Sie bezeichnet diese selbst als eine ihrer wesentlichsten Spuren, die sie hinterlassen hat. Sie hat damit „Leben ermöglicht". Klasnic erkannte auch die Wichtigkeit der Pflege, indem das Studium der Pflegewissenschaften als ordentliches Studium an der Medizinischen Universität Graz ab Oktober 2004 eingeführt wurde. Auch hier übernahm sie eine Vorreiterrolle in Österreich bei der Ausbildung von akademisch geschulten Pflegekräften.

Jedoch das Grubenunglück am 17. Juli 1998 in Lassing war eine Zäsur im Leben Waltraud Klasnics. Während eines Galadinners in Schloss Eggenberg erfuhr sie von der dramatischen Entwicklung, entschloss sich noch in derselben Nacht zum Unglücksort zu fahren um den Frauen und Müttern der Verschütteten Trost zu spenden. In diesen schweren Tagen war Frau Landeshauptmann Klasnic oft in Lassing, meist abseits der Medien um Gespräche mit den Betroffenen zu führen. Bei der Pressekonferenz verlas sie die Liste der Verstorbenen. Am Ende überwältigten sie die Emotionen, die sie in einem kurzen Satz wiedergab „ein Land weint". Das Kriseninterventionsteam wurde erst später auf ihr Betreiben hin gegründet. Die Bedeutung dieser Einrichtung zeigte sich nach der Amokfahrt in Graz.

Nach der Landtagswahl 2005 zog sich Waltraud Klasnic aus allen politischen Ämtern zurück.

Seit 2006 engagiert sie sich ehrenamtlich in wichtigen öffentlichen und karitativen Aufgaben für Österreich und Europa. So bekleidet sie seit 2008 den Vorsitz des Dachverbandes Hospiz Österreich.

Im Jahre 2010 ersuchte sie Kardinal Schönborn, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, sich der Opfer von Missbrauch und Gewalt im Bereiche der katholischen Kirche Österreichs anzunehmen.

In der von ihr gebildeten unabhängigen Opferschutzkommission soll die Unabhängigkeit der Aufklärung der aktuellen Missbrauchsfälle von Kindern und Angehörigen der katholischen Kirche in Österreich gewährleistet sein. Von 2006 bis 2010 war Waltraud Klasnic auch Vorsitzende des Kuratoriums des Zukunftsfonds der Republik Österreich, der für Menschenwürde, Toleranz und Respekt steht und der sich für eine zukunftsorientierte Erinnerungskultur und die Förderung von Menschenrechts -und Demokratieprojekten annimmt. Im Juni 2012 wurde Waltraud Klasnic vom Senat der Montanuniversität Leoben zur Vorsitzenden des Universitätsrates bestellt.

Waltraud Klasnic beherrschte und beherrscht das Zuhören, wie kaum ein anderer und konnte sich immer in die Situation ihres Gesprächspartners hineinversetzen. Das Hineinversetzen und das Mitfühlen zeichnet sie aus. Es gelang ihr auch immer wieder authentisch zu bleiben und als Frau aus dem Volk anerkannt zu werden. Sie gehört zu jenen Persönlichkeiten, die keine Scheu hatte anzupacken und sich der Situation zu stellen.

"Das Leben dauert gleich lang, ob ich lache oder weine" ist ihre Überzeugung. Als lebensbejahender und positiv denkender Mensch hat sie nicht nur als aktive Politikerin, sondern auch als Privatperson im Laufe ihres Lebens vielen Menschen Mut zugesprochen und tröstende Worte gefunden. In Waltraud Klasnic hatte die steirische Landeshauptstadt eine Ansprechpartnerin, die ihr Herz den berechtigten Wünschen weit öffnete und über alle politischen Gräben hinweg, stets einen Konsens herbeizuführen wusste. Ihre Courage nach Katastrophen wie in Lassing und Gasen zeichneten sie ebenfalls aus. Selbst in diesen schwersten Stunden zollte man ihr Respekt, Anerkennung und Hochachtung.

Unzählig sind die Ehrungen die Waltraud Klasnic zu teil wurden. Als erste Frau in der Geschichte der Stadt Graz wurde sie 2015 mit der höchsten Ehrung augezeichnet: Die Ehrenbürgerschaft „der Landeshauptstadt Graz“ möge ein weiterer Glanzpunkt dieses beispiellosen Lebensweges sein.

 

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