unbekannt – 1478
Niclas Strobl wanderte aus Salzburg nach Graz zu, wo er bis zu seinem Tod 1478 lebte. Als Fleischhauer und Händler in der Herrengasse kam er zu Ansehen und Reichtum, sodass er in die Grazer Bürgerschaft aufgenommen wurde. In den Jahren 1452 und 1465 sowie von 1466 bis 1469 wird Strobl als Stadtrichter genannt, im Jahr 1461 bekleidete er auch das Amt des Bürgermeisters. Die eigentliche Bedeutung von Niclas Strobl liegt in der Tatsache, dass er dieses Gerechtigkeitsbild in Auftrag gegeben - gestiftet - hat. Es zeigt den weltlichen Richter - Niclas Strobl - in der Ausübung seines Amtes, das Jüngste Gericht ist dieser Szene gegenübergestellt.
Liefert uns dieses Bild auch kein Portrait im eigentlichen Sinne, so zeigt es uns als wertvolle Quelle der Rechtsgeschichte den Ablauf einer spätmittelalterlichen Gerichtsverhandlung und stellt die involvierten Personen vor. Von diesem Typus eines „Gerechtigkeitsbildes" sind uns weltweit nur vier Exemplare erhalten: das Grazer Stadtrichterbild sowie Gemälde in Würzburg, Wesel/Rheinland und Maastricht. Allein diese Tatsache unterstreicht den Wert dieses Gemäldes nicht nur aus kunsthistorischer Sicht.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Franz Leitgeb