18. Jahrhundert
Im Sommer 1713 brach in Graz der große Aufstand der Schustergesellen los, nachdem die Regierung im Jahr zuvor für ganz Österreich festgelegt hatte, dass die Gesellen nur dann eine neue Arbeit bekommen konnten, wenn sie bei der Zunft die vorgeschriebenen Kundschaftszettel vorlegten. Die „Kundschaft", ein Zeugnis seines Wohlverhaltens, erhielt der Geselle, wenn er seinen Arbeitgeber verließ, um sich wieder auf Wanderschaft zu begeben. Mit dieser Maßnahme zielte man auf eine bessere Kontrolle und Disziplinierung der reisenden Handwerker ab, da manche von ihnen „den Adel und die höheren Stände mit Betteln überlaufen und den Armen das Almosen entziehen", wie eine zeitgenössische Beschwerde verrät.
In Graz verweigerten über 100 Gesellen und Lehrlinge die Annahme der Kundschaftszettel, worauf man sie im Rathaus festsetzte, zwölf der Rebellen auspeitschte und ins Gefängnis warf. Daraufhin versammelten sich die Sympathisanten der Handwerker auf dem Hauptplatz und versuchten, das Rathaus zu stürmen. Die Regierung verhängte den Belagerungszustand über die Stadt und rief die Schloßbergbesatzung zu Hilfe. Zusammenkünfte in Wirtshäusern wurden verboten, die Gassen während der Nacht beleuchtet, und Patrouillen verhinderten weitere Zusammenrottungen. Am nächsten Tag gaben die Schuhknechte schließlich wegen der Androhung der ewigen Verweisung nach, und die Lage beruhigte sich langsam wieder.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Gerhard Schwarz