1685–1740
Vorgesehen für den spanischen Thron, wollte Karl VI./Carlos III. - ohne Erfolg - das globale Reich Karls V./Carlos I., „in dem die Sonne nicht unterging", wiedererrichten. Aber auch ohne das im Erbfolgekrieg verlorene Spanien mit seinen überseeischen Kolonien hatte die Habsburgermonarchie zu seiner Zeit letztlich die größte Ausdehnung. Gegen die frühaufklärerischen Gedanken seines verstorbenen Bruders Joseph I. setzte er die alte Barockfrömmigkeit. Unsterblich wird deshalb sein Ruhm bleiben als Stifter der vom Grazer Fischer von Erlach entworfenen unvergleichlichen Karlskirche, die das Herrscherlob mit der Hagiografie des Pestheiligen Karl Borromäus verquickt.
In bewusstem Rückgriff auf Bauformen der Antike, des jüdischen Kulturkreises und von Byzanz kündet die barocke Gegenwart der dominierenden Tambourkuppel von der Größe der katholischen Weltmacht Österreich, so wie die hagiographischen Säulen, geziert mit spanischer Krone und Reichsadler, gleichermaßen Beständigkeit und Stärke, die angestrebten Tugenden des Herrschers repräsentieren. Die politische Wirklichkeit wich davon deutlich ab. Konsequenz und Übersicht in der Politik scheinen dem Musik liebenden Herrscher der versäumten Gelegenheiten gefehlt zu haben, sodass Karls Tochter Maria Theresia, die seine Pragmatische Sanktion erst kriegerisch durchsetzen musste, im Rückblick auf ihren Amtsantritt klagte: „Ich fand mich ohne Geld, ohne Credit, ohne Armee [...]." Der kunstsinnige Karl VI. war der letzte Kaiser, dem die steirischen Stände in Graz 1728 eine Erbhuldigung erbrachten. Sie hatten auch der Pragmatischen Sanktion zugestimmt, weil sie sich dadurch Freiheitsgarantien erhofft hatten.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Otto Hochreiter