1774–1856
Mit seinen Nachdichtungen der mittelalterlichen orientalischen Literatur machte Hammer vor allem den persischen Dichter Hafez im Abendland bekannt und regte damit auch Goethe zu dessen Gedichtzyklus „Westöstlicher Divan" an. Er war als sogenannter „Sprachknabe" 1799 nach Konstantinopel geschickt worden und hatte sich in den folgenden Jahren tiefe Einblicke in die Kultur und Geschichte des Orients erworben. Mit seinen Schriften wurde er zum Wegbereiter der Orientalistik, sein Hauptwerk, die zehn Bände umfassende „Geschichte des Osmanischen Reiches", war bahnbrechend und ist bis heute anerkannt. Etwas skurril mutet uns heute seine Auseinandersetzung mit Universitätsprofessor Gustav Franz Schreiner über die richtige Schreibung des Namens der Stadt an.
Die Frage „Graz oder Grätz" hatte schon Jahrhunderte die Grazer Gelehrtenschaft gespalten, im nationalistischen 19. Jahrhundert war die Frage „slawisch oder deutsch" von höchster politischer Bedeutung. Als sich auch Hammer-Purgstall 1843 in einem Vortrag bei der Versammlung der Naturforscher und Ärzte im Grazer Coliseum dazu zu Wort meldete, erreichten die Wogen der Erregung sogar Wien und München. Heute ist die Antwort unumstritten: Der Name Graz leitet sich von slawisch „gradec" (kleine Burg) ab und bezieht sich auf eine mittelalterliche Burganlage auf dem Grazer Schloßberg.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Gerhard Schwarz