1902–1994
Er ist nicht schuld daran, dass uns heute Transkontinentalraketen, wahlweise bestückt mit konventionellen oder atomaren Gefechtsköpfen, in unfassbarer Anzahl bedrohen. Und er war nicht beteiligt - anders als Wernher von Braun - an der Vergeltungswunderwaffe „V2", die Hitler noch gegen London und Antwerpen einsetzen konnte. Friedrich Schmiedls Grundkonzept hatte sich niemals ins Militaristische verändert: Vom Ersten Weltkrieg, als er als Mittelschüler mit Feldpostraketen experimentierte, bis vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verfolgte er im Wesentlichen nur eine Idee: unbemannte Flugkörper ausschließlich friedlich entweder für die Raumfahrt oder zur Beschleunigung des Postweges zu nutzen.
In der Zwischenkriegszeit erregte er mit 200 Raketenversuchen im Gebiet des Schöckl sogar internationales Aufsehen. Selbst die „New York Times" und chinesische Zeitungen berichteten darüber. 1931 gelang es Schmiedl mit der ersten Postrakete, der „V7", 102 Poststücke vom Grazer Hausberg ins nahe gelegene St. Radegund, dort am Fallschirm landend, zu schießen. Der „Raketen-Schmiedl" stellte seine Versuche noch vor dem Zweiten Weltkrieg ein, zerstörte alle Pläne und Geräte und meldete sich zum Heeresbauamt, um einer Dienstverpflichtung zum Bau von Raketenwaffen zu entgehen. Auch nach dem Krieg konnte sich Schmiedls Erfindung der Postrakete nicht als amtlich anerkanntes Beförderungsmittel durchsetzen. Niemand erhält heute noch Luftpost per Rakete.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Otto Hochreiter