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Architektonischer Brückenschlag zwischen Graz und Haifa

Empfang der Nachkommen Karl Ilbings im Rathaus

26.06.2024
Bürgermeisterin Elke Kahr (3. v. r.) und die Projektleiterin der Ausstellung Antje Senarclens de Grancy (r.) mit den israelischen Nachfahren von Karl Ilbing, Michael, Gattin Sara und Sohn Tal Herman (4. bis 6. v. r.) und der Architekturforscherin aus Haifa/Israel, Dafna Berger ShperlingBürgermeisterin Kahr freute sich, ihre Gäste im Rathaus begrüßen zu dürfen.Anregende Gespräche im angenehmen Ambiente ...... des Büros der Bürgermeisterin.Schöner Gastbesuch: v. l. Tal Herman, Joe Hopfer, Sara und Michael Herman, Karin Hopfer, Antje Senarclens de Grancy und Dafna Berger Shperling
Der Architekt Karl Ilbing studierte auf der TU-Graz.
Der Architekt Karl Ilbing studierte auf der TU-Graz.© Sammlung Michael Herman

Er war ein russisch-österreichisch-israelischer Architekt, studierte an der TU Graz, gründete in der steirischen Landeshauptstadt eine Familie und spezialisierte sich hier auf Geschäftsgestaltungen, so etwa für die Kaffeerösterei Hornig in der Sporgasse oder das Schuhhaus Spitz in der Herrengasse. Der immer heftiger werdende Antisemitismus zwang ihn, 1934 mit seiner Familie nach Palästina auszuwandern. Nun ist er wieder nach Graz "zurückgekehrt": Im Museum für Geschichte läuft zu Ehren des wenig bekannten Architekten die Ausstellung "Karl Ilbing. Ein Architekt in Graz und Haifa". Diese wie auch das Begleitbuch wurde von Universitätsprofessorin Antje Senarclens de Grancy vom Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz gemeinsam mit 30 Architekturstudent:innen erarbeitet. Ziel ist es, Ilbings Arbeit in Kooperation mit Expert:innen in Israel in ihren gesellschaftlichen, politischen und architekturhistorischen Kontexten umfassend zu dokumentieren und dem Publikum zu präsentieren. Wissenschaftliche Unterstützung erfuhr das Projekt durch die Architekturforscherin Dafna Berger Shperling aus Haifa/Israel, das finanzielle Sponsoring kam vom Zukunftsfonds der Republik Österreich, der Ziviltechnikerkammer für Steiermark und Kärnten, dem David-Herzog-Fonds der steirischen Universitäten und dem Land Steiermark. Der Enkel des Architekten, Michael Herman aus Israel, stellte eine Sammlung aus Fotografien und Korrespondenzen zur Verfügung, ohne die die Arbeit nicht möglich gewesen wäre. 

Karl Ilbing - ein Stück Stadtgeschichte

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung gestern Dienstag, dem 25. Juni 2024, empfing Bürgermeisterin Elke Kahr Herman sowie dessen Gattin Sara und Sohn Tal gemeinsam mit Joe und Karin Hopfer, den Grazer Verwandten Ilbings, im Rathaus. "Ich bin sehr dankbar, dass Sie alles über Ihren Großvater für diese wichtige Ausstellung zur Verfügung gestellt haben!", wandte sich die Bürgermeisterin an Herman. "Man weiß über Karl Ilbing nur wenig, da geht es vielen Menschen in der Stadt so. Toll, dass die Ausstellung bis in den Herbst hinein gezeigt wird, so haben vielen Grazerinnen und Grazer die Möglichkeit, sie zu besuchen." Dass großes Interesse an der Person Ilbing besteht, zeigte der Besucher:innenandrang am gestrigen Eröffnungstag: Rund 130 Personen waren zur Vernissage gekommen - "und das trotz der Übertragung des EM-Spiels Österreich gegen die Niederlande", wie Herman schmunzelnd bemerkte. Er selbst hat einen engen Bezug zur Stadt, waren doch seine Eltern - die Mutter war Grazerin - jedes Jahr hier zu Besuch, zu Hause in Israel wurde auch nur Deutsch gesprochen. Über die gelungene Ausstellung, die umfangreich das Leben und Wirken seines Großvaters präsentiert, freut er sich unglaublich. Senarclens de Grancy berichtete, dass sie gemeinsam mit den Studierenden ein ganzes Studienjahr lang am Projekt gearbeitet habe. "Die jungen Menschen haben unglaublich viel über jene Zeit mitgenommen, waren in Archiven, haben recherchiert." Leider gebe es vom architektonischen Schaffen Ilbings keine Zeitdokumente in der Stadt mehr - dieses würden nur mehr Fotos und Pläne belegen. Zum Schluss des Gastbesuches äußerte Herman, der gemeinsam mit seiner Familie und seinen Grazer Verwandten die Gelegenheit genutzt hatte, auf den Grazer Spuren seines Großvaters zu wandeln, noch einen Wunsch: "Es wäre schön, wenn auch nach Ende der Ausstellung in Graz ein Stück an ihn erinnern würde!" Einem Ansinnen, dem sich die Bürgermeistern gerne widmen wird, denn, so Kahr: "Karl Ilbing gehört zur Geschichte der Stadt dazu!" 

Zu sehen ist die Ausstellung "Karl Ilbing. Ein Architekt in Graz und Haifa" noch bis 6. Oktober im Museum für Geschichte, Sackstraße 16. 

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