Am 7. Februar 2025 fand im Media Center des Grazer Rathauses die Pressekonferenz anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Migrant:innenbeirates der Stadt Graz statt und läutete damit das Jubiläumsjahr ein. Gemeinsam mit Bürgermeisterin Elke Kahr wurde der Auftakt zu einem besonderen Jubiläumsjahr gefeiert.
Grazer Migrant:innen sind keine homogene Gruppe
Ein zentrales Element der Pressekonferenz war die Vorstellung des aktuellen „Berichts zur Lage der Migrant:innen in Graz", der umfassende Einblicke in die Lebensrealitäten, Herausforderungen und Beiträge der migrantischen Mitbürger:innen der Stadt liefert. Der Bericht macht einmal mehr deutlich, wie wichtig politische Partizipation und Interessenvertretung für jene Menschen ist, die in Graz leben, aber kein Wahlrecht haben.
Zusätzlich stellte der Studienleiter Peter Stoppacher, der den Bericht zur Lage der Migrant:innen in Graz wissenschaftlich begleitet hat, einige zentrale Erkenntnisse vor. Bei der Erstellung habe man sich um eine lebensnahe Sozialforschung bemüht und vor allem mit den betroffenen Menschen gesprochen und nicht nur über sie. „Oft erscheinen Migrant:innen im medialen Diskurs als homogene Gruppe. Allein bei der Zusammensetzung der Stichprobe hat man gesehen, dass „Migrant:innen" unterschiedliche Gruppierungen mit unterschiedlichen Lebensbedingungen sind". Das zeigt sich schon allein durch die rechtlichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen, die Staatsbürger:innen aus EU-Ländern oder Drittstaatsangehörige haben. Die unterschiedlichen Migrationsgründe reichen von Flucht über Arbeitsmigration bis hin zu persönlichen Gründen oder Familienzusammenführung. Die Anerkennung von Berufsausbildungen oder Bildungsabschlüssen bleibt nach wie vor eine große Herausforderung. „Durch diese langwierigen Prozesse wird viel Potential vergeudet." Insgesamt haben fast alle Befragten in Graz Fuß gefasst, haben Familien geründet, sind angesichts der Hürden beruflich teils in erstaunlichen Positionen, zahlen Steuern, fühlen sich hier zugehörig und sind mit dem Leben hier zufrieden. Dennoch haben fast drei Viertel der Befragten (persönliche) Diskriminierungen auf unterschiedlichen Ebenen erfahren. In der medialen Darstellung von Migrant:innen werden diese oft mit Problemen in Verbindung gebracht. Wohingegen der Nutzen oder die Bereicherung der Migration oft nicht dargestellt werden.
Bürgermeisterin Elke Kahr würdigte in ihrer Ansprache das langjährige Engagement des Beirates und betonte, dass „Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit für alle Menschen, die hier leben und arbeiten, gelten muss. Es zählt der Mensch, egal woher er kommt". Um diesen Grundsatz auch aktiv zu leben und in Maßnahmen zu fassen, wurde von der Grazer Stadtregierung das Integrationsleitbild samt zugehörigen Arbeitsprogramm beschlossen.
Die Vorsitzende des Migrant:innenbeirates, Irina Karamarković, betonte die zentrale Rolle des Beirates als Sprachrohr für die migrantische Bevölkerung. Der Beirat gilt europaweit als Best-Practice-Beispiel für politische Partizipation und vertritt die etwa 15 % der Menschen in Graz, die nicht einmal auf kommunaler Ebene wählen dürfen. In den Empfehlungen des Berichts hat man sich auf das konzentriert, was auf Kommunalebene möglich und umsetzbar ist.
Blick über dieses 30-jährige Jubiläum hinaus
„Dieses Jubiläum ist auch ein Anlass den Blick nach vorne zu richten. Die Herausforderungen unserer Zeit erfordern weiterhin unsere Aufmerksamkeit und unser Engagement. Der Migrant:innenbeirat bleibt ein verlässlicher Partner, der sich für eine inklusive Zukunft einsetzt, in der jede und jeder unabhängig von der Herkunft eine Stimme und Partizipationsmöglichkeiten hat.", so Irina Karamarković.
Das Jubiläumsjahr wird von einer Reihe von Veranstaltungen begleitet, darunter eine Veranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentages, ein Kinoabend zum Internationalen Tages des friedlichen Zusammenlebens, die jährliche Konferenz der Migrant:innenvereine und -selbstorganisationen, ein Projekt zur Sichtbarmachung der wertvollen Beiträge von Migrant:innen, eine Fachtagung sowie ein feierlicher Festakt im November.
Der Migrant:innenbeirat bedankt sich bei allen Teilnehmer:innen der Pressekonferenz sowie bei seinen zahlreichen Unterstützer:innen. Unter den Teilnehmer:innen waren auch der ehemalige Vorsitzende des Beirates, Kamdem Mou Poh à Hom, sowie Vertreter:innen des Islamischen Kulturzentrums Graz, von IKEMBA, Jukus und dem Nigerianischen Kulturverein.