1791–1859
Erster Seelsorger der nach der Gegenreformation 1821 neu gegründeten Grazer evangelischen Gemeinde wurde der in Güns/Köszeg geborene Michael Biberauer. Er blieb fast vier Jahrzehnte im Amt, die volle Gleichberechtigung der evangelischen Kirche durch das Protestantenpatent von 1861 erlebte er aber nicht mehr. Mit dem Toleranzpatent Kaiser Josephs II. war 1781 der Monopolanspruch der katholischen Kirche auf die Seelen der Österreicher gefallen. Elf Jahre später konnten in der Stadt die ersten evangelischen Gottesdienste seit fast 200 Jahren gefeiert werden. Bis zum Bau eines eigenen Bethauses - Kirchen waren weiterhin nur den Katholiken gestattet - sollten jedoch noch mehr als 30 Jahre vergehen.
Nach zahlreichen Störversuchen seitens der Behörde und der katholischen Kirche erteilte das Gubernium schließlich 1824 die Bewilligung zum Bau eines Gotteshauses auf dem Holzplatz, der 1879 seinen heutigen Namen, Kaiser-Josef-Platz, erhielt. Zuvor mussten die Bauwerber aber schriftlich bestätigen, dass sie weder einen Turm mit Geläute noch einen Eingang von der Straße zu errichten gedächten und sich das Gebäude in keiner Hinsicht von einem Privathaus unterscheiden werde. 1854 erhielt die Heilandskirche ihre heutige Gestalt, zwei Jahre später wurde Graz eine selbständige Pfarrgemeinde, bis dahin war sie als Filiale von Wald am Schoberpass geführt worden.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Gerhard Schwarz