1771–1865
Nach einem abenteuerlichen Leben, das ihn unter Napoléon I. bis nach Russland führte, findet man
Withalm ab 1817 in Graz als Baumeister. Unter seinen Grazer Bauwerken gelangten „Withalms Coliseum", entstanden im Jahr 1839, und das 1846 nach damals modernsten architektonischen Erkenntnissen geplante Eiserne Haus auf dem Murvorstadtplatz (heute Südtirolerplatz) zu großer Bekanntheit. Mit dem Eisernen Haus wurde Withalm zu einem Pionier der Eisenkonstruktion im steirischen Bauwesen. Die „Eventhalle" Coliseum bot 3.000 Besuchern Platz und diente auch als Quartier für Soldaten. Nach dem Abflauen des Interesses an Veranstaltungen und dem vermehrten Bau von Kasernen wurde das Gebäude zuletzt als Bethaus der jüdischen Gemeinde benutzt. Seit 1861 war auch in Graz die Zeit der Judensperre definitiv zu Ende.
Der verlorene Krieg 1859 (Magenta und Solferino) gegen die italienische Freiheitsbewegung, das „Risorgimento", führte in Österreich zu einer Wiederbelebung der Verfassungsfrage und damit zu einer innenpolitischen Teilliberalisierung. Nicht nur wurde den Evangelischen im Protestantenpatent Gleichberechtigung zugestanden, auch die Stadt Graz verzichtete auf Antrag des Abgeordneten Dr. Rechbauer auf das Recht, „keine Juden über Nacht in ihrem Weichbild dulden zu müssen". Völlige Gleichstellung mit den anderen Religionsgemeinschaften erlangte die jüdische Gemeinde erst nach einem weiteren verlorenen Krieg, dem „Deutschen Krieg" 1866 (Königgrätz/Hradec Králové).
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Franz Leitgeb / Gerhard Schwarz