1861–1928
Der Schneidergeselle Resel kam nach dem sogenannten Einigungsparteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Hainfeld 1888/1889 nach Graz und wurde hier zum Propagandisten und Organisator der steirischen Arbeiterbewegung. 1890 gründete er mit anderen den "Arbeiterwillen" als Parteiorgan und Mittel zur Mobilisierung der Arbeiterschaft. Johann Resel war der erste steirische Obmann der Partei, er begründete die Ortsgruppen der Natur- und der Kinderfreunde und schuf den steirischen Republikanischen Schutzbund, das sozialdemokratische Gegengewicht zu den christlich-sozialen Heimwehren und dem konservativ beherrschten Bundesheer. Das große allgemeinpolitische Thema der Sozialdemokratie in der Endzeit der Habsburgermonarchie war neben dem Achtstundentag das allgemeine Wahlrecht.
Bis 1896 waren nur Männer wahlberechtigt, die eine Mindeststeuerleistung erbrachten, was die Mehrheit der Bevölkerung von Wahlen ausschloss. Zu einem der wichtigsten Kampfmittel wurden die seit 1890 international veranstalteten Maifeiern. 1897 schaffte Resel mit Unterstützung liberal-nationaler Kräfte im Grazer Wahlsprengel ein Mandat für den Reichsrat. Nach den Wahlen im November 1899 zogen mit ihm und Josef Pongratz erstmals auch zwei Sozialdemokraten in den Grazer Gemeinderat ein. In keiner anderen österreichischen Stadt erreichte die Partei zu Zeiten der Monarchie eine so starke Position wie in Graz.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Gerhard Schwarz