Erster Weltkrieg
Der anfänglichen patriotischen Begeisterung durch die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien nach dem Attentat auf den aus Graz gebürtigen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand stand praktisch von Beginn des Krieges an eine große Zahl von Flüchtlingen gegenüber. Mit der ersten Welle kamen rund 3.400 Flüchtlinge aus Galizien, darunter rund 1.000 Juden. Wer es sich leisten konnte, sollte in Gasthöfen oder Wohnungen untergebracht werden; wer arm war, wurde in Barackenlager verwiesen, wie es sie beispielsweise in Wagna in der Südsteiermark gab, das rund 17.000 Personen aufnehmen konnte. Die zweite Flüchtlingswelle ergoss sich nach dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 in die Stadt, sie umfasste mehrheitlich Italiener aus dem Küstenland und aus der Stadt und der Umgebung von Triest/Trieste.
Je weiter der Krieg fortschritt und je schlechter die Versorgungslage im Hinterland wurde - bereits 1915 wurden in den Städten Lebensmittelkarten eingeführt - desto weniger wurden die Flüchtlinge als Mitbürger, Landsleute oder Leidensgenossen wahrgenommen, sondern als Konkurrenten im täglichen Überlebenskampf. Das Kriegsende veränderte erneut die Flüchtlingsströme. Während die Italiener rasch in ihre neue alte Heimat zurückkehrten, strömten nun ausgewiesene sogenannte „Deutsche" aus der Untersteiermark/Štajerska und aus anderen Gebieten der untergegangenen Monarchie in die Stadt.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Gerhard Schwarz