1887–1961
1936 war Österreich alles, nur keine Demokratie. Dennoch war es (auch) Ziel von Exilanten, die nach Hitlers Machtergreifung aus dem "Dritten Reich" flohen. Den aus Wien stammenden Atomphysiker Erwin Schrödinger, der sich als liberaler Nichtjude dem Exodus der jüdischen Fachkollegen anschloss, erreichte in Oxford eine Einladung der alten Heimat. Nach vielen Bedenken und langen Überlegungen überwog das Heimweh, und er entschied sich, die Berufung nach Graz 1936 anzunehmen. Die Nazis aber hatten dem Nobelpreisträger den freiwilligen Abgang 1933 aus Berlin nicht verziehen, sodass Schrödinger nach weniger als zwei Jahren, im September 1938, aus Graz fliehen musste. Schrödingers bahnbrechender Beitrag zur Atomphysik ist die mathematische Verallgemeinerung des scheinbaren Widerspruchs der Doppelnatur des Elektrons als Teilchen und als Wellenbewegung.
Er bewies mathematisch, dass jedes bewegte materielle Objekt, ob Elektron oder Kraftfahrzeug, zugleich eine Wellenbewegung darstellt. Er beschrieb die Materie durch seine fundamentale Schrödinger-Gleichung von 1926 und zeigte damit unter anderem, dass die damit errechneten Eigenschwingungen des Wasserstoffsystems mit den beobachtbaren stationären Zuständen übereinstimmen. Statt der von Schrödinger vertretenen realistisch-deterministischen Deutung der Materiewellen setzte sich aber die Wahrscheinlichkeitsdeutung von Max Born (der ebenfalls 1933 emigrierte) durch.
Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.
Otto Hochreiter