Tödliche Verwechslungen
- Sammeln Sie nur Pilze, die Sie eindeutig kennen. Bei den leisesten Zweifeln: Lassen Sie das Schwammerl stehen!
- Nehmen Sie nur gesunde, frische, ganze Pilze. In alten kann sich schon Eiweiß zersetzt haben, wodurch „gute" Schwammerl sehr schlecht bekömmlich werden können.
- Geben Sie die Pilze in Körbe, Papiersäcke - vermeiden Sie Plastik, durch den Luftabschluss kommt es schnell zur Fäulnis.
- Verarbeiten Sie Pilze möglichst rasch, lassen Sie sie nur kurz im Kühlschrank (max. zwei Tage). Pilzgerichte möglichst nicht aufwärmen. Nehmen Sie nicht mehr Pilze mit, als Sie schnell verkochen/einfrieren können.
- Essen Sie keine rohen Pilze, auch nicht Champignons.
- Verwenden Sie aktuelle Pilz-Bestimmungsbücher mit guten Bildern, keine alten Schinken aus den 50er-Jahren.
- Glauben Sie nicht Märchen wie „Pilze, die von Tieren angefressen sind, sind genießbar". Auch Zwiebel, die man ins Pilzgericht gibt, verfärben sich nicht schwarz, wenn ein giftiges Exemplar dabei ist.
Pilzberatungsstelle der Stadt Graz
Pilz-Fachmann Ing. Heinz Pachler: „Wir machen 300 bis 400 Beratungen pro Jahr. Manche Leute kommen mit einem Korb voll, manche mit einem einzigen Pilz. Rund fünf Prozent der Schwammerl sind giftig, insgesamt rund 50 Prozent ungenießbar." Und wer meint, ein Fliegenpilz sei eindeutig erkennbar, den klärt Pachler auf: „Wenn der Fliegenpilz keine weißen Reste mehr auf dem Hut hat, ist er leicht zu verwechseln - wir haben immer wieder KundInnen, die mit Fliegenpilzen zu uns kommen."
Pilzvergiftung erkennen …
- Je nachdem, welchen Pilz man gegessen hat, können Symptome nach mehreren Minuten, aber auch erst nach einigen Tagen auftauchen. Je schwerer die Vergiftung, desto später tritt sie auf. Das ist besonders tückisch, da sich das Gift dann schon im Körper ausgebreitet hat.
- Sollte es Ihnen also nach Verzehr eines Pilzgerichts schlecht gehen - bringen Sie Ihren Zustand in Verbindung mit dem Essen, auch wenn es ein, zwei Tage danach ist.
- Symptome sind: Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Schweißausbrüche, Schüttelfrost, Fieber, Benommenheit, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Halsbrennen.
… und richtig reagieren
- Alarmieren Sie SOFORT Notarzt (Tel. 141), Rettung (Tel. 144), Euro-Notruf (Tel. 112) oder lassen Sie sich ins Spital fahren. Nicht selbst ans Steuer setzen, oft droht bei Pilzvergiftung eine Ohnmacht.
- Nehmen Sie Reste der Schwammerln, des Pilzgerichts oder Proben von Erbrochenem mit - so kann das Spital schneller analysieren, was die Vergiftung ausgelöst hat.
- Trinken Sie auf keinen Fall Milch, Alkohol oder Rizinusöl. Ein Stamperl Schnaps kann die Wirkung des Pilzgiftes verstärken.
Radioaktivität und Schwermetalle
Prinzipiell rät das Gesundheitsministerium, nur selten Wildpilze auf den Speiseplan zu setzen, da sie - unabhängig von der Radioaktivität - mit Schwermetallen wie Quecksilber, Blei oder Cadmium belastet sind. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Beschränkung auf 25 Deka pro Woche. Schwangere sollten auf Pilzgenuss gänzlich verzichten.
Wie viele Pilze darf man sammeln?
In Nationalparks und Naturschutzgebieten kann das Sammeln beschränkt oder ganz verboten sein, bestimmte Pilze sind geschützt. In Kärnten dürfen teilweise geschützte Schwammerl wie Herrenpilz und Recherln nur zwischen 15. Juni und 30. September geerntet werden.
Aber auch wenn das Sammeln erlaubt ist, wird es durch das Forstgesetz aus dem Jahr 1975 beschränkt. § 174 des Forstgesetzes sagt: Man darf nur zwei Kilo Pilze pro Tag mitnehmen, sonst begeht man eine Verwaltungsübertretung. Diese Verbote werden von der Forstbehörde und Forstschutzorganen kontrolliert, auch sie können Beschlagnahmen von Pilzen und Waldfrüchten durchführen.
Handy mitnehmen!
Anlaufstellen und umfassende Pilz-Datenbank
Notruf: Tel. 141
Euro-Notruf: Tel: 112
Vergiftungsinformationszentrale am AKH Wien: Tel. 01/406 43 43 (rund um die Uhr)
Pilzberatungsstelle der Stadt Graz: Tel. 0 316 872-3262, Lagergasse 132, 8020 Graz. Beratung von April bis November am Montag und Mittwoch von 9 bis 12 Uhr
Universalmuseum Joanneum: Mit unbestimmten Funden kann man zum Sammlungssachbearbeiter Pilzkunde, Gernot Friebes, kommen. Bitte Termin vereinbaren unter Tel. 0 316 8017-9752 oder Mail gernot.friebes@museum-joanneum.at. Ein Mal im Monat trifft sich der "Arbeitskreis Heimische Pilze" des Universalmuseums Joanneum. Die nächsten Termine: 19. September, 17. Oktober, 21. November 2016, jeweils 15 bis 16.30 Uhr, Weinzöttlstraße 16, 1. Stock, Besprechungsraum der Botanik. Mehr Infos gibt´s hier.
Das Vorkommen und die Verbreitung der Pilze in unserem Land wird von der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft umfassend dokumentiert und in der „Datenbank der Pilze Österreichs" dargestellt, die derzeit mehr als sechs Millionen (!) Einzeldaten umfasst.
http://austria.mykodata.net