Wo das rege Treiben der Stadt seinen Ursprung findet.
Als idyllische Kulisse für den Weihnachtsmarkt, Szenerie für Veranstaltungen aller Art und gesellschaftlicher Treffpunkt der Grazerinnen und Grazer bildet der Hauptplatz das Herzstück der Stadt. Eingesäumt von historischen Fassaden und dem prunkvollen Rathaus liegt er im Zentrum der Altstadt, mit direktem Blick auf den Uhrturm und nur wenige Gehminuten von der Mur entfernt. Die typischen Marktstände locken mit heißen Würsteln, Maroni und Co. und gehören zum Platz wie der mittig platzierte Erzherzog-Johann-Brunnen. Straßenbahnlinien und einige der wichtigsten Straßen treffen hier aufeinander und das rege Treiben der Stadt findet seinen Ursprung.
Zur Entstehung des Hauptplatzes
Wie Ausgrabungen im Jahr 2000 zeigten, standen am heutigen Hauptplatz schon ab dem 10. Jahrhundert erste Bauten, zuerst aus Holz. Die Häuserfront der heutigen Herrengasse reichte fast bis zur Sackstraße, in der sich schon früh Handwerker ansiedelten. Um 1160 ließ Markgraf Otakar III. den Platz um die Herrengasse erweitern und so eine Marktanlage entstehen. Hier hatten vor allem Kaufleute und Handwerker ihre Läden, Werkstätten und Wohnungen. Im südlichen Abschnitt der Anlage lag das Judenviertel. Diese Kaufmanns- und Handwerkersiedlung zeigt sich heute auch noch in der Sackstraße, der Sporgasse und der Schmiedgasse. Erst im 15. Jahrhundert wurde - unter Herzog Erzherzog Ernst dem Eisernen oder unter Kaiser Friedrich III. - der heutige größere Hauptplatz geschaffen. An seiner südöstlichen Ecke entstand der Vorgänger des späteren Rathauses.
Seitdem hat der Hauptplatz nicht nur namentlich einen Wandel durchgemacht: von seiner ursprünglichen Bezeichnung „auf dem Platz" über „Hauptwachplatz" im 19. Jahrhundert, zum „Adolf-Hitler-Platz" während des zweiten Weltkriegs bis zum jetzigen „Hauptplatz". Auch heute erfüllt er noch seine ursprünglichen Funktionen als Marktplatz, politisches Zentrum und Verkehrsknotenpunkt. Der Strafvollzug ist aber zum Glück Geschichte: Noch bis Ende des 18. Jahrhunderts standen auf dem Platz nämlich der Pranger und der sogenannte Narrenkotter, ein Käfig für kleinere Verbrecher, und sogar Hinrichtungen fanden hier statt.
Der Erzherzog-Johann-Brunnen
Seit 1878 ragt das Brunnendenkmal für den „Steirischen Prinzen" Erzherzog Johann an prominenter Stelle über den Hauptplatz. Seine Beiträge zur Entwicklung der Steiermark und Förderung der Kultur und Bildung werden bis heute hoch geschätzt. Dargestellt in höfischer Zivilkleidung anstatt Uniform umgeben ihn vier Damen, die sinnbildlich die Flüsse Enns, Mur, Drau und Sann darstellen sollen, die früher durch die Steiermark flossen. Am Sockel des Denkmals finden sich Symbolfiguren für Eisenbahnbau, Wissenschaft, Bergbau und Landwirtschaft.
An sonnigen Tagen sieht man auf den Stufen des Brunnens einige StadtbewohnerInnen, die bei einer kurzen Pause das Geschehen der Stadt beobachten.
Das Grazer Rathaus
Das wohl eindrucksvollste Gebäude am Hauptplatz ist das Grazer Rathaus, das an seinem heutigen Standort das erste Mal 1550 im Renaissancestil erbaut wurde. Damals noch recht schlicht und einfach beherbergte es die Hauptwache und das Gefängnis. In den Jahren 1805 bis 1807 wurde es nach den Plänen von Christoph Stadler im barock-klassizistischen Stil neu errichtet. Die Architekten Wielemans und Reuter legten schlussendlich die Pläne für das Rathaus, wie es heute zu sehen ist: Von 1888 bis 1893 wurde es im späthistorisch-altdeutschen Stil umgebaut und vergrößert. Die Fassade wurde reich verziert, unter anderem mit einer Reihe von Nischenfiguren, die bedeutende Österreicher (etwa Habsburger-Kaiser) bzw. die vier großen Allegorien „Die Kunst", „Die Wissenschaft", „Der Handel" und „Das Gewerbe" darstellten. In dem vierstöckigen Gebäude befindet sich heute der Sitz der Grazer Stadtregierung.
Neugestaltung 2002: Frischer Auftritt für den Hauptplatz
Im Jahr 2002 wurde der Hauptplatz von dem Grazer Architekten Markus Pernthaler neugestaltet. Die alten Marktstände wurden durch moderne, mobile Verkaufsstände ersetzt und eine große freie Fläche vor dem Rathaus angelegt, die Raum für Feste und Veranstaltungen, Demonstrationen und Kundgebungen bietet. Indirekte Beleuchtung sorgt abends für ein freundliches, warmes Licht, das die eindrucksvollen, farbigen Fassaden besonders zur Geltung bringt. Auch die jährliche Adventbeleuchtung des Rathauses hüllt den Platz in eine stimmungsvolle Atmosphäre. Für die Außengestaltung der 13 Marktstände war die Künstlerin Sonja Gangl mit ihrem Kunstwerk „think positive forever" verantwortlich, das jeden Stand mit einem Emoji zierte
Die Marktstände – Sozialer Treffpunkt mit Tradition
Der Duft von heißen Würsteln und frischen Maroni strömt einem quer über den Hauptplatz in die Nase und führt direkt zu den Marktständen, deren Angebot so divers wie die Kundschaft ist. Insgesamt 12 Marktstände bieten schnelle Imbisse, Getränke und Süßwaren an und erinnern an die ursprüngliche Funktion des Platzes als Markt- und Versammlungsplatz. Im Mittelalter war Graz ein wichtiges Handelszentrum, in dem Jahrmärkte und Wochenmärkte stattfanden. An den traditionellen Markttagen reichten die Marktstände bis in die Herrengasse. Auch unter hölzernen Lauben und in den Gewölben der Gebäude rund um den Hauptplatz boten die Händler ihre Waren zum Verkauf an. Heute bringen die „Standler" als sozialer Treffpunkt für die Grazerinnen und Grazer nicht nur die obligatorischen Frankfurter, sondern auch Leben auf den Platz.
Re-Design für Marktstände
2020 wurden die Marktstände mit einem frischen Design ausgestattet: Die Beklebungen an den Seitenwänden zeigen die 12 beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, vom Uhrturm übers Kunsthaus bis hin zur Doppelwendeltreppe, und liefern Informationen und Wegbeschreibungen auf Deutsch und Englisch. Die Foto-Sujets fügen sich in die Grazer Altstadt ein und machen TouristInnen wie GrazerInnen wieder neugierig auf die Stadt.
Fassaden und Häuser rund um den Hauptplatz
Die spätgotischen, barocken und biedermeierlichen Fassaden der Bürgerhäuser und Stadtpalais, die den Hauptplatz umgeben, erzählen eine Geschichte der Zeit. Die Staffelung der farbenfrohen Häuserfronten im Westen, die durch kleine Gassen unterbrochen werden, erinnert an das Mittelalter. Besonders eindrucksvoll ist das Luegg Haus, verortet am Hauptplatz 11 und 12 an der Ecke Hauptplatz/Sporgasse, mit seinen barocken Stuckfassaden und dem Arkadengang im Rundbogenstil. Das Weiß'sche Haus mit der Adresse Hauptplatz 3 wurde Anfang des 18. Jahrhunderts als erstes Bankhaus am Hauptplatz erbaut und die Adler Apotheke im Hauptplatz Nummer 4 ist seit dem 16. Jahrhundert hier beheimatet. Im Hauptplatz Nummer 9 versorgte über 200 Jahre eine Lebzelterei die Grazer Bevölkerung mit Lebzelt-Busserl. Schön ist auch das Bürgerhaus zum großen Christoph am Hauptplatz 6, das ein Fresko des Heiligen Christopherus und ein Sandsteinrelief des Marien-Gnadenbildes trägt.
Verkehr: Der Hauptplatz als Knotenpunkt
Seit 1972 ist der Hauptplatz autofrei und bildet das Kernstück der innerstädtischen Fußgängerzone. Anstelle von Autos und Bussen dominieren Fußgänger und die Straßenbahn den Verkehr, denn alle Linien treffen hier aufeinander. Bereits im 19. Jahrhundert wurden die ersten Straßenbahnen von Pferden über den Platz gezogen und bis vor einigen Jahren gab es sogar noch einen Fiaker Standort vor dem Rathaus. 1899 fuhren dann erstmals die elektrischen Straßenbahnen über den Hauptplatz, die ihn bis heute als Verkehrsknotenpunkt bestimmen.
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