Die Interessen und Bedürfnisse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen stehen oft genug im Hintergrund oder kommen zu kurz. Dabei sehen sie sich täglich mit hochkomplexen und gleichzeitig widersprüchlichen Lebensrealitäten konfrontiert. Junge Menschen in Sinn- und Lebenskrisen, gleichgültig ob pandemiebezogen oder nicht, benötigen jedoch Stabilität und Sicherheit.
„Jugendliche sind oft enormem psychischem Druck ausgesetzt. Corona hat das noch einmal drastischer werden lassen. Mit dem Projekt ‚Grauzone‘ möchten wir ein erstes Auffangnetz für junge Menschen schaffen, die mit gängigen Angeboten nicht erreicht werden können", erklärt Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer.
Psychologische Erstberatung
Psychologische Erst- oder Beratungsgespräche sind häufig mit Barrieren versehen, welcher für Jugendliche und junge Erwachsene eine oftmals schwer zu überwindende Hürde darstellen kann.
Die langjährige Erfahrung im Schlupfhaus in der Arbeit mit jungen Menschen hat gezeigt, dass es gerade in der Phase der pubertären Entwicklung oftmals zu Problemstellungen für die Jugendlichen kommt, mit denen sie nur schwer selbst fertig werden können. Schlagwörter wie Mobbing, Identitätsfindung, Liebe, Sexualität, Transgender, der eigene Körper, Familienkonflikte, Suchtmittel, Leistungsdruck und vieles mehr finden sich im Alltag der Jugendlichen wieder und werden oftmals aus Scham oder Scheu nicht angesprochen bzw. besprochen. Die Folgen daraus können z.B. Rückzug, selbstverletzendes Verhalten (Ritzen), oder aggressives Auftreten gegen andere sein. Damit Jugendliche und junge Erwachsene ein Hilfsangebot nutzen können, soll ein attraktives niederschwelliges Angebot gestaltet werden, welches in einer sicheren und leicht zugänglichen Umgebung stattfinden kann, um einen Erstkontakt aus eigener Intention erfolgreich gewährleisten zu können.
Das neue Projekt „Grauzone" schafft genau diesen Raum durch eine individuelle, niederschwellige psychologische Anlaufstelle und ein Angebot zur Stärkung von Resilienz und Bewältigungsressourcen für Jugendliche und junge Erwachsene in Kooperation zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie Graz LKH II Süd und dem Caritas Schlupfhaus Graz.
Die Zielgruppe für die Anlaufstelle im Caritas Schlupfhaus sind alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 21 Jahren, unabhängig von sozioökonomischen, sozialen, religiösen oder ethnischen Hintergründen. Die Auswahl der Altersgruppe orientiert sich dabei an den Rahmenbedingungen des Caritas Schlupfhauses.
Das Angebot ist anonym, freiwillig, kostenlos und unverbindlich. Dabei schafft es Ressourcen und Raum, in dem die persönlichen Anliegen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Platz finden. Dafür wird unkompliziert und auf Basis der Freiwilligkeit psychologische Ersthilfe angeboten. Der freiwillige Erstkontakt zur/m Psycholog*in soll erleichtert werden, um bei Bedarf weitergehende Kontakte zugänglicher und attraktiver gestalten.
Ergänzend dazu sollen kreative Workshops innerhalb des Caritas Schlupfhaus ein leichteres Andocken an die Beratungsmöglichkeiten ermöglichen und die Bewältigungsressourcen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen stärken.