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Adressat:innenbefragungen

Befragung von Grazer Familien zu Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe

3. Adressat:innenbefragung (2022)
3. Adressat:innenbefragung (2022)
2. Adressat:innenbefragung (2020)
2. Adressat:innenbefragung (2020)
1. Adressat:innenbefragung (2018)
1. Adressat:innenbefragung (2018)

In regelmäßigen Abständen befragt das Amt für Jugend und Familie Grazer Familien nach beendeter Hilfeleistungen, wie es ihnen mit den Unterstützungen durch die Kinder- und Jugendhilfe ergangen ist.

Das Feedback hilft der Abteilung, Leistungen für Eltern, Kinder und Jugendliche zu verbessern bzw. anzupassen.

3. Adressat:innenbefragung (2022)

„Die haben uns schon ziemlich viele Ideen gegeben, wie wir Dinge besser machen können. Aber umgesetzt haben wir es halt immer", so der Titel der Studie, verfasst von Prof. Dr. Michael Noack von der Hochschule Niederrhein in Kooperation mit Dr.in Sylvia Hojnik, FH JOANNEUM, Institut für Soziale Arbeit.

Dieses Zitat einer Mutter beschreibt die Intention des Fachkonzepts des Grazer Jugendamtes in der Kinder- und Jugendhilfe sehr gut: Die Fachkräfte des Amtes und der privaten Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen begleiten und unterstützen die Familien bei allen familiären Fragen und Problemen, aber Eltern, Kinder und Jugendliche müssen selbst ins Tun kommen, damit eine Hilfe den von allen Beteiligten gewünschten Erfolg bringen kann.

Prof. Dr. Michael Noack von der Hochschule NiederrheinDr.in Sylvia Hojnik von der FH JOANNEUM, Institut für Soziale Arbeit

Befragung von Familien

Die Ergebnisse der Studie fußen auf 29 Interviews mit Eltern und Kindern sowie einer Großmutter. Die Gespräche fanden mehrheitlich auf Deutsch statt, in einigen Fällen wurde gedolmetscht, und zwar in die Sprachen Arabisch, Englisch, Türkisch und Persisch. Zwei Drittel der befragten Familien befanden sich bei Start der Hilfe durch das Jugendamt im Risikobereich, ein Drittel im Gefährdungsbereich. Alle Interviews wurden nach Beendigung der Hilfe geführt - im Zeitraum von Juli 2021 bis Februar 2022.

Hier geht´s zu den Studienergebnissen:

Publikation:

Wesentliche Ergebnisse

Wichtig war allen Familien ein respektvoller Umgang auf der Grundlage eines vertrauensbasierten Arbeitsbündnisses. Kompetenzen und Fachwissen der Mitarbeiter:innen im Jugendamt werden zwar wahrgenommen, entfalten ihre Wirkung aber erst dann, wenn es den Fachkräften gelingt, ein solides Arbeitsbündnis mit den Familien zu schmieden.

Im Gefährdungsbereich verdeutlicht sich die Rolle des Arbeitsbündnisses: Familien stehen hinter den beauftragten Zielen, wenn es den Fachkräften gelingt, diese trotz ihres „Machtüberschusses" mit den Adressat:innen auszuhandeln. Beauftragte Ziele werden von den Familien gut angenommen, wenn sie verständlich formuliert sind.

Der bewusste Umgang mit Nähe und Distanz ist ein weiterer Erfolgsfaktor der Arbeit des Jugendamtes. Familien und Kinder schätzen einen respektvollen und emotionalen Umgang mit ihnen sowie einem gewissen Spaßfaktor, dieser ist insbesondere relevant für Kinder und Jugendliche. Dennoch war professionelle Distanz wichtig, sie bedeutete für die Familien, dass die Fachkräfte eben keine Freund:innen sind, sondern gemeinsam mit ihnen über Lösungen nachdenken, wie sie möglichst schnell unabhängig von ihnen bzw. der Hilfestellung werden.

Wieder auf eigenen Beinen stehen

Die Familien honorieren es, wenn Handlungsschritte darauf abzielen, dass sie nach der Hilfe wieder auf eigenen Beinen stehen.

Als hilfreich und aktivierend wird von Familien gesehen, wenn die Fachkräfte Vorschläge formulieren, wie hilfebezogene Interessen kleinschrittig realisiert werden können. Bei regelmäßigen Treffen wird besprochen, was funktioniert und was nicht. Dabei handelt es sich um alltagskompatible Tipps: zur Kommunikation mit den Kindern, zum Einfinden in die Rolle als Elternteil, zur elterlichen Erziehungskooperation und zum Einleben im Ankunftsland Österreich. Diese Tipps bieten eine Orientierung für die Gestaltung des familiären Alltags nach der Hilfebeendigung.

Zusammenarbeit mit fallzuständigen Fachkräften: Neun heißt, die Zusammenarbeit hätte nicht besser verlaufen können. Eins bedeutet, die Zusammenarbeit war nicht zufriedenstellend.

Gute Erreichbarkeit der Fachkräfte

Familien nutzten verschiedene Kommunikationskanäle, um bei spontanem Gesprächsbedarf die Fachkräfte des Amtes bzw. der privaten Einrichtungen zu kontaktieren. Und sie schätzen zügige Rückrufe bzw. Kontaktaufnahme ebenso wie wenn regelmäßige Treffen zu einem festgelegten Zeitpunkt stattfanden.

So führte eine Mutter aus, dass sie von der guten Erreichbarkeit der fallzuständigen Fachkräfte während der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen positiv überrascht war:

Trotz Corona haben die alle Möglichkeiten genutzt, uns zu kontaktieren. Meiner Meinung nach sollen die so weitermachen wie bisher."

Erreichbarkeit fallzuständiger Fachkräfte im Jugendamt: Neun heißt, es ließ sich immer Kontakt herstellen. Eins bedeutet, eine Kontaktaufnahme war nie möglich.Erreichbarkeit falldurchführender Fachkräfte bei den Einrichtungen: Neun heißt, es ließ sich immer Kontakt herstellen. Eins bedeutet, eine Kontaktaufnahme war nie bzw. nur sehr schlecht möglich.

Sozialraumorientierung setzt positive Impulse im Alltag der Menschen

Das Jugendamt arbeitet gemeinsam mit seinen Kooperationspartner:innen nach dem Fachkonzept Sozialraumorientierung. Dieses von  Prof. Dr. Wolfgang Hinte entwickelte Konzept zielt darauf ab, die benötigte Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien möglichst auf ihre individuellen Bedürfnisse abzustimmen und sie zu aktivieren, ihre eigenen Potenziale und Fähigkeiten einzusetzen, um gemeinsam mit dem Jugendamt Lösungswege zu erarbeiten und auch umzusetzen.

Das folgende Zitat einer Mutter beschreibt dies sehr gut, sie wurde nicht nur nach ihren Interessen gefragt, sondern erlebte auch einen konstruktiven Umgang mit Kritik: „Ja. Sicher. Ich habe da immer was dazu sagen können und alles. Oder wenn‘s mir nicht gepasst hat, oder sonst irgendwas, habe ich auch meine Meinung sagen dürfen."

Eine Mutter mit Migrationserfahrung hob die Unterstützung durch die fallzuständigen Fachkräfte bei der Auseinandersetzung mit ihren auf den Hilfeprozess bezogenen Interessen hervor: „Sie haben mir die Schritte ganz gut erklärt. (...). Meine Wünsche und Äußerungen waren die Basis für die Ziele. Deswegen kann ich sagen, dass ich hinter den Zielen stand. Und sie haben den Zielen auch Punkte hinzugefügt, dass es besser für mich ist. Für die war es auch wichtig, dass ich selbständig auf beiden Beinen stehe."

Hilfeergebnis: Neun heißt, besser könnte es Ihnen durch die Hilfe nicht gehen. Eins heißt, durch die  Hilfe haben sich für Sie keine Verbesserungen ergeben.

Verbesserungsvorschläge

Für zwei Mütter war es hilfreich, dass die falldurchführenden Fachkräfte die Initiative für die Kontaktpflege übernommen haben. „Also ich war ab und zu depressiv und so. Und die sind auch ab und zu am Wochenende zu mir gekommen. (...) Die sind (...) gekommen und schauen, ob es mir gut geht."

Ein übergreifendes Antwortmuster der Familien zeigt, dass durch neue familiäre Herausforderungen einmal erreichte Verbesserungen nicht aufrechterhalten werden können. Der Vorschlag der Familien dazu: Konstante Hilfen installieren, um zügig Kontakt zu den Fachkräften aufnehmen zu können - auch wenn Fachkräfte bei Beendigung einer Hilfe immer anbieten, sie bei erneutem Hilfebedarf kontaktieren zu können.

Ein weiterer Umstand ist ebenfalls noch verbesserungswürdig: Fallunspezifische Ressourcen wie etwa Gruppenangebote wurden von Familien als hilfreich benannt, allerdings hatten die in diesen Gruppenangeboten geknüpften Kontakte zu Personen in ähnlichen Lebenssituationen leider keinen Bestand.

Summa summarum lässt sich sagen: Die Unterstützung der Adressat:innen in deren Lebenssituation und die Folgen der sozialraumorientierten Hilfegestaltung durch die Fachkräfte des Jugendamtes wurden sehr gut bewertet. Hauptaugenmerk der Arbeit des Amtes wird nun dort liegen, wo die Familien in der Befragung noch Verbesserungspotenzial aufgezeigt haben.

2. Adressat:innenbefragung (2020)

"Im Großen und Ganzen war ich sehr positiv überrascht"

Wie veränderte sich die Lebenssituation von Familien nach der der sozialraumorientierten Hilfegestaltung der Grazer Kinder- und Jugendhilfe?

Das titelgebende Zitat dieses Berichts stammt von einer befragten Mutter, die mit diesem Satz ihr Resümee im Hinblick auf positive und herausfordernde Erlebnisse während des Hilfegeschehens zog. In Kooperation zwischen der FH JOANNEUM Graz und dem Institut "Social Concepts" (SO.CON) am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein wurden von April 2020 bis August 2020 ehemalige Adressat:innen der Grazer Kinder- und Jugendhilfe befragt. Worüber diese im Großen und Ganzen positiv überrascht waren und um welche Erlebnisse es sich den befragten Personen handelte, wird in diesem Bericht thematisiert.

Lesen Sie mehr:

1. Adressat:innenbefragung (2018)

"Natürlich war es hilfreich, aber ..."

Wie äußerten sich Familien über die Wirksamkeit der Unterstützung durch die Grazer Kinder- und Jugendhilfe?

Das anonyme Zitat einer Mutter als Titel dieses Berichts "Natürlich war es hilfreich, aber ...." steht für die Ergebnisse eines spannenden Evaluationsvorhabens, das von Oktober 2017 bis zum Oktober 2018 am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein durchgeführt wurde. Die Befragten bescheinigten der sozialraumorientierten Hilfegestaltung mehrheitlich positive Auswirkungen auf ihre Lebenssituation. Warum dies so ist und welche "aber" benannt wurden, wird in diesem Bericht dargestellt.

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