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Wie lange darf mein Kind vor dem Handy sitzen?

Kinderarzt Werner Sauseng im Gespräch

"Man sollte das eigene Verhalten überdenken, ein Vorbild sein." (Dr. Werner Sauseng)
"Man sollte das eigene Verhalten überdenken, ein Vorbild sein." (Dr. Werner Sauseng)

Wie lange darf ein Kind pro Tag mit Tablet, Smartphone und Co. verbringen? Welche Empfehlungen gibt es für welche Altersgruppen? Und ist ein Zuviel an Bildschirmzeit wirklich schädlich?


Im „Ist das gesund?"-Podcast der "Kleine Zeitung" (9.  November 2023) gibt Kinderarzt Dr. Werner Sauseng Auskunft darüber, wie zu viel Bildschirmzeit auch den Schlaf von Kindern und Jugendlichen beeinflusst und wie Eltern damit umgehen können.


In den Podcast reinhören: Wie schädlich sind Handys für Kinder, Herr Sauseng?



Empfehlungen im Überblick

Achten Sie auf altersentsprechende Inhalte. Diskutieren Sie über Inhalte. Stellen Sie allgemein gültige Regeln auf. Seien Sie ein Vorbild.

Maximale Bildschirmnutzungszeiten pro Tag:

  • Kinder unter zwei Jahren: kein Smartphone, Tablet und Co.
  • Kindergartenalter: 30 Minuten
  • Volksschulalter: bis zu 60 Minuten
  • Jugendliche: 2 Stunden (ohne schulische Nutzung)

Jugendliche sollten das Handy maximal 2 Stunden am Tag nutzen.

Handy, Tablet, Fernseher - die Nutzung all dieser Geräte fällt unter Bildschirmzeit. Wie lange darf diese bei Kindern sein?

Babys und Kleinkinder unter zwei Jahren sollten Geräte wie Smartphone, Tablet und Co. gar nicht nutzen dürfen.

„Im Kindergarten- und Schulalltag kann man diese Zeit in kleinen Schritten erhöhen", sagt Werner Sauseng, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Erstautor der österreichischen Empfehlungen zur Regulierung von Bildschirmzeiten.

Im Kindergartenalter lautet die Empfehlung etwa 30 Minuten pro Tag an altersentsprechenden Inhalten. „Das kann im Volksschulalter raufgehen bis auf 60 Minuten", sagt Kinderarzt Werner Sauseng im „Ist das gesund?"-Podcast.

Wieso sollten Kinder bis zwei Jahre gar nicht in Bildschirme schauen?

Zum einen, weil Kinder in diesem Alter Realität und Fiktion noch nicht unterscheiden können. Zum anderen ist dieser Zeitraum für die kindliche Entwicklung äußerst wichtig.

„Kinder lernen sehr viel, indem sie Dinge angreifen, berühren, anfangs auch durch In-den-Mund-Stecken, das ist vor dem Bildschirm nicht möglich", erklärt Werner Sauseng.

Ein weiteres Beispiel ist die Sprachentwicklung. Eltern reagieren auf ihren Säugling etwa mit übertriebener Mimik, sprechen besonders deutlich und wiederholen Gesagtes häufig. Dabei unterstützen sie die Bindung und Sprachentwicklung.

Kann vermehrte Bildschirmzeit in jungen Jahren gesundheitliche Auswirkungen haben?

Studien geben Hinweise darauf, dass es zu Entwicklungsverzögerungen kommen kann. Eine umfangreiche japanische Studie legt nahe, dass die Menge der Bildschirmzeit (Dosis) in diesem Alter direkt mit dem Grad der Entwicklungsverzögerung (Wirkung) später zusammenhängt.

Bei den Kindern im Alter von zwei Jahren war eine längere Bildschirmzeit im Alter von einem Jahr der japanischen Untersuchung zufolge mit Entwicklungsverzögerungen in den Bereichen Kommunikationsfähigkeit, Feinmotorik, Problemlösungsfähigkeit sowie bei den sozialen Fähigkeiten verbunden. Im Alter von vier Jahren zeigte sich der negative Einfluss des Medienkonsums mit einem Jahr nur noch in den Bereichen Kommunikation und Problemlösungsfähigkeit.

Auch der Schlaf kann durch ein Zuviel an Bildschirmzeit negativ beeinflusst werden.

Was gilt für ältere Kinder und Jugendliche?

Je älter die Kinder werden, umso mehr nutzen sie elektronische Geräte, umso öfter kommt es auch zu Diskussionen.

Der Rat von Werner Sauseng: „Auch Jugendliche sollten nicht länger als zwei Stunden am Tag vor Bildschirmen verbringen." Hier sollte man aber jene Zeit, welche die Kinder aus schulischen Gründen vor Bildschirmen verbringen, nicht einrechnen.

Wie wichtig ist die Vorbildfunktion der Eltern?

Diese ist enorm wichtig, ebenso jene von älteren Geschwistern. Grundsätzlich sollten Eltern ihre Kinder mit Smartphone und Co nicht allein lassen, es sollte diskutiert werden, welche Inhalte konsumiert werden, vor allem wenn diese den Kindern Sorgen bereiten.

Und es sollten Regeln aufgestellt werden - die aber dann auch für alle gelten müssen. Wenn es etwa heißt, dass beim gemeinsamen Essen das Smartphone keinen Platz hat, dann sollten auch nicht die Eltern „nur schnell noch etwas googeln".

„Man sollte das eigene Verhalten überdenken, ein Vorbild sein und den Kindern und Jugendlichen auch Alternativen in der Freizeitgestaltung aufzeigen", sagt Sauseng.

Beitrag mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung

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