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Masterplan Gehen Graz

Am 18.01.2024 wurde der Masterplan Gehen vom Gemeinderat beschlossen.

Ausgangslage

Mit dem „Masterplan Gehen - Graz" hat die Stadt Graz ein strategisches Dokument mit qualitativen und quantitativen Zielen, sowie mit Handlungsfeldern zur Förderung des Fußverkehrs in den kommenden Jahren, erstellt. Neben den Strategien enthält der Masterplan Gehen aber auch zahlreiche Empfehlungen für die praktische Umsetzung von fußverkehrsfreundlichen Maßnahmen. Dadurch soll das Zu-Fuß-Gehen in der Stadt zukünftig attraktiver, komfortabler und sicherer gemacht werden und der Anteil der Fußgänger:innen und der Fußwege weiter gesteigert werden. Gemeinsam mit dem Radfahren und dem öffentlichen Verkehr tragen Fußgänger:innen zu einer klimafreundlichen Mobilität bei. Der Masterplan Gehen ist zudem eine Voraussetzung für die bundesweite, finanzielle Förderung von Fußverkehrsmaßnahmen im Rahmen der Förderschiene klimaaktiv mobil. Dabei werden die Umsetzungskosten von baulichen und bewusstseinsbildenden Maßnahmen bis zu 50 % gefördert.

 

Der Fußweganteil am Verkehrsaufkommen der Grazer:innen stagnierte von 2004 bis 2018 bei 19% und stieg zuletzt 2021 auf 21%. Die Mobilitätserhebung 2021 zeigte auf, dass die mittlere Wegentfernung der Fußgänger:innen bei 1,3 km liegt. 8% der MIV-Wege liegen unter 1,3 km und könnten somit zu Fuß bewältigt werden. Die Steigerung des Fußverkehrs leistet einen wichtigen Beitrag für eine klimafreundlichere Mobilität und gleichzeitig wird dadurch die Gesundheit gestärkt.

Methodik und Schwerpunkt

Die Methodik und die Bearbeitungsschritte des Masterplan Gehen orientierten sich am Handbuch zur Erstellung eines Örtlichen Fußverkehrskonzeptes oder lokalen Masterplan Gehen des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). In einem ersten Schritt wurde der Bestand analysiert. Die Grundlagen für die Analyse waren bestehende Konzepte und Strategien des Bundes, des Landes und vor allem der Stadt Graz, Mobilitätskenndaten, Daten zur Bevölkerungsdichte und -struktur, Points of Interest (POI), Daten zur bestehenden Fußverkehrsinfrastruktur, Unfallstatistiken und weitere relevante GIS-Daten.‘

 

In dem Masterplan stehen vor allem die schützenswertesten Personen unserer Gesellschaft im Vordergrund. Es wurde somit ein Fokus auf Orte mit hoher Frequenz vulnerabler Personen, also Kindern, Senior:innen und mobilitätseingeschränkten Personen, gelegt - somit auf Volksschulen, Kinderspielplätze, Bezirkssportplätze, Jugendzentren, Pflege- und Senior:inneneinrichtungen und Wohneinrichtungen für das betreute Wohnen, sowie Haltestellen des Schienenverkehrs. Dabei wurden die Umfelder dieser Einrichtungen in einer Gehdistanz von fünf Minuten genauer betrachtet (Gehgeschwindigkeit 1,2 m/s) und das Angebot und die Qualität der Gehsteige und Gehwege, die Unfallhäufungspunkte sowie die Gefahrenstellen gemäß den Schulwegplänen untersucht.

Überblick der Methodik
Überblick der Methodik© Rosinak&Partner im Auftrag der Stadt Graz

Beteiligungsprozess

Im Zuge der Erstellung des Masterplan Gehen fand ein Beteiligungsprozess mit relevanten Akteur:innen statt:

  • 14.4.2023: Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung
  • 10.5.2023: Stakeholderdialog gemeinsam mit dem Mobilitätsplan 2040 (Interessensvertreter:innen, Initiativen, Wissenschaft, Wirtschaft, Tourismus, öffentliche Verwaltung und Unternehmen)
  • 24.5.2023: Politik (Mitglieder des Verkehrsausschusses + Bezirksvorsteher:innen)

 

Um die Synergien zwischen dem Masterplan Gehen und dem parallel zu erstellenden Mobilitätsplan 2040 nutzen zu können, fand der Stakeholderdialog als gemeinsame Veranstaltung statt. Im Beteiligungsprozess wurden die vorgeschlagenen Ziele des Masterplans abgestimmt, die Handlungsfelder für die Konkretisierung der Ziele ergänzt und Problemstellen sowie Maßnahmen für die weitere Bearbeitung des Masterplans eingeholt.

 

Zusätzlich gab es im weiteren Prozess immer wieder Abstimmungen innerhalb der Stadtverwaltung. Alle Abteilungen unterstützten mit wertvollen Inputs die Erstellung des Masterplan Gehen.

Überblick der Workshops
Überblick der Workshops© Rosinak&Partner im Auftrag der Stadt Graz

Ziele und Monitoring

Der „Masterplan Gehen - Graz" wurde in zwei Schritten erarbeitet. Die Ziele und Handlungsfelder wurden bereits am 07. Juli 2023 vom Gemeinderat beschlossen.

Neben den qualitativen Zielen wurden Indikatoren (quantitative Ziele) für die Evaluierung der Zielerreichung festgelegt. Die Werte entsprechen den Zielwerten des Mobilitätsplans 2040, welche im September 2023 vom Gemeinderat beschlossen wurden. Die Zielerreichung soll zwischen den Jahren 2030 und 2040, im Abstand von fünf Jahren, laufend evaluiert werden.

Ziele und Handlungsfelder
Ziele und Handlungsfelder© Rosinak&Partner im Auftrag der Stadt Graz

Soll-Fußwegenetz

Die Grundlagen der Analyse und des Beteiligungsprozesses flossen auch in die Ausarbeitung eines SOLL-Fußwegenetzes ein. Dieses Netz besteht aus Verbindungen unterschiedlicher Prioritätsstufen und bietet eine Grundlage für die strategische Planung und Umsetzung. Es ist kein Routenplan mit aktuell attraktiven Wegverbindungen, sondern bildet die Grundlage, wo in Zukunft der Ausbau und die Attraktivierung der Gehinfrastrukter forciert werden soll.

Bei der Typologisierung wird zwischen dem Hauptfußwegenetz und dem Ergänzungsfußwegenetz unterschieden. Die Abschnitte des Hauptfußwegenetzes liegen meist entlang von Hauptstraßen. Diese Straßen stellen oft den schnellsten und kürzesten Weg zwischen den Stadtteilen dar. Zudem befinden sich dort zahlreiche Points of Interests (POIs) und ÖV-Haltestellen. Die Typologisierung des Soll-Fußwegenetzes spiegelt sich zukünftig in der Priorisierung von Infrastrukturprojekten wieder.

Übersicht SOLL-Fußwegenetz
Übersicht SOLL-Fußwegenetz© Rosinak&Partner im Auftrag der Stadt Graz

Die Maschenweite des SOLL-Fußwegenetzes variiert in Abhängigkeit der Bebauungs- und Bevölkerungsdichte, der Topografie, der Points of Interest sowie der angestrebten Quell- und Zielbeziehungen.

 

Dem ausgearbeiteten SOLL-Fußwegenetz liegt eine Betrachtung auf Makroebene zugrunde. Die Betrachtung des Hauptfußwegenetzes sowie des feinmaschigeren Fußwegenetzes, das für die kleinräumige Erschließung in den Grätzeln von Bedeutung ist, können in weiterer Folge im Rahmen von Stadtteilleitbildern oder Fußverkehrskonzepten auf Bezirksebene konkretisiert werden. Es können sich durch die Entwicklung großer Siedlungsgebiete und die Schaffung neuer Schulstandorte zukünftig Abweichungen zu dem hier erarbeiteten SOLL-Fußwegenetz ergeben.

Maßnahmen

Es wurden auf Stadtebene Maßnahmen erarbeitet, die den Zielen und Handlungsfeldern zugeordnet sind. Diese Maßnahmen haben einen baulichen, einen Raum- und Siedlungsentwicklungs- bzw. einen bewusstseinsbildenden Charakter. Alle beschriebenen Maßnahmen gelten als generelle Empfehlung für das gesamte Grazer Stadtgebiet. Anhand der im Zuge des Beteiligungsprozesses aufgenommenen Schwachstellen und Maßnahmen, werden außerdem konkrete Standorte für die Umsetzung vorgeschlagen, die sich für eine Einreichung im Rahmen der Förderschiene klimaaktiv mobil eignen. Diese sind in einem Plan verortet sowie tabellarisch aufgelistet. Projekte und Maßnahmen, bei denen die Planung weitgehend konkretisiert ist, sollen kurzfristig, innerhalb von drei Jahren, umgesetzt werden. Mittelfristige Maßnahmen haben einen Planungshorizont von zehn Jahren. Der Maßnahmenkatalog bietet der Stadt Graz eine Grundlage für die Umsetzung von Projekten zur Förderung des Fußverkehrs. Ziel ist es, dass dieser Katalog unter der Berücksichtigung neuer Stadtentwicklungs- und Bauprojekte laufend ergänzt und auf dem aktuellen Stand gehalten wird.

Übersicht der verorteten Maßnahmen
Übersicht der verorteten Maßnahmen© Rosinak&Partner im Auftrag der Stadt Graz

Leitprojekte

Im Rahmen des Masterplan Gehen wurden acht Leitprojekte ausgewählt. Diese Leitprojekte beinhalten bauliche und verkehrsorganisatorische als auch bewusstseinsbildende Maßnahmen, und stellen die große Bandbreite der im Masterplan Gehen enthaltenen Maßnahmen dar:

 

  • Nachbarschaftspark Steinfeldgasse / Prankergasse
    Umverteilung der öffentlichen Flächen für breitere Gehsteige und Grünflächen
  • Wegeverbindung Oeverseepark-Citypark
    Schaffung einer direkten Wegeverbindung entlang des Mühlgangs
  • Gehsteig Andritzer Reichsstraße (Sankt-Gotthard-Straße bis Hoffeldstraße)
    Errichtung eines Gehsteigs auf der Nordseite der Andritzer Reichsstraße
  • Verkehrskonzept Schulen Puntigam - Nippelgasse
    Fußgängerzone Nippelgasse und alternative Zugangsmöglichkeit für Kindergarten und -krippe
  • Verkehrsberuhigung Neutorviertel
    Steigerung der Aufenthaltsqualität im Neutorviertel
  • Intelligente Druckknopfampel Grieskai/Hermann-Bahr-Gasse
    Längere Grünzeiten für Fußgänger:innen mit dem Einsatz intelligenter Technologien
  • Unterstützung der Schulen/Elternvereine zur Einführung von Pedibussen
    Erstellung eines Konzepts, wie die Einführung von Pedibussen unterstützt werden kann
  • Kampagne zur Motivation des Zu-Fuß-Gehens

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