Vor zwanzig Jahren wurde an drei Grazer Schulen mit der Schulsozialarbeit begonnen. Mittlerweile agiert diese landesweit an 104 Standorten in allen sieben Bildungsregionen, womit die Steiermark österreichweit eine Vorreiterrolle einnimmt. Anlässlich des Jubiläums ziehen die Agierenden Bilanz und sind sich darin einig, dass die jährlich investierten 2,5 Millionen Euro gut investiert sind und wesentlich zur Vermeidung von Konflikten beitragen.
In zwanzig Jahren hat die Schulsozialarbeit viel erlebt und viel bewirkt. Ausgehend von einem kleinen Projekt, das in im Auftrag der Stadt Graz an drei Schulen durchgeführt wurde, ist Schulsozialarbeit mittlerweile zu einem faktisch nicht mehr wegzudenkenden Teil der Schullandschaft gewachsen. Im Mittelpunkt steht dabei stets SchülerInnen dabei helfen, ihr individuelles Leben besser zu bewältigen und sie in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer Kompetenzen zu unterstützen. „Handeln vor dem Konflikt" lautet dabei das Leitmotiv.
Innovativ und wegweisend
Ein wesentlicher Meilenstein in der Entwicklung der Schulsozialarbeit war die Neuaufstellung im Jahr 2008, wo das Angebot auf insgesamt sieben Grazer Schulen ausgebaut wurde. Heute finanziert die Stadt Graz gemeinsam mit Land Steiermark die Schulsozialarbeit an 15 Grazer Schulen. Das starke Engagement der Stadt Graz begründet sich in seiner Notwendigkeit, wie der zuständige Stadtrat Kurt Hohensinner erklärt: „Urbane, stark wachsende Räume, wie etwa die Stadt Graz, haben gerade im Bildungsbereich oft andere Herausforderungen als ländliche Gebiete, oder sie treten hier früher oder schneller auf. Die Stadt Graz versucht diesen Herausforderungen mit innovativen und wegweisenden Projekten zu begegnen. Auch Schulsozialarbeit ist aus dieser Situation heraus entstanden und hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem wahren Erfolgsprojekt entwickelt. Die Arbeit an der wichtigen Schnittstelle zwischen SchülerInnen, Eltern und Lehrkörper ist heute aktueller denn je."
63.000 Stunden landesweit
Die Erfordernisse endeten aber nicht an der Grazer Stadtgrenze, weshalb ausgehend von einigen Pilotversuchen die Schulsozialarbeit im Jahr 2015 in allen sieben Bildungsregionen der Steiermark installiert wurde. Derzeit sind in der Steiermark flächendeckend 63 SchulsozialarbeiterInnen in 104 Standorten im Einsatz. „Damit nimmt die Steiermark eine Vorreiterrolle ein. Nirgendwo sonst in ganz Österreich kümmern sich so viele Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter so intensiv um so viele Schülerinnen und Schüler. Die Schulsozialarbeit ist ein wertvolles, niederschwelliges Angebot für alle Schülerinnen und Schüler. Die Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter agieren dabei direkt an den jeweiligen Schulstandorten. Sie arbeiten dort auf Basis jugendhilfespezifischer, systemorientierter Ziele und Methoden, um bei jungen Menschen Bildungsbenachteiligungen weitestgehend zu vermeiden und abzubauen.", erläutert Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft. Rund 63.000 Stunden werden von den Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern pro Schuljahr geleistet. Dafür stehen jährlich rund 2,5 Millionen Euro bereit. 1,5 Millionen Euro (60 Prozent) kommen vom Land Steiermark, Eine Million Euro (40 Prozent) von den Sozialhilfeverbänden in den Bezirken und der Stadt Graz.
Die von SchulsozialarbeiterInnen geleistete präventive Arbeit hat nachweisbar positive Effekte für Schülerinnen und Schüler sowie das Klima in Schulen, wie Sandra Jensen, Bereichsleiterin Schulsozialarbeit bei ISOP, zu berichten weiß: „DirektorInnen melden uns zurück, dass es seitdem Schulsozialarbeit an der Schule ist, ruhiger geworden ist. Es ist immer ein sehr schöner Moment, wenn Kinder zu uns kommen und erzählen, dass sie Streit hatten, diesen aber haben selber lösen können!"
Lebenssituationen, die bewegen
Die SchulsozialarbeiterInnen sind für SchülerInnen erste AnsprechpartnerInnen in Lebenssituationen, die sie bewegen. Ihr breites Handlungsfeld beinhaltet aber auch die Erziehungsberechtigten und LehrerInnen. Vertraulichkeit, Verschwiegenheit stehen dabei an oberster Stelle und gehen mit Kooperation und Vernetzung Hand in Hand. Wie das in der Praxis funktioniert verdeutlicht Schulsozialarbeiterin Nikola Aufinger: „Ich begleite und unterstütze die Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung. In Einzelgesprächen und Gruppenangeboten wird an Themen gearbeitet, die die Kinder und Jugendlichen beschäftigen oder belasten - mit dem Ziel Persönlichkeit und Eigenverantwortung zu stärken. Besonders schön finde ich, dass Schülerinnen u Schüler gerne mit ihren Anliegen zu mir kommen, u dass auch die Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen u Lehrern super läuft."
Dass eine niederschwellige und neutrale Instanz wie die Schulsozialarbeit auch für den Schulstandort besonders wertvoll ist, bestätigt Wolfgang Grabner, Direktor der NMS Fröbel, an dessen Schule Sozialarbeit angeboten wird: „Seit die Schulsozialarbeit am Standort NMS Fröbel integriert ist, hat diese am Miteinander viel Positives bewirken können. Präventives Arbeiten unterstützt den Standort in jeder Weise. Davon profitieren Schülerinnen und Schüler ebenso wie Lehrpersonen und Eltern."