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Studie: Wertorientierung von muslimischen Flüchtlingen in Graz

12.01.2018
Studienautor Ednan Aslan (re) untersuchte die Werteorienterung muslimischer Jugendlicher und stelle die Ergebnisse gemeinsam mit Stadtrat Kurt Hohensinner (li) vor.
Studienautor Ednan Aslan (re) untersuchte die Werteorienterung muslimischer Jugendlicher und stelle die Ergebnisse gemeinsam mit Stadtrat Kurt Hohensinner (li) vor.© Stadt Graz/Fischer

Vor dem Hintergrund der steigenden Zahl an muslimischen Bürgerinnen und Bürgern - aktuell vor allem aus Afghanistan und Syrien - stellt sich die Frage, wie Integration in einem säkularen und gleichzeitig religionsfreundlichen Staat gelingen kann. Insbesondere die großen österreichischen Städte wie auch Graz sehen sich vor neue Herausforderungen gestellt. Aus der Vielzahl der Aspekte, die es bei der Integration von geflüchteten Menschen zu berücksichtigen gilt, will die Stadt Graz daher jenem der religiösen Wertvorstellungen verstärktes Augenmerk widmen.

Bildungs- und Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner erklärt die Hintergründe zur vorliegenden Studie: „Das  Jahr 2015 war ein sehr einschneidendes für den gesamten Integrationsbereich. Im Rahmen der großen Fluchtbewegung ist eine Vielzahl von Personen mit unterschiedlichsten Wertvorstellungen nach Österreich und damit auch nach Graz gekommen. Die Aufgabe diese Menschen nachhaltig in unsere Gesellschaft zu integrieren, wird eine der zentralen Zukunftsherausforderungen für uns sein. Für mich gibt es vier Säulen, die Integrationsarbeit beeinflussen: Die Anzahl der zu integrierenden Menschen, Sprache und Bildung, Leistungsbereitschaft und Arbeit, sowie Religion und Werte. Diese Faktoren haben sich im Vergleich zu den 90er bzw. 2000er-Jahren massiv verändert. Deshalb müssen wir auch unsere Integrationskonzepte weiterentwickeln und an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen."

Richtschnur für Integrationspolitik

Um eine fundierte Datengrundlage vor allem über die letzte Säule zu erlangen, hat die Stadt Graz eine Untersuchung zum Thema „Religiöse und ethische Orientierungen von muslimischen Flüchtlingen in Graz" in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden am 11.01. im Rathaus präsentiert. Studienautor Univ.-Prof. Dr. Ednan Aslan, Religionswissenschaftler an der Universität Wien, fasste die wichtigsten Ergebnisse einer Befragung von 288 Musliminnen und Muslime aus Graz und Graz-Umgebung für ein interessiertes Fachpublikum zusammen.

"Die vorliegende Studie soll eine Richtschnur sein, an der wir unsere Integrationspolitik in den kommenden Jahren ausrichten wollen", so Hohensinner, der Handlungsbedarf in mehreren Bereichen sieht: "Bildung und Qualifizierung sind auch weiterhin der Schlüssel. Nur wer für die Gesellschaft Leistung erbringt und arbeitet, ist auch in der Gesellschaft angekommen. Hier wollen wir unseren Ansatz der frühen Sprachförderung beibehalten, gleichzeitig aber im Bereich Qualifizierung und Ausbildung nachschärfen. Der zweite wichtige Arbeitsansatz ist das Rollenverständnis der Frau in einer westlichen Gesellschaft. Eine Geringschätzung des weiblichen Geschlechts ist mit unseren Werten nicht vereinbar. Das Integrationsreferat wird verstärkt das Gespräch mit den Frauenorganisationen der Moscheen und darüber hinaus suchen, aber auch Projekte im Bereich Empowerment und Frauenarbeit weiter forcieren. Nachdem in der Studie auch dezidiert Gewalt gegen Frauen angesprochen wird, halte ich die Bestrebungen der neuen Bundesregierung Gewaltdelikte wieder schärfer zu bestrafen ebenfalls für einen Schritt in die richtige Richtung. Zu guter Letzt geht es um das friedliche Miteinander der Religionen. Religion darf niemals in Widerspruch zu unserer Rechtsordnung stehen. Gegen alarmierende Tendenzen, wie etwa Antisemitismus, müssen wir entschieden auftreten. Deshalb werden wir auch im Präventionsbereich unsere Anstrengungen verstärken."

Vertiefende Analyse

In einem nächsten Schritt wird es eine vertiefende Analyse der Ergebnisse und eine Ableitung von Handlungsempfehlungen geben. Diese werden im Auftrag von Stadtrat Hohensinner von einem ExpertInnengremium mit entsprechenden Schwerpunktthemen erarbeitet.

Studienautor Aslan betont, mit der Untersuchung einen Beitrag zu einer faktenbasierten und ausgewogenen Integrationsarbeit in Graz leisten zu wollen: „Mit den Ergebnissen wollen wir keinesfalls erreichen, dass Menschen an den Rand gedrängt werden, vielmehr geht es darum, diese Menschen mit geeigneten Maßnahmen und Angeboten in die Mitte unserer Gesellschaft zu holen."

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