In unseren Kindern schlummern unglaublich viele Talente und Stärken. Oft werden diese nicht ausreichend gewürdigt oder gehen an den Übergangen zwischen den Bildungseinrichtungen verloren. Mit dem Stärkenpass hat die Stadt Graz im Jahr 2016 als erste Kommune österreichweit ein Instrument vorgelegt, mit dem besondere Leistungen und Stärken von Kindern erfasst und über die Bildungskarriere hinweg gesammelt werden. Aufgrund des großen Erfolges haben sich in zwischen die teilnehmenden Einrichtungen im Pilotprojekt von 14 auf 30 mehr als verdoppelt. Damit nehmen bereits mehr als 2.000 Kinder und Jugendliche teil.
„Der Stärkenpass ist eine unglaubliche Bereicherung für den Bildungsstandort Graz", ist Bildungs- und Jugendstadtrat Kurt Hohensinner überzeugt, „bei zahlreichen Besuchen in Kindergärten und Schulen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Kinder auf die Frage nach ihren Stärken oft keine Antwort wissen. Unser Bildungssystem ist oftmals viel zu defizitorientiert und richtet sich viel zu stark an der Schulfächer-Beurteilung mit Noten aus." Schon in der Bildungsstrategie „Bildung findet Stadt" hat sich die Stadt Graz das Thema „Stärken stärken" zum Ziel gesetzt. Mit dem Pilotprojekt zum Stärkenpass hat Graz als erste Stadt Österreichs den Stärkenpass als ein Portfolio, welches die Kinder vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II (3-15+ Jahre) begleitet, initiiert. Der Stärkenpass hat zum Ziel, die Persönlichkeitsentwicklung bestmöglich zu fördern, indem er die Kinder und Jugendlichen und all jene, die diese in ihrer Entwicklung begleiten, dazu einlädt, sich miteinander auf Schatzsuche zu begeben: Auf eine Suche nach den ganz individuellen Stärken der jungen Grazerinnen und Grazer - auf die Suche nach dem, was zu tun ihnen besondere Freude macht.
Teilnehmende Einrichtungen mehr als verdoppelt
Rund ein Jahr dauerten die Vorbereitungen für den Stärkenpass. Im Schuljahr 2016/17 wurde dieser in einem ersten Schritt an 14 Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten bis in die Oberstufe, eingeführt. Das Feedback war mehr als nur positiv. Das Konzept des Stärkenpass Kinder einrichtungsübergreifend zu begleiten und zu fördern wird immer stärker nachgefragt. Aufgrund der positiven Rückmeldungen und dem Austausch auch mit anderen Einrichtungen, hat sich die Nachfrage stetig verstärkt. Das sieht man seit Beginn dieses Schuljahrs auch an den teilnehmenden Einrichtungen ganz deutlich. Statt 14, sind heuer exakt 30 städtische Bildungseinrichtungen mit dabei. „Mit dem Stärkenpass ist uns ein großer Meilenstein gelungen. Ich freue mich, dass dieser nun von den Einrichtungen auch so positiv angenommen wird. 30 teilnehmende Bildungsstätten sprechen eine sehr eindeutige Sprache", so Hohensinner. Insgesamt nehmen damit bereits rund 100 PädagogInnen und über 2.000 Kinder und Jugendliche am Pilotprojekt teil.
Alle Beteiligten profitieren vom Stärkenpass: Für die Kinder- und Jugendlichen werden ihre Stärken sichtbar und dadurch besprechbar gemacht, Denkprozesse werden angeregt und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Das Portfolio dient als Ermutigung und macht Qualitäten für das Kind sichtbar und hilft ihm diese in die Gesellschaft einzubringen, sowie zunehmend Verantwortung für die eigenen Lernprozesse zu übernehmen. Eltern bekommen mehr Einblick in den pädagogischen Alltag. Der daraus entstehende Bildungsdialog fördert das Vertrauen der Eltern in die Stärken des eigenen Kindes und hilft gezielte Entwicklungsgespräche zu führen. Pädagogen hingegen profitieren von einem stärkeren Beziehungsaufbau zum einzelnen Kind, sowie einer stärkeren Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. Zudem können sie auf Dokumentation der vorangegangenen Bildungseinrichtung zurückgreifen und gezielter auf das jeweilige Kind eingehen und mit diesem arbeiten.
Entdecken – Erfassen – Entwickeln
Der Stärkenpass versteht sich nicht als Ersatz zur herkömmlichen Leistungsbeurteilung, sondern ist vielmehr eine sinnvolle Ergänzung um die Kindesentwicklung über die Bildungseinrichtungen hinaus zu dokumentieren. Ziel ist die Förderung und Dokumentation der Begabungspotentiale und Interessen sowie eine bestmögliche Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. „Wir wollen, dass der Stärkenpass unsere Kinder vom dritten bis zum 15. Lebensjahr begleitet. Das Stärkenportfolio wird damit auch an den wichtigen Schnittstellen zwischen den Bildungseinrichtungen übergeben. Dadurch werden Bildungsbrüche vermieden und Informationen über die Grenzen der einzelnen Einrichtungen hinweg ausgetauscht", erklärt Hohensinner. Die Stärkenorientierung umfasst das Entdecken, Erfassen und Entwickeln von Stärken und Interessen. Herzstück des Portfolios sind gezielte Reflexionen und Dialoge zwischen allen Beteiligten der Bildungspartnerschaft (Kind-Pädagoge-Eltern). Stärken entwickeln sich fortwährend von der frühen Kindheit an und zeigen sich zu jeder Zeit in unterschiedlichsten Zusammenhängen. Der Stärkenpass dokumentiert diese individuellen Entwicklungsschritte in vier wesentlichen Bereichen:
- Personales - z.B.: Aufgeschlossenheit, Begeisterungsfähigkeit, Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, Ehrlichkeit, Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Emotionsregulation, Entscheidungsfähigkeit, Flexibilität, Geduld, Humor, Konzentrationsfähigkeit, Kreativität, Leistungsbereitschaft, Lernbereitschaft, Motivation, Neugier, Optimismus, Ordentlichkeit, Pünktlichkeit, Selbstbewusstsein, Selbstdisziplin, Selbstständigkeit, Urteilsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Wertebewusstsein, Zuverlässigkeit, etc.
- Soziales - z.B.: Beziehungsfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Einfühlungsvermögen, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Integrationsfähigkeit, Interkulturelle Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Kontaktfähigkeit, Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit, Toleranz, Vertrauenswürdigkeit, etc.
- Methodisches - z.B.: Angemessenes Arbeitstempo, Ausdauer, Fleiß, Handwerkliches Geschick, Körperliche Koordination, Organisationsfähigkeit, Präsentationsfähigkeit, Problemlösefähigkeit, Auffassungsgabe, Reaktionsgeschwindigkeit, Recherchefähigkeit, Reflexionsfähigkeit, Sorgfalt, Umgang mit Medien, etc.
- Fachliches - z.B.: Bewegungsfreude, Computerkenntnisse, Darstellungsfähigkeit, Hauswirtschaftliche Fähigkeiten, Handwerkliche Fähigkeiten, Lebenspraktische Fähigkeiten, Künstlerische Fähigkeiten, Lese/Schreibfähigkeit, Logisches Denken, Mathematische Fähigkeiten, Mehrsprachigkeit, Musikalität, Natur- und Umweltbewusstsein, Räumliches Vorstellungsvermögen, Spezielle Fachkenntnisse, Technisches Verständnis, Wirtschaftliche Grundkenntnisse, etc.
Übersicht Piloteinrichtungen
- Kindergarten Algersdorferstraße
- Heilpädagogischer Kindergarten Rosenhain
- Kinderkrippe/Kindergarten Plüddemanngasse
- Kindergarten Steinbergstraße
- Kindergarten Dornschneidergasse
- Kindergarten Franz Josef Kai
- Kindergarten Kapellenstraße
- Kindergarten Mariatrosterstraße
- Kindergarten Scheidtenbergergasse
- Privatkindergarten Augustinum
- Kindergarten 26er Schützengasse
- SchülerInnenhort Algersdorf
- SchülerInnenhort Nippelgasse
- SchülerInnenhort Fröbelpark
- SchülerInnenhort Kleinoschegstraße
- SchülerInnenhort Pestalozzistraße
- Volksschule Murfeld
- Volksschule St. Veit
- Volksschule Neufeld
- Volksschule Triester
- Volksschule Schönau
- Volksschule Viktor Kaplan
- Volksschule Waltendorf
- Volksschule St. Peter
- KPH Praxisvolksschule
- Praxisvolksschule PH Hasnerplatz
- Neue Sportmittelschule Graz-Bruckner
- NMS Puntigam
- Praxis NMS Hasnerplatz
- BG GIBS