In der vergangenen Woche ging die Meldung einer Grazer Direktorin durch die Medien, die von einer Mutter tätlich angegriffen wurde. Auslöser war eine lautstarke Diskussion um die Schulpflicht, nachdem die Mutter ihre Kinder wiederholt frühzeitig aus dem Unterricht abholen wollte. Aus diesem aktuellen Anlass lud Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner sowohl die betroffene Direktorin, als auch zahlreiche Proponenten des Schulsystems zu einem Runden Tisch ins Rathaus.
„Auch wenn der Anlass des Runden Tisches ein Einzelfall ist, so sehen wir doch in der jüngsten Vergangenheit, dass es immer öfter Probleme mit Eltern gibt, die die gesetzliche Schulpflicht nicht einhalten wollen", erklärt Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner, „deshalb wollte ich diesen Anlass nutzen um einerseits der betroffenen Direktorin den Rücken zu stärken, aber auch alle wichtigen Partner im Schulwesen an einen Tisch zu bringen, um sich mit dieser neuen Herausforderung auseinanderzusetzen." Neben der Direktorin der VS Bertha v. Suttner waren deshalb auch die Büroleiterin der Landesschulratspräsidentin Ilse Stauchner-Koele, Pflichtschulinspektor Jörg Pickl, Schulpsychologie Josef Zollneritsch, Schulsozialarbeiterin Sandra Jensen, die städtische Integrationsreferentin Roswitha Müller, sowie Winfried Ranz von der Abteilung für Bildung und Integration und Ingrid Krammer und Helmut Sixt vom Jugendamt gekommen.
Drei Maßnahmen
Im Rahmen des Gesprächs wurden drei Maßnahmen herausgearbeitet. Zum einen betrifft dies die Überarbeitung der gesetzlichen Lage in diesem Bereich. Derzeit gibt es ein fünfstufiges Verfahren, das vorgibt, wie bei Schulpflichtverletzungen umzugehen ist. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass dieses System hauptsächlich dafür geschaffen wurde, um mit Schulschwänzern im Jugendlichen-Alter umzugehen. Die Herausforderung, dass nun eben bereits in Volksschulen die Schulpflicht auf Betreiben der Eltern nicht entsprechend eingehalten wird, ist nicht nur neu, sondern auch das System ist nicht darauf ausgerichtet. Das Problem ist, dass alle Schritte nur nacheinander abgearbeitet werden können. Erst im fünften Schritt sind Geldstrafen für die betreffenden Familien vorgesehen. Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner fordert daher vom Gesetzgeber, dass hier nachgeschärft wird, und Geldstrafen schon bei früheren Stufen dieses Systems angedacht und möglich gemacht werden.
Zweitens wurde die Integrationsreferentin beauftragt verstärkt mit den verschiedenen Integrations-Communities und -Organisationen zu sprechen. Zugezogene Familien werden hier im Schulbereich oft gut serviciert, leider wird aber auch immer wieder darauf vergessen neben den Möglichkeiten des heimischen Schulsystems auch auf die entsprechenden Pflichten, wie etwa die Schulpflicht, hinzuweisen. Bildungs- und Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner fordert hier, dass alle Partner in diesem Bereich auch verstärkt darauf hinweisen sollen.
Netzwerke stärken
Zum dritten wurde festgehalten, dass Direktoren und Pädagogen oft der direkte Kontakt zu anderen städtischen Stellen, wie etwa in diesem Bereich zum Jugendamt fehlt. Es wurde vereinbart hier ein entsprechendes Netzwerk zu bilden und vor allem die pädagogische Seite stärker mit dem Jugendamt zu vernetzen. Das Jugendamt wird etwa bei einer der nächsten Direktoren-Tagungen wesentliche Informationen über richtige Meldungen, Verdachtsmomente, etc. informieren. Außerdem wird von der Abteilung für Bildung und Integration ein Veranstaltungsangebot entwickelt, das von Schulen gebucht werden kann, und speziell auf Information und Beratung zum österreichischen Schulsystem und zu den Schulpartnern ausgelegt sein wird.