Sein Tod löst in Graz, seiner zweiten Heimat, große Trauer aus: Ivica Osim, der langjährige, höchst erfolgreiche und für sein Wissen und seine Menschlichkeit sehr geschätzte Fußballtrainer des SK Sturm, verstarb am vergangenen Wochenende im Alter von 80 Jahren.
"Die traurige Nachricht über seinen Tod erreichte uns am 1. Mai, dem 113. Geburtstag des SK Sturm Graz, dessen Jahrhunderttrainer er gewesen war", zeigt sich die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr tief betroffen. "Ivica Osim hat Graz entscheidend geprägt. Nicht nur seine Leistungen als Trainer des SK Sturm, sondern auch seine zutiefst menschliche Haltung haben ihn zu einer Persönlichkeit gemacht, die uns allen in Graz viel bedeutet. Er war Bürger der Stadt Graz und Träger des Großen Ehrenzeichens des Landes Steiermark."
Der große Verlust macht auch den Grazer Sportstadtrat Kurt Hohensinner sehr betroffen: "Ausgerechnet an seinem Gründungstag verliert der SK Sturm seinen Jahrhunderttrainer. Ivica Osim war der erfolgreichste Fußballtrainer und eine der prägendsten Persönlichkeiten der Sportstadt Graz. Unter Osim feierte der SK Sturm seine bislang größten Erfolge, wurde zweimal Meister und feierte große Erfolge bis in die Champions League. Der legendäre Trainer war mit der Stadt Graz, in der er neben Sarajevo lebte, eng verbunden. Unvergesslich werden neben seinen unglaublichen Erfolgen als Spieler und Trainer seine philosophischen Ansprachen, sein Weitblick und seine Weltoffenheit sein", betont Hohensinner.
Ivica Osims Karriere begann beim FK Željezničar Sarajevo, später spielte er beim FC Valenciennes, CS Sedan und Racing Straßburg. Nach seiner Karriere als aktiver Spieler für die jugoslawische Nationalmannschaft wurde er 1986 deren Trainer und erreichte mit dem Verein im Jahr 1990 das Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Italien. Als Jugoslawien zerfiel, bezog Ivica Osim eine klare Haltung gegen jedwede Form von Nationalismus und hielt die Ideale der Brüderlichkeit und Einheit hoch. Vor der Europameisterschaft 1992 trat er angesichts des Krieges als Trainer zurück. Nach Stationen bei Partizan Beograd und Panathinaikos Athen wechselte er 1994 in die steirische Landeshauptstadt zum SK Sturm, mit dem er zweimal Vizemeister und einmal Pokalsieger wurde, ehe er 1998 den ersten Meistertitel für die Schwarz-Weißen holte. Osim formte aus dem SK-Sturm eine Spitzenmannschaft, die 1999 erneut die Meisterschaft, den Pokalsieg und den Supercup gewann. In seiner Zeit als Trainer feierte der SK Sturm in Europa unvergessene Erfolge. Beim hundertjährigen Vereinsjubiläum wurde er zum "Jahrhunderttrainer" ernannt.
Der studierte Mathematiker und Philosoph Ivica Osim erhielt im Jahr 2001 die Auszeichnung "Bürger der Stadt Graz" und war Träger des Großen Ehrenzeichens der Landes Steiermark. Der Verstorbene, der in Graz-St. Peter beheimatet war, hinterlässt eine große Trauergemeinde, allen voran seine Ehefrau Asima und die drei gemeinsamen Kinder.