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Ehrenbürger-Verleihung an Siegfried Nagl

17.11.2022

Leben ist ...

Bürgermeisterin Elke Kahr überreichte ihrem Vorgänger, Bürgermeister a. D. Siegfried Nagl die Ehrenbürger-Urkunde.
Bürgermeisterin Elke Kahr überreichte ihrem Vorgänger, Bürgermeister a. D. Siegfried Nagl die Ehrenbürger-Urkunde.© Stadt Graz/Fischer

Zwei Worte sind es, die Bürgermeisterin Elke Kahr immer wieder durch den Kopf gehen, wenn sie eine Rede oder ein Interview vorbereitet: "Tu es!" Diese Worte sind ihrem Vorgänger im Amt, Siegfried Nagl, unzählige Male über die Lippen gekommen. An das erinnerte sich Kahr in ihrer Festrede anlässlich der heutigen Ehrenbürger-Verleihung: "Denn sie stehen für einen im positiven Sinn Getriebenen, dessen Ziel es stets war, etwas für die Bevölkerung weiterzubringen", betonte Kahr. Nie hätte sie sich vor 14 Monaten gedacht, dass es zu einem Rollenwechsel kommen würde, aber - und auch hier zitierte Kahr ihren Vorgänger: "Leben ist das, was passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu machen." 

In den schwersten Stunden der Stadt

Die Bürgermeisterin blickte zurück in die Kindheit und Jugend von Siegfried Nagl und spannte den Bogen von seiner Zeit als Finanzstadtrat hinweg über 18 Jahre als Stadtoberhaupt: Er sei ein Politiker gewesen, der wie kein anderer Graz geprägt habe, der sich auch durch massiven Gegenwind nicht vom Weg habe abbringen lassen. Kahr zählte einige wichtige Projekte auf, die in der Nagl-Ära realisiert wurden, und vergaß auch nicht, auf jenen Tag zurückzublicken, der als schlimmster in die Stadtgeschichte eingegangen ist: "Als unmittelbar selbst Betroffener hat Siegfried Nagl menschliche Größe als Bürgermeister bewiesen und war in den schwersten Stunden für die Menschen da."

Tausend Dank

Das Ehrenbürgerbuch der Stadt Graz ist nun um einen Eintrag reicher. Die Ehrenbürgerschaft stellt übrigens die höchste Auszeichnung, die die Stadt verleihen kann, dar.
Das Ehrenbürgerbuch der Stadt Graz ist nun um einen Eintrag reicher. Die Ehrenbürgerschaft stellt übrigens die höchste Auszeichnung, die die Stadt verleihen kann, dar.© Stadt Graz/Fischer

Bevor sie zum Schluss ihrer Rede kam, erklärte Kahr: "Ich begehe jetzt wohl einen Protokollfehler, aber es ist mir ein persönliches Bedürfnis: Tausend Dank, lieber Siegfried, für deine Arbeit und dein Engagement in der Stadt Graz. Alles Gute, Gesundheit und mögen all deine Wünsche in Erfüllung gehen." 

Auf die Worte der Bürgermeisterin folgte die Überreichung der Ehrenbürgerurkunde an Siegfried Nagl und dessen Dankesrede an die Festgemeinschaft, in deren Mitte sich zahlreiche honorige Persönlichkeiten aus Politik, Kirche, Wirtschaft und natürlich die gesamte Stadtregierung und der Gemeinderat sowie Vertreter:innen des Hauses Graz (Stadt Graz und ihre Beteiligungen) befanden. 

Eine außerordentliche Ehre

Siegfried Nagl, von dem man es gewohnt war, dass er stets die treffenden Worte fand, tat sich auch in diesem, selbst für ihn ganz besonderen Anlass offenbar nicht schwer: "Ich war schon heute in der Früh zu Hause und später hier im Rathaus sehr bewegt. Ganz ähnlich habe ich mich nur damals als junger Finanzstadtrat gefühlt, als ich innerhalb kürzester Zeit ein Budget präsentieren musste", lächelte Nagl und fuhr fort: "Mir wird heute eine außerordentliche Ehre zuteil, die Auszeichnung bedeutet mir unglaublich viel. Ich habe einen Lebensabschnitt, in dem man besonders viel Energie hat, der Stadt Graz gewidmet. Meine Vision war es immer, einen Ort zu gestalten, an dem die Menschen gerne leben."

Es war mein Traum ...

Siegfried Nagls Dankesrede an die Festgemeinde fiel wie gewohnt treffend aus. Er vergaß dabei nicht, allen zu danken.
Siegfried Nagls Dankesrede an die Festgemeinde fiel wie gewohnt treffend aus. Er vergaß dabei nicht, allen zu danken.© Stadt Graz/Fischer

In seiner Zeit als Stadtrat habe er sich die Hörner abgestoßen, als Bürgermeister dann lernte er zuzuhören, aufeinander zuzugehen und nicht zurückzuweichen, selbst wenn es Morddrohungen gab. Auch habe er lernen müssen, selbst nach vier Wahlsiegen nicht den Füßen unter den Boden zu verlieren, sich bei Kritik nicht immer persönlich gekränkt zu fühlen. 

"Es war mein Traum, die Stadt Graz ins 21. Jahrhundert zu führen." Nagl vergaß nicht, allen Mitstreiter:innen auf allen Ebenen zu danken und das Erreichte als gemeinsam Erreichtes zu definieren. Was ihm Sorgen bereite, sei die selbstgemachte, schleichende Krise, ganz abgesehen von den großen Krisen, die derzeit im Fokus stünden. Es sei eine Vertrauenskrise, die unseren Kindern möglicherweise eine gute Zukunft verwehrt, ein Klima in der Gesellschaft, das nicht förderlich sei und zu deren Spaltung beitrage. 

Das Gedicht "Der alte Brunnen" wurde aus Gründen des Urheberrechts am 29. November 2022 entfernt.

Drei ideologiebefreite Antworten

Ein Zitat von Max Frisch würde es treffen: "Zu jeder Kommunikation gehört das Wohlwollen des anderen." Nagl meinte, man habe verlernt zuzuhören, wolle sich nicht mehr austauschen. Doch der Bürgermeister a. D. wäre nicht er, hätte er nicht auch Antworten parat: "Ich habe drei davon und die sind ideologiebefreit. Konkurrenz statt Konfrontation, Ambiguität statt Algorithmen und Respekt statt Ressentiments." 

Versammelte Festgemeinschaft: Zahlreiche Vertreter:innen aus Politik, Kirche und Wirtschaft waren gekommen, um dem neuen Ehrenbürger zu gratulieren.
Versammelte Festgemeinschaft: Zahlreiche Vertreter:innen aus Politik, Kirche und Wirtschaft waren gekommen, um dem neuen Ehrenbürger zu gratulieren. © Stadt Graz/Fischer

Nach den Dankesworten des neuen Ehrenbürgers der Stadt Graz ertönte die Landeshymne. Es folgten unzählige Fotowünsche, viel Händedrücken und herzliche Umarmungen, bevor die Schar der Festgäste samt Nagl und Familie zu einem Buffet ins angrenzende Baumkirchnerzimmer zog. 

Video: Ehrenbürgerschaft Siegfried Nagl

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Ihre Kommentare (1)

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  • alfi, 17.11.2022,
    nagl ehrung

    also ich finde das, um es höflich auszudrücken, echt schräg.

    jemanden der als bürgermeister krachend abgewählt wurde jetzt zum grazer ehrenbürger zu machen.

    was hat er denn geleistet, der herr nagl:
    dauernd die werbetrommel für sich gerührt und rücksichtslos seine projekte durchgepeitscht.

    und es war ihm auch egal, dass ganze stadtteile (siehe ZSK) monatelang mit lärmterror beschallt wurden.
    zusätzlich natürlich begleitet von jubelartikeln in einer kleinen steirischen zeitung.

    und jetzt kriegt er auch noch ein kleines zubrot von der WKO: er wird "Sonderbeauftragter für Energiefragen".
    na endlich ein echter experte, der dieses fachgebiet in- und auswendig kennt.