Warum studieren viele österreichische Studierende in Rumänien? Wie geht es rumänischen Pflegekräften, die in vielen heimischen Haushalten ältere Menschen versorgen, wenn sie zwischendurch in ihre Heimat fahren? Und was könnte getan werden, um an Grazer Schulen rumänischen Sprachunterricht zu fördern?
Diese und andere Themen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft kamen bei einem Gespräch zwischen dem rumänischen Botschafter Emil Hurezeanu und der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr zur Sprache. Der Botschafter trug sich anschließend als Ehrengast in das Goldene Buch der Stadt Graz ein.
Als weiterer Brückenbauer waren der rumänische Honorarkonsul Andreas Bardeau sowie die Stellvertreterin des Botschafters Andrea Amza-Andras bei dem Gespräch im Rathaus dabei.
Kulturhauptstadt Temeswar
Das rumänische Timișoara, zu deutsch Temeswar, ist wohl die österreichischste Stadt in Rumänien betonte Botschafter Hurezeanu und empfahl gerade im heurigen Jahr einen Besuch dieser Stadt, "denn Temeswar ist heuer europäische Kulturhauptstadt." Für Grazer:innen ist diese multikulturelle Stadt im Westen Rumäniens mit rund 7 Stunden Fahrzeit im PKW ähnlich schnell erreichbar wie Bregenz. Seit 1982 verbindet Graz und Temeswar eine Städtepartnerschaft, von der sich alle wünschen, dass die Kontakte weiter intensiviert werden.
Mehr als 10.000 Rumän:innen in Graz
In Graz leben derzeit 8.860 Rumän:innen mit Hauptwohnsitz sowie weitere 1.550 Personen mit einem Nebenwohnsitz. Mehr als 120.000 rumänische Staatsbürger:innen haben sich aktuell in Österreich niedergelassen - damit zählt diese Bevölkerungsgruppe zu einer der stärksten Gruppen im Lande. Doch auch Rumänien selbst ist ein multikultureller und multiethnischer Staat: 18 ethnische Minderheiten sind derzeit im rumänischen Parlament vertreten: die stärkste Gruppe stellt dabei die ungarische Minderheit dar, gefolgt von vielen anderen wie zum Beispiel Ruthenen, Bulgaren, Kroaten, Serben, Slowaken, Tschechen, Türken u.v.a.
Diese Vielfalt spiegelt sich auch im Kulturhauptstadtjahr 2023 in Temeswar wider. Dessen Motto lautet: "Lass dein Licht leuchten". Der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz, selbst Angehöriger der deutschen Volksgruppe, meint, dass dieser Leitsatz zeige, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Hintergrund, etwas zur Gesellschaft beitragen könne.