Eine Heimat für heimatlose Menschen anzubieten, das ist die außerordentliche und langjährige Leistung des Grazer VinziDorfes, das nun seinen 30. Geburtstag feierte. Die Einrichtung der Vinzenzgemeinschaft im Bezirk St. Leonhard wurde 1993 vom kürzlich verstorbenen Pfarrer Wolfgang Pucher gegründet. Mit dem liebevoll gestalteten Containerdorf hat Pucher neben der Pfarrkirche St. Leonhard einen Ort geschaffen, an dem obdachlosen Menschen mit voller Akzeptanz begegnet und ihnen ein Dach über dem Kopf sowie Grundversorgung geboten wird.
Dass das VinziDorf weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und ein Vorbild für andere Einrichtungen ist, zeigte sich unter anderem daran, dass selbst der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine Grußbotschaft zur Feier geschickt hat. Außerdem ist ab sofort eine Tram auf den Straßen der Landeshauptstadt unterwegs, die auf das VinziDorf aufmerksam macht.
Jungfernfahrt der VinzDorf-Bim
Für den Weg von der Grazer Innenstadt zum Geburtstagsfest nach St. Leonhard stand die neue VinziDorf-Bim zur Verfügung. Das Motto "Geht nicht, gibt´s nicht" von Armenpfarrer Wolfgang Pucher schmückt ab sofort ein Jahr lang diese Grazer Straßenbahn, die ganz in blau gehalten ist. Diese Aktion ist in einer Kooperation der Vinzenzgemeinschaft und der Stadt Graz entstanden, um einerseits freiwillige Helfer:innen anzusprechen und andererseits um Spenden für das VinziDorf zu bitten.
Schulter an Schulter: Alt und Jung, Arm und Reich
Zur Feier des 30. Geburtstags waren hunderte Gäste in den angrenzenden Pfarrsaal gekommen: Bewohner:innen des VinziDorfes saßen hier Schulter an Schulter neben Sozialarbeiter:innen und Hausfrauen, Priestern und Pröbsten, sowie Vertreter:innen aus Politik und Wirtschaft, darunter Landeshauptmann Christopher Drexler, Bürgermeisterin Elke Kahr, Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, Soziallandesrätin Doris Kampus, die Stadträte Kurt Hohensinner und Robert Krotzer u.v.a.
Mit einer Gedenkminute wurde am Beginn der Feier dem im Juli 2023 verstorbenen Wolfgang Pucher gedacht.
"Wahrscheinlich ist er aber ohnedies unter uns anwesend, auch wenn wir ihn heute nicht sehen können", betonte Moderator Werner Ranacher mit einem Schmunzeln. In einer anschließenden Videobotschaft richtete der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine Grüße und seinen Dank an die Gemeinschaft. Diesem schloss sich die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr an: "Danke, dass Sie den Menschen, die es sehr schwer haben, eine so gute Heimat geben. Die Vinzenzgemeinschaft ist eine Einrichtung, der wir weiterhin zur Seite stehen werden, sei es menschlich, organisatorisch, sei es finanziell oder mit Rat und Tat", meinte Kahr.
Ein filmischer Streifzug, der unter Mithilfe des steirischen ORF-Landesstudios zusammengestellt wurde, gab Einblicke in die bewegte Geschichte des Dorfes. Danach bewiesen künstlerische Einlagen, dass das Vinzidorf gesellschaftlich breit verankert ist: Das Theater im Bahnhof punktete mit einer Performance, die steirische Autorin Andrea Sailer las aus einem ihrer Werke und Julia und Theresa Ziegerhofer überzeugten das Publikum mit ihren harmonischen Cello- und Harfenklängen. Gemeinsam wurde auch mit der Zeitzeugin Heide Maria Kalcsics zurück- und nach vorne geblickt, bevor ein Buffet den Übergang zu einem Tag der offenen Tür einläutete.
