„Wir leben in wirtschaftlich sehr bewegten Zeiten. Nicht nur der Fachkräftemangel, sondern ein genereller Arbeitskräftemangel wird immer stärker spürbar. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird diese Herausforderung in den kommenden Jahren immer größer werden", analysiert Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner, „wir müssen alles daran setzen, um hier positive Anreize und Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Tag der Lehrberufe im vergangenen Jahr war genau so ein positiver Impuls. Deshalb freue ich mich, dass wir heuer in die zweite Auflage gehen." Der zweite Tag der Lehrberufe wird am nächsten Freitag, 6. Oktober, ab 9 Uhr am Grazer Hauptplatz stattfinden. Rund 1.000 junge Menschen waren im vergangenen Jahr mit dabei und konnten sich ein Bild von der Vielfältigkeit der Karrierechancen mit Lehre machen. 225 Lehrberufe kann man in Österreich erlernen, in der Steiermark zählt man derzeit 2.100 offene Lehrstellen, wie das AMS Anfang dieser Woche bekannt gab. Das sind rund 700 mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. „Unser Ziel ist ein bestmögliches Matching von jungen Menschen und der richtigen Lehrausbildung. Mit unserem IBOBB-Cafe in der Bildungsabteilung, das auch diesen Tag aktiv mitgestaltet, versuchen wir seit Jahren bestmögliche Schnittstellenarbeit an den Bildungsübergängen und Berufsorientierung für junge Menschen zu leisten", so Hohensinner, „das ist essentiell für unseren Bildungs- und Wirtschaftsstandort."
Berufsausbildung in rund 1.000 Unternehmen
Der „Tag der Lehrberufe" wird wie schon im Vorjahr in Zusammenarbeit der Bildungsabteilung der Stadt Graz und der Wirtschaftskammer Steiermark durchgeführt. „Wir freuen uns sehr, den „Tag der Lehrberufe" zum zweiten Mal mitten im Herzen der Stadt umsetzen zu können. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels ist es sehr wichtig, dass unsere Jugendlichen möglichst gleich die für sie richtige Berufswahl treffen und Niemand am Übergang von der Schule zum Beruf auf der Strecke bleibt. Ein möglichst praxisnaher und niederschwelliger Zugang zu Berufsorientierung, wie ihn der Tag der Lehrberufe bietet, kann dabei eine wichtige Rolle spielen", weiß Thomas Böck, Obmann-Stellvertreter der Regionalstelle Graz in der Wirtschaftskammer Steiermark. Eine Stärke der Grazer Wirtschaft liegt darin, dass man als bedeutender Bildungsstandort ein großes Potential an gut ausgebildeten Menschen hat, die hervorragende Leistungen in den Grazer Unternehmen leisten. „Wenn man an Bildung und Wirtschaft am Standort Graz denkt, fallen den meisten sofort die Universitäten und Fachhochschulen ein. Was man aber nicht vergessen sollte ist, dass es hier rund 1.000 Unternehmen gibt, in denen man eine Lehre und Berufsausbildung machen kann. Das Modell der Lehrausbildung ist ein über Jahre bewährtes Best-Practice-Modell, um das uns viele andere Länder beneiden", ergänzt Böck. Auch für Michael Egger, Leitung Recruiting bei Kastner & Öhler, ist Bildung der entscheidende Zukunftsfaktor: „Sich stets weiterzubilden ist der Schlüssel zum Erfolg im Einzelhandel. Denn in der Lehre von heute liegen die Berufschancen von morgen verborgen."
27 Stationen
Um noch mehr Menschen für die „Karriere mit Lehre" zu begeistern wird sich am 6. Oktober der Grazer Hauptplatz wieder in eine riesige Entdeckungs- und Mitmachwelt rund um das Thema Lehre verwandeln. Insgesamt werden es 27 Stationen, davon 15 Werkboxen der „Kreativen Lehrlingswelten", 5 Stände und 7 Beratungsangebote, den Schüler:innen ermöglichen, sich ein Bild vom jeweiligen Beruf zu machen. Einzelne Tätigkeiten können direkt an den Werkboxen ausprobiert werden. Am Vormittag werden zahlreiche Klassen aus den Grazer Mittelschulen erwartet, am Nachmittag gibt es ausreichende Möglichkeiten für alle die Lehrberufe zu entdecken. Neben den zahlreichen Ausprobier- und Erlebnismöglichkeiten gibt es vor Ort auch die Möglichkeit sich direkt mit den Lehrlings-Ausbilder:innen der einzelnen Unternehmen auszutauschen. Schüler:innen erhalten Informationen über die Berufe, die Ausbildung und über Karrieremöglichkeiten (wie lange dauert die Ausbildung, wo ist die Berufsschule, wer übernimmt die Kosten für ein Internat, bekommt man auch Geld, wenn man die Berufsschule besucht, wie geht es nach der Lehre weiter, gibt es Aufstiegschancen im Betrieb, etc.) Durch einen Actionbound, der ein interaktives Kreuzworträtsel beinhaltet, hatten Jugendliche die Möglichkeit, sich perfekt auf den „Tag der Lehrberufe" vorzubereiten. Die ausgefüllte Gewinnkarte wird von den Schülerinnen und Schülern zum Tag der Lehrberufe mitgenommen, in die Box beim IBOBB Café Stand eingeworfen und mit etwas Glück gewinnt man einen E-Scooter, GrazGutscheine oder sich selbst als 3D-Druck Figur.
Echte Lehrlinge im Scheinwerferlicht
Begleitend und in Vorankündigung des Schwerpunkttages läuft in Graz eine Werbekampagne, konzipiert von den städtischen Abteilungen für Bildung sowie für Kommunikation. Die Sujets sollen für Karriere mit Lehre begeistern und zeigen vier echte Lehrlinge von Grazer Unternehmen: Maler-Lehrling Lorenz, Kochlehrling Amer, Siona lernt Floristin und Corinna, die eine Lehre zur Mechatronikerin absolviert. Die Sujets sind ab sofort im innerstädtischen Bereich bei den Infoscreens und am Screen im Rathaus und Amtshaus zu sehen. Ebenso werden die Plakate in Bus und Bim hängen. Außerdem wurden Radiospots mit den Protagonistinnen und Protagonisten produziert. Um besonders junge Menschen anzusprechen, wird natürlich in den sozialen Medien kommuniziert und auch mit Influencern kooperiert.
Engagement weiter ausbauen
„Mit dem Tag der Lehrberufe wollen wir mit dem wichtigen Thema Lehrberufe im öffentlichen Raum präsent sein und einen niederschwelligen Zugang bieten, Grazer Jugendliche zu informieren und ihnen die Chance zu geben auszuprobieren, welche Berufe ihr/ihm besonders liegen", so Hohensinner. Ein weiteres Ziel für die Zukunft sieht die Wirtschaftskammer in der Aufwertung und besseren Nutzung von „Schnuppertagen" in den Betrieben: „Durch diese berufspraktischen Tage erfährt ein Jugendlicher hautnahe, welche Anforderungen ein Beruf hat. Diese Tage werden aber heute noch von zu wenigen genutzt und auch manche Unternehmen lassen sich die Chance einen zukünftigen Mitarbeiter zu finden, entgehen. Unser mittelfristiges Ziel ist es, hier durch eine Praktikumsbörse ein besseres Matching zu erreichen", so Böck.