"Es ist die Freiwilligkeit, die bindet", fasst es Kerstin Gruber in einem Satz prägnant zusammen. Die Sozialarbeiterin ist Teil jenes Teams von Jugend am Werk Steiermark, das "Housing Frist für Frauen" in Graz umsetzt. Vor zehn Jahren fiel der Startschuss für dieses Projekt, damals mit drei Mitarbeiter:innen. Heute sind acht Damen mit viel Erfahrung und ganz viel Herz dabei sind. Ziel ist es, Frauen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, zu unterstützen und sie auf ihrem Weg zurück in die Unabhängigkeit zu begleiten.
70 Frauen und 30 Kinder sind es an der Zahl, die durch "Housing First" in den vergangenen zehn Jahren diesen Weg gemeistert haben, berichtet Walerich Berger im Rahmen der heutigen Jubiläums-Pressekonferenz. Der Geschäftsführer von Jugend-am-Werk-Geschäftsführer dabei jedoch nicht, zu danken: der Stadt für ihre kräftige Unterstützung von Anfang an. Auch das Land ist mit an Bord, bietet genauso wie der Bund heute "Housing First" auch für Männer an.
Chefin des eigenen Lebens
Sicherer Wohnraum ist der erste Schritt, um die Selbstbestimmung des eigenen Lebens zu ermöglichen oder wiederzuerlangen. Die Sozialarbeiter:innen gehen dabei besonders sensibel vor, wissen um die Brisanz der Situation: Zwischen 70 und 80 Prozent der Frauen, die zu uns kommen, haben psychische Probleme. Viele trauen sich nicht in einem Amt anzurufen, ihre Rechtsansprüche geltend zu machen. Andere waren jahrelang fremdbestimmt, verfügten nicht einmal über ein eigenes Bankkonto", erzählt Kerstin Gruber. Ihnen sagt sie stets einen Satz, der sich einprägt: "Wir arbeiten gemeinsam, damit Sie Chefin über Ihr eigenes Leben werden." Die Aufgabe sei sehr erfüllend und es mache Freude zu sehen, wenn der Sprung in die Unabhängigkeit gelingt, eigener Wohnraum bezogen wird und damit ein Meilenstein geschafft ist.
Voll dahinter
Seitens der Stadt Graz vertrat Evelin Würger die erkrankte Bürgermeisterin Elke Kahr. Für Würger eine besondere Freude, war sie doch bevor sie im Bürgermeisterinnenamt zu arbeiten begonnen hatte, von 2015 bis 2021 selbst Mitglied des Projekts. Sie eröffnete deshalb auch mit den Worten: "Liebe Kolleginnen, ich darf euch allen die Glückwünsche der Bürgermeisterin überbringen und euch versichern, dass sie voll hinter 'Housing First' steht. Auch weiterhin wird die Bürgermeisterin alles tun, um das Projekt zu fördern." Von Seiten der Stadt ebenfalls anwesend waren Andrea Fink und Barbara Laminger vom Sozialamt.