Weltacker": Einzigartiges Pilotprojekt startet in Graz
Der Steirische Weltacker in Grottenhof bringt nachhaltige landwirtschaftliche Produktion einem breiten Publikum näher und zeigt, wie ausreichend Lebensmittel auf den verfügbaren Flächen produziert werden können.
Die landwirtschaftlichen Flächen auf unserer Erde sind begrenzt: Acht Milliarden Menschen teilen sich 1,56 Milliarden Hektar Ackerland, was etwa 2.000 Quadratmetern pro Person entspricht. Auf diesen Flächen muss alles gedeihen, was eine Person zum Leben benötigt. In Grottenhof stehen zukünftig zwei Hektar zur Bewirtschaftung zur Verfügung. Auf diesem Schauacker wird die Bedeutung von gesundem Boden als begrenzte Ressource verdeutlicht. Zudem werden dort Gemüse-, Obst-, Garten- und Ackerbau demonstriert und die heimische Landwirtschaft als regionaler Versorger in den Mittelpunkt gerückt. Auch Imkerei, Forstwirtschaft, Blühstreifen und Wildhecken sollen auf dem Weltacker ihren Platz finden.
Durch Schautafeln und digitale Werkzeuge eignet sich der Weltacker hervorragend für Führungen und Workshops. Insbesondere jungen Steirerinnen und Steirern soll so ein stärkerer Bezug zur Land- und Forstwirtschaft sowie zur nachhaltigen Lebensmittelproduktion ermöglicht werden. Effizienter Flächeneinsatz in der Landwirtschaft ist ein wichtiges Nachhaltigkeits- und Zukunftsthema.
Das Pilotprojekt des Landes Steiermark wird von der Stadt Graz unterstützt. Die Stadt Graz ist mit 356 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben die größte Bauerngemeinde Österreichs. Dabei leistet die Landwirtschaft einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Lebensmittelversorgung und ist ein wichtiger Faktor der städtischen Wirtschaft.
Landesrätin Simone Schmiedtbauer: „Nachhaltigkeit wird in der Steiermark groß geschrieben. Das gilt natürlich auch für die Inanspruchnahme von Flächen. Mit dem Weltacker zeigen wir vor, wie auf einer begrenzten Fläche wertvolle Lebensmittel in ausreichender Menge produziert werden können. Wie auf unseren steirischen Familienbetrieben setzen wir dabei auf Vielfalt, Klima- und Umweltschutz und Regionalität. Ich bin stolz auf dieses Vorzeigeprojekt an unserer Fachschule Grottenhof."
Stadtrat Kurt Hohensinner: „Mit diesem Projekt wollen wir unseren Lebensmitteln und ihrer Produktion wieder mehr Wertschätzung entgegen zu bringen. Das fängt damit an, zu wissen woher sie kommen, was es braucht damit sie wachsen, wie sie geerntet werden, bis hin zu ihrer Verarbeitung. Genau da hakt das Projekt Steirer-Weltacker ein und deshalb ist es mir ein großes Anliegen unseren Kindern und Jugendlichen diese Erfahrung und dieses Wissen zu bieten. Ab Herbst können die Grazer Schulen und Kindergärten das Angebot mit den Seminarbäuerinnen gratis nutzen."
Stadtrat Günter Riegler: „Als Stadt Graz verfolgen wir das Ziel die regionale Lebensmittelproduktion auszubauen. Nicht nur, um in Krisenzeiten Versorgungssicherheit gewährleisten zu können, sondern auch wegen des Klimaschutzes, weil durch den Fokus auf Regionalität Transportwege wegfallen. Das Projekt Steirer:Acker soll uns vor Augen führen, dass dafür auch entsprechende landwirtschaftliche Flächen notwendig sind - Lebensmittel und Landwirtschaft sind schließlich nicht voneinander zu trennen."
Vizepräsidentin Maria Pein: „Der Weltacker führt uns deutlich vor Augen, dass Grund und Boden nicht vermehrbar sind. Im Gegenteil: Um die Tische der Bevölkerung zu decken pflegen und schützen die Bäuerinnen und Bauern ihre Lebengrundlagen. Gerade angesichts der EU-Renaturierungsverordnung fordere ich Wirtschaft, Gewerbe und Industrie auf, sparsam uns rücksichtsvoll mit unserer Lebensgrundlage Boden umzugehen." Und weiter: „Darüber hinaus macht der Weltacker insbesondere für die Städterinnen und Städter sichtbar, wie die landwirtschaftliche Produkte und Lebensmittel hergestellt werden."
Obmann Markus Hillebrand: „Es ist schön zu sehen, wenn aus einer Vision ein nachhaltiges Vorzeige- Projekt wird, dass breit getragen und gemeinschaftlich umgesetzt werden konnte. Der Weltacker ist ein einzigartiges österreichweites Vorzeigeprojekt, welches in unserer Hauptstadt in der Schule Grottenhof realisiert werden konnte. Das Erlebnis Bauernhof, sichtbar, begreifbar und spürbar zu machen. Die regionale, saisonale und nachhaltige Lebensmittelproduktion eines jeden einzelnen Menschen bewusst aufzuzeigen, und in Form einer Weltkugel symbolhaft umzusetzen war uns Ziel. Wir zeigen die Wichtigkeit der regionalen Versorgungssicherheit klar und deutlich auf, und werden diese auch ab sofort auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Ab Herbst werden die Steirischen Seminarbäuerinnen die Grazer Schülerinnen und Schüler durch unseren Weltacker führen, wo es brummen und summen wird, wo die ganze Vielfalt unserer Produktion gedeiht und ersichtlich sein wird. Die Steiermark ist das vielfältigste Bundesland Österreichs. Wir schaffen Bewusstsein und Verständnis für heimische Landwirtschaft durch dieses Projekt."
Direktor Erich Kerngast: „Die Grundversorgung mit Lebensmitteln ist eine tragende Säule der Souveränität eines Staates und seiner Gesellschaft. Gerade die jüngste Geschichte zeigt uns wieder sehr augenscheinlich wie rasch zerbrechlich internationale Versorgungssysteme sind und wie rasch und dramatisch sie kollabieren können. Wie wichtig und wertvoll fruchtbarer Boden, ein bearbeitetes Stück Land sein können ist weitest gehend aus der Gesellschaft verschwunden. Letztendlich lebt jeder davon, dass es jemanden gibt der für uns sät und erntet, Tiere hält und sie nutzt. Das ist die eigentliche Grundlage dafür, dass menschliche Kultur in der Form, wie wir sie heute kennen, entstehen konnte. Mit dem Weltacker in Graz veranschaulichen wir das, was wir täglich und über das Jahr, für unser Leben brauchen."