Am Sonntag, dem 22. September, fand erstmals der "Tag der Religionen" statt. Unter dem Motto „LEBEN ..." luden 16 Religions- und Glaubensgemeinschaften an 14 verschiedenen Orten zum Kennenlernen ein. In einer lockeren und offenen Atmosphäre wurden so neue spirituelle Eindrücke gewonnen. Für diesen besonderen Tag wurde von den jeweiligen Gemeinschaften ein abwechslungsreiches Programm gestaltet, das zum gemeinsamen Austausch einladen sollte.
Interreligiöser Dialog
In der Heilandskirche lud Pfarrer Matthias Weigold dazu ein, sich mit dem Thema „evangelisch" auseinanderzusetzen und diese Gedanken auf unbeschriebenen Blättern zu notieren. Im anschließenden Austausch betonte Weigold die Bedeutung der Sichtbarkeit von Religion im öffentlichen Raum. „Religion ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Es macht was mit Menschen, wenn dieser Teil, der ihnen wichtig ist, im Öffentlichen nicht sichtbar ist. Wir kennen das aus unserer Geschichte besonders gut. Wir freuen uns daher sehr, dass es möglich war, diesen Tag heute zu begehen."
Auch die orthodoxen Glaubensgemeinschaften in Graz beteiligten sich. In die Leechkirche lud Erzpriester Dimitrios Makris von der griechisch-orthodoxen Kirche. Er unterstrich die Bedeutung des friedlichen Miteinanders: „Der Tag der Religionen, an dem alle Menschen die Möglichkeit haben, die verschiedenen Glaubensorte zu besuchen, ist ein guter Anlass, um ein Zeichen zu setzen, dass wir, egal woher wir kommen und egal woran wir glauben, miteinander friedlich leben können."
Nadine Reyhani, Vertreterin der Bahá'í-Gemeinde im Interreligiösen Beirat, sah in dem Tag eine Chance, grundlegende Fragen der Religion zu reflektieren. „Ich glaube, die Frage, die sich Religion heutzutage stellen muss, ist, wie wir als Menschen und als Gesellschaft das Leben so gestalten können, dass es lebenswert ist. Dazu kann Religion einen großen Beitrag leisten, da jede Religion sowohl geistige als auch soziale Lehren hat." Insbesondere den Abbau von Vorurteilen und die Gleichstellung von Mann und Frau hob sie als wichtiges Prinzip hervor: „Der Vogel kann nur fliegen, wenn beide Flügel gleich entwickelt sind."
Auch das buddhistische Zentrum She Drup Ling in Graz beteiligte sich aktiv am „Tag der Religionen". Barbara Klell, Mitbegründerin des Zentrums, zeigte sich begeistert: „Ich finde, dieser Tag ist wahnsinnig bereichernd, um sich gegenseitig kennenzulernen. Interreligiosität war für uns immer schon wichtig, daher machen wir auch regelmäßig einen ‚Tag der offenen Tür‘. Heute war es besonders schön, weil durch den gemeinsam veranstalteten Tag wieder ein anderes Publikum gekommen ist."
Ein Zeichen für Frieden und Solidarität
Ins Leben gerufen wurde der Tag der Religionen vom Interreligiösen Beirat der Stadt Graz und Bürgermeisterin Elke Kahr. Sie betonte die Bedeutung dieses besonderen Tages: „Es ist ein starkes Zeichen für Frieden und Solidarität. Wir wollen zeigen, wie in unserer Stadt Interreligiosität gelebt wird, und setzen uns für Werte ein, die sich gegen Hass und Unfrieden stellen." Eva Wenig, Koordinatorin des Interreligiösen Beirats und Vertreterin von „ComUnitySpirit - Religionen und Kulturen im Dialog", freute sich über die positive Resonanz: „Der Tag bietet eine wundervolle Gelegenheit, verschiedene Religionsgemeinschaften kennenzulernen und neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende zu vertiefen."
Fest der Vielfalt - 2025 wieder?
Unter dem Motto „LEBEN... in Frieden und Solidarität" kam der erste „Tag der Religionen" im Volksgarten bei der Stupa zu einem feierlichen Abschluss. Die Veranstaltung wurde dabei musikalisch von Flötisten der islamischen Glaubensgemeinschaft sowie den Chören der koptischen, thailändischen und islamischen Gemeinde umrahmt.
Der Platz im Volksgarten, an dem kürzlich ein kleines Bäumchen gepflanzt wurde, war bewusst als Ort gewählt worden. Das Bäumchen symbolisiert Stärke, Wachstum und Verbindung - Werte, die auch im interreligiösen Austausch gefördert werden sollen. „Wir hoffen, dass auch die Kontakte durch diese Veranstaltung so wachsen werden", sagte Eva Wenig. Bürgermeisterin Elke Kahr bedankte sich für die Organisation bei ComUnitySpirit und den Glaubensgemeinschaften: „Für Frieden und eine gerechte Welt müssen wir gemeinsame Werte vertreten und das schaffen wir nur zusammen und über alle Glaubensgrenzen hinweg." Unterstützt wurde die Veranstaltung auch vom Peace Run, der in der Steiermark Halt machte.
Im Zentrum der Abschlussveranstaltung standen Gedanken zum Thema Frieden und Solidarität. Dazu brachten die jeweiligen Vertreterinnen und Vertreter des Interreligiösen Beirats Sprüche mit, die sie anschließend auf Satinbändern am neu gepflanzten Bäumchen befestigten.
Der erste „Tag der Religionen" in Graz hat gezeigt, wie wertvoll der Dialog zwischen den unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften ist und wie Religion als verbindendes Element zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Überzeugungen wirken kann. Es gibt den starken Wunsch, eine weiteren Auflage 2025 folgen zu lassen.