Sie gehören noch lange nicht zum alten Eisen - "Die wilden Alten", die am heutigen 7. November im Gemeinderatssaal des Grazer Rathauses Kostproben ihres kabarettistischen Könnens zum Besten gaben. Ihre Mission: eingreifen, aufzeigen, Hilfe anbieten - und damit zu mehr Bildung, zu mehr Offenheit und einem besseren Miteinander beitragen. Und das tun die rund 20 "Oldies" mit all ihren kreativen Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sie Zeit ihres Lebens erworben haben. Ein unglaublich großes Potenzial, das in der Gesellschaft zumeist leider brach liegt, wie der in St. Marein bei Graz lebende Schauspieler und Regisseur Otto Köhlmeier bedauert. So entstand gemeinsam mit seiner Frau und Schauspielerkollegin Gabriele die Idee zum Projekt "Die wílden Alten", das im Mai dieses Jahres erstmals präsentiert wurde.
Mit Humor gegen Altersdiskriminierung
"Wir sind Menschen im Ruhestand, die keine Ruhe geben wollen. Wir wollen mitmischen und fragen uns, was wir mit unserem Wissen dazu beitragen können, die Welt ein bisschen besser zu machen", so der 75-Jährige, der noch lange nicht ans Aufhören denkt und sich vehement gegen das öffentliche Angebot für ältere Menschen ausspricht. Für ihn eine "Versüßung des Wartens auf den Tod" mit dem traditionellen Bürgermeisterbesuch zum 70. Geburtstag, der gemeinsamen Buschenschankfahrt im Herbst, dem "Gratis-Achtlerl" zur Muttertagsfeier inkl. Ständchen des Volksschulchors etc. "Wir wollen mehr, viele mehr! Wir wollen nicht versumpern, weggesperrt werden, dahinsiechen. Hallo, wir leben noch!" Und dass sie das mit ganzer Leidenschaft tun, bewiesen "Die wilden Alten" mit einem derart mitreißenden Mix aus Musik, Wort, Rhythmik und Gesang, dass den Grazer Senior:innen, die auf Einladung des Senior:innenbüros auf den Gemeinderatsbänken Platz genommen hatten, vor Lachen die Tränen kamen. Einstudiert wurde das Programm, das angekündigt und unangekündigt u. a. auf öffentlichen Plätzen, in Bahnhöfen oder Einkaufszentren präsentiert wird, in vielen gemeinsamen Treffen. Zur Zeit arbeitet man gerade an einer multimedialen Produktion "Nie wieder" - eine szenische Collage gegen Hass, Intoleranz und Krieg, mit der man vor allem die Jugend auf die drohenden Gefahren des Rechtsrucks aufmerksam machen möchte. Anfang Jänner kommenden Jahres möchte man damit anlässlich des Gedenkjahres "80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus" auf die Bühne gehen.
Gesellschaft braucht "altes Wissen"
Kreativ gearbeitet wird auch in einer Mal- oder Designgruppe, zudem sind "Die wilden Alten" auf Radio Helsinki zu hören. Bürgermeisterin Elke Kahr zeigte sich begeistert von der Initiative: "Wie schön, dass eure Ideen auf so fruchtbaren Boden gefallen sind! Sie zeigen auf, wie wichtig es ist, dass der Gesellschaft das Wissen und Können der älteren Menschen nicht verloren geht! Bleiben Sie so aktiv, mischen Sie sich ein, rütteln Sie uns auf!" Und ans Publikum gerichtet: "Dieses Projekt soll euch ermutigen, die Mission zu verbreiten und sich vielleicht auch dieser großartigen Bewegung anzuschließen."