Im Grazer Fachbeirat für Baukultur übergibt Much Untertrifaller den Vorsitz an Andreas Heidl. Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, Stadtbaudirektor Bertram Werle und die international renommierten Fachbeiräte ziehen Bilanz und geben Einblick in ihre Arbeit an 313 behandelten Projekten in Graz.
Der Grazer Fachbeirat für Baukultur wurde 2011 vom Gemeinderat gegründet, um die Baukultur in der Stadt zu fördern. Dieses unabhängige Gremium besteht aus Fachleuten für Architektur und Städtebau, es nahm 2012 seine Arbeit auf. Die Gründung war ein wichtiger Schritt, um die Qualität von Bauprojekten in Graz zu sichern und eine nachhaltige Stadtentwicklung zu unterstützen.
Nun ist das erste Dutzend an Jahren voll und Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, Baudirektor Bertram Werle und die aktuellen Mitglieder des Fachbeirates sowie der scheidende Vorsitzende Much Untertrifaller als „Mann der ersten Stunde" zogen Bilanz, bevor Andreas Heidl diese Rolle übernimmt.
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner schätzt Qualität und Expertise der Expertinnen und Experten: „Der Fachbeirat für Baukultur ist ein Vorzeigeprojekt, das die architektonische und baukulturelle Qualität in Graz sichert. Er setzt sich gerade bei großen Bauvorhaben für Qualitätssicherung im Bauen ein. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement und ihren Einsatz."
Seit 2012 wurden in 78 Fachbeiratssitzungen 313 Projekte mit einer Gesamtbruttogeschoßfäche von mehr als 2,3 Millionen Quadratmetern behandelt. Das macht rein rechnerisch immerhin die Fläche des Bezirks Innere Stadt und des halben Bezirks St. Leonhard aus. Zudem waren Fachbeiratsmitglieder bei etlichen Architekturwettbewerben als Juror:innen im Einsatz.
Dass der Fachbeirat eine Win-win-Situation darstellt, sowohl für die Projektwerber:innen, als auch für die Menschen in Graz, dessen ist sich Stadtbaudirektor Bertram Werle sicher:
„Bei den Mitgliedern handelt es sich um Staatspreisträger:innen, international anerkannte Stars der Architekturszene. Durch ihre Arbeit bekommen Projektwerber:innen ein hohes Maß an Planungs- und Rechtssicherheit. Der Beirat unterstützt mit fachlicher Expertise und bietet als kostenloses Service auch Lösungen für Problemstellungen an. Für die Stadt bedeutet dies, die bestmögliche Architektur für ein lebenswertes Umfeld zu schaffen. Und schlussendlich ist Baukultur auch ein entscheidender Standortfaktor."
Fachleute am Wort
Der scheidende Vorsitzende Much Untertrifaller resümiert: „Unvoreingenommene, konstruktive Kritik von außen hilft immer, den Blick auf das Wesentliche zu schärfen. Die Stadt Graz lebt von ihrer Heterogenität, ihren Brüchen. Diese Besonderheit sollte gepflegt werden. Dabei helfen keine allgemeingültigen Regeln, sondern nur individuelle, projektbezogene Beurteilungen. Baukultur entsteht nur durch einen Dialog auf Augenhöhe aller Beteiligten. Diese Botschaft ist inzwischen bei den meisten angekommen."
Sein Nachfolger, Andreas Heidl betont: „In seiner beratenden Funktion unterstützt der Fachbeirat für Baukultur Projektwerber bei der Umsetzung innovativer Gestaltungsansätze. Darüber hinaus zählt die Beurteilung der Einbettung von Projekten in den jeweiligen städtebaulichen Kontext zu seinen Aufgaben. Dies kann nur in enger Abstimmung mit den städtischen Gremien und ihren Stadtentwicklungszielen gelingen. Es geht dabei um die Ausformulierung einer konkreten Struktur der menschlichen Umwelt, die das Milieu seiner Bewohner definiert. Für eine Stadt haben Gebäude mit Ihrem öffentlichen Umfeld einen wesentlichen Anteil an Ihrer Identität und Wiedererkennbarkeit und üben eine unmittelbare Wirkung auf deren Aufenthaltsqualität aus. Um diese Qualitäten zu optimieren ist es erforderlich kooperative Planungsprozesse in ergebnisoffenen Diskussionsforen frühzeitig in Angriff zu nehmen. Eine Verantwortung die die Stadt Graz wahrnimmt und der alle Beteiligten verpflichtet sind."
Mittlerweile wird auch im Fachbeirat vermehrt der Fokus auf Landschaftsarchitektur beziehungsweise Freiräume gelegt, wofür sich Landschaftsarchitektin Isolde Rajek einsetzt: „Ich habe seit meiner Bürogründung rajek barosch mit meinem Partner Oliver Barosch versucht, die Profession der Landschaftsarchitektur in Österreich stärker zu etablieren. Als Büro kann dies vor allem über qualitätsvolle und zukunftsweisende Projekte erfolgen. Als Fachbeiratsmitglied kann ich direkter meine Erfahrungen einbringen und die Wichtigkeit des Freiraumes in Städtebau und Baukultur betonen. Besonders in Städten ist der gestaltete Freiraum wesentlicher Teil der Umwelt und damit essenziell für unsere alltägliche Lebensqualität. Ich hoffe deshalb, dass ich zum Entstehen von guten und beispielgebenden Projekten in Graz etwas beitragen und eine Entwicklung mitanstoßen kann."
Als neues Mitglied wurde Alfred Berger angelobt, für ihn ist der Blick aufs Ganze essenziell: „Ich glaube, es geht in der Architektur immer um die Frage, für welchen Lebensentwurf wir den Rahmen bauen. Ohne Kenntnis des Kontextes ist es sehr schwierig, die Intensität in der Arbeit zu entwickeln. Deswegen ist für uns die Studie der Situation von Anfang an ein sehr intensives Thema. Blickbeziehungen sind bei unseren Projekten extrem wichtig. Das heißt, wir sehen das Konzeptionelle immer auch stark mit einer sinnlichen Qualität verbunden. Das Konzept seiner selbst willen wäre mir zu wenig, am Ende muss die Architektur auch emotional funktionieren. Da Architektur lange besteht, versuchen wir auf nachhaltigen und durchgängigen Aspekten aufzubauen, die auch Veränderung und Entwicklung zulassen."
Elke Delugan-Meissl: „Nach dreijähriger Tätigkeit im Fachbeirat für Baukultur sowie den Erfahrungen aus diversen anderes Gestaltungsbeiräten ist eine meiner grundlegenden Erkenntnisse, dass der Blick von „Außen" in Form eines unabhängigen Gremiums ein wichtiges Regulativ im urbanen Entwicklungsprozess jeder Stadt darstellt. Gemeinsam mit Projektwerbern, Architekten sowie der Stadtplanung frühzeitig in einen konstruktiven Diskussionsprozess zu treten, sehe ich als einen wichtigen Aspekt, um optimale, qualitativ hochwertige Ergebnisse bezogen auf die gegebenen Parameter zu generieren."
Der Fachbeirat - Rolle und Zusammensetzung:
Projekte müssen dem Grazer Fachbeirat für Baukultur vorgelegt werden, wenn sie eine Bruttogeschoßfläche (BGF) von mindestens 2.000 m² außerhalb der Altstadtschutzzone und des Gewerbegebiets erreichen.
Der Fachbeirat tagt alle zwei Monate, meist für die Dauer von zwei Tagen, wobei die aktuellen Projektflächen vor Ort besucht werden, um sich ein Bild zu machen, bevor die Pläne und Präsentationen vorgestellt und gemeinsam mit den Fachabteilungen besprochen werden.
Der Grazer Fachbeirat unterstützt die Stadt Graz bei der Sicherung und Weiterentwicklung der städtischen Baukultur.
Das Gremium besteht aus unabhängigen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen, die zum Zeitpunkt ihrer Tätigkeit weder ein Projekt in Graz, noch in der Steiermark betreiben.
Hauptaufgaben:
1. Bewertung und Begutachtung:
- Bewertung städtebaulicher und architektonischer Projekte.
- Sicherstellung hoher gestalterischer und funktionaler Standards.
- Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte
2. Förderung des Dialogs:
- Austausch zwischen Stadtverwaltung, Architekt:innen, Planer:innen. Projektentwickler:innen
- Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen und Perspektiven.
Bedeutung für die Stadt Graz:
- Sicherung hoher Qualitätsstandards im Bauwesen.
- Unterstützung der Stadt Graz bei der Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Stadt.
- Förderung innovativer Lösungen für die Herausforderungen der Stadtentwicklung.
- Plus für Projektentwickler:innen
- Fachliche Expertise von international renommierten Expert:innen bereits in einem frühen Stadium
- Inputs und Vorschläge für Gestaltungen bzw. Problemlösungen.
Derzeitige Mitglieder des Fachbeirats:
- Prof. Arch. DI Much Untertrifaller (Vorarlberg) - scheidender Vorsitzender
- Arch. DI Andreas Heidl (Linz) - neuer Vorsitzender
- Arch.in DIin Elke Delugan-Meissl (Wien)
- Landschaftsarchitektin DIin Isolde Rajek (Wien)
- Arch. DI Patrick Lüth (Innsbruck)
- Mag. Arch. Alfred Berger - neu im Fachbeirat (Wien)
Vorzeigeprojekte, die vom Fachbeirat begleitet wurden (Beispiele):
- Styria Media Center
- Prinzessin Veranda
- Hotel Annenstraße
- Lend-Hotel
- TU Inffeldgasse 25
- Science Tower - Smart City
- Eggenberge
- Reininghaus-Quartiere