Die über ein halbes Jahr in Tunesien inhaftierte ehemalige Exil-Schreiberin in der Stadt Graz, Sihem Bensedrine, ist frei. Der Menschenrechtsbeirat der Stadt Graz und Bürgermeisterin Elke Kahr hatten sich in einem Schreiben an das Bundesministerium für Europäische und internationale Angelegenheiten für sie eingesetzt.
Gegen Sihem Bensedrine, die 2008/09 als "Writer in Exile" in Graz gelebt und gewirkt hatte, wurden nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat Ermittlungen wegen angeblichen Betrugs, Fälschungen und Missbrauch der Amtsgewalt eingeleitet. Am 1. August 2024 wurde sie inhaftiert. Die Anklage steht in Zusammenhang mit Bensedrines Vorsitz in der tunesischen „Instanz für Wahrheit und Würde", die mehr als 62.000 Menschenrechtsfälle in den Jahren von 1955 bis 2013 recherchierte und das Schicksal von 50.000 Opfern, darunter 10.000 von Folter, dokumentierte.
Amnesty International bezeichnete die Verfolgung der Menschenrechtsverteidigerin als „willkürliche Maßnahme, um Vergeltung für ihre Arbeit zu üben". Die 74-jährige Journalistin und Autorin trat am Jahrestag des Sturzes von Diktator Ben Ali am 14.1.2011 in einen Hungerstreik, den sich nach mehr als zwei Wochen beendete.
Wie am 20. Februar über Quellen aus dem Außenministerium bekannt und gegenüber französischen Medien bestätigt wurde, ist Sihem Bensedrine am 19.2. aus der Haft entlassen worden. Die Anklage ist allerdings weiter aufrecht, und es gilt ein Reiseverbot.
2008 und 2009 "Writer in Exile"
In Graz ist Sihem Bensedrine, die für ihre Arbeit als "Writer in Exile" der Jahre 2008 und 2009 auch Auszeichnungen erhielt, noch in bester Erinnerung.