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#WeRemember 2025

Grazer Gedenkgang anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages

28.01.2025

Vor 80 Jahren wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit. Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Jänner versammelte sich eine Gruppe von Menschen am Karmeliterplatz und setzte mit dem Grazer Gedenkgang #WeRemember 2025 ein Zeichen gegen das Vergessen. Der Gedenkgang führte über fünf Stationen vom Karmeliterplatz bis zum Tummelplatz mit berührenden Redebeiträgen, die sich einstimmig für ein friedliches Zusammenleben und unteilbare Menschenrechte aussprachen.

Gemeinsam gegen das Vergessen: Gruppenbild des Grazer Gedenkgangs #WeRemember 2025.Edith Zitz vom Verein inspire führte durch den Gedenkgang.Impressionen des Grazer Gedenkgangs #WeRemember 2025.Impressionen des Grazer Gedenkgangs #WeRemember 2025.Impressionen des Grazer Gedenkgangs #WeRemember 2025.Impressionen des Grazer Gedenkgangs #WeRemember 2025.

Die zivilgesellschaftliche Initiative wird von Personen getragen, die sich in unterschiedlichstem Rahmen für Gedenk- und Erinnerungsarbeit einsetzen. "Dieser Gedenkgang ist ein Akt des Widerstandes gegen das Vergessen. Bleiben wir einander verbunden und solidarisch. Setzen wir ein gemeinsames Zeichen für ein friedliches Zusammenleben und gegen Hass, Isolation und Ausgrenzung", so Edith Zitz vom Verein inspire, die durch den Gedenkgang führte.

Vor Ort waren auch die Gemeinderät:innen Anna Robosch, Tristan Ammerer, Claudia Unger und Ulrike Taberhofer - in Vertretung von Bürgermeisterin Elke Kahr -, die sich alle politisch für Erinnerungsarbeit engagieren. Organisiert wurde die Gedenk-Veranstaltung von Granatapfel Kulturvermittlung, Bildungsforum Mariatrost, Zukunft braucht Erinnerung, Katholische Arbeitnehmer*innenbewegung, Grüne Akademie, Omas gegen Rechts, Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik, GrazMuseum, Steirische Kulturinitiative und inspire. 

Stimmen gegen das Vergessen

Eva Feenstra
Eva Feenstra© Stadt Graz/Fischer

Der Gedenkgang führte an fünf Stationen, die in Graz an die Opfer des Holocaust, aber vor allem auch an mutige Personen, die sich dem NS-Regime widersetzten, erinnern.

Startpunkt war der Karmeliterplatz, wo Eva Feenstra die Geschichte der Widerstandskämpferin Maria Stromberger übermittelte: "Im Gasthaus Zotter am Karmeliterplatz arbeitete in den 1930er Jahren Maria Stromberger, die ab 1942 als Krankenschwester im KZ Auschwitz zahlreichen Häftlingen das Leben retten konnte und den Widerstand im Lager unterstützte. Seit 2024 erinnert die Maria-Stromberger-Gasse im Bezirk Gries an diese mutige Frau."

Am Freiheitsplatz erzählte Dominik Knes, Geschäftsführer der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, von seinem Gedenkdienst in der Wiener Library in London. "Anstelle eines Zivildiensts in Österreich können junge Männer einen Gedenkdienst in verschiedenen Einrichtungen weltweit absolvieren, die an den Holocaust erinnern. Die Wiener Library geht auf Alfred Wiener zurück, einen deutschen Juden, der die Gefahren des Faschismus früh erkannte und bereits ab 1925 Unterlagen zur Diskriminierung von Juden sammelte. Mit dem Gedenkdienst setzt Österreich ein Zeichen und erkennt seine Mitschuld an den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs an. Junge Menschen werden ins Ausland geschickt, um aktiv gegen das Vergessen zu arbeiten."

Eva Brede
Eva Brede© Stadt Graz/Fischer

Am Burgtor widmete sich Eva Brede, Bildungsreferentin bei der Kulturvermittlung Granatapfel, der Arbeit des Künstlers Jochen Gerz namens "Ich Sigfried Uiberreither", die auf Initiative des Landtags Steiermark 2008/2009 entstand. "Der Ort wurde vom Künstler bewusst gewählt, da die Grazer Burg bis heute der Sitz des Landeshauptmannes der Steiermark ist und das auch schon in der NS-Zeit war", so Brede.

Um nicht zu viel über die "Erfolgsbiographien" von NS-Tätern wie den Salzburger Siegfried Uiberreither zu erzählen, der in Graz eine steile NS-Karriere machte und nach der Befreiung unter neuem Namen in Deutschland als Friedrich Schönharting untertauchen konnte, wurde der am Burgtor angebrachte Text von Jochen Gerz mit einem Megaphon laut in Richtung Burg vorgelesen. "Ob und wie lange diese Arbeit von Jochen Gerz noch im öffentlichen Raum zu sehen sein wird, wenn sich politische Verhältnisse ändern, bleibt die Frage", schloss Brede.

In der Bürgergasse erinnerte Kathrin Karloff vom Bildungsforum Mariatrost mit einem Gedicht von Hilde Domin daran, auch an "blauen Tagen" wachsam zu bleiben: "Niemand konnte es glauben. Ein blauer Tag und doch war Krieg, gestorben wird auch an blauen Tagen, bei jedem Wetter', schreibt die 1939 ins Exil geflüchtete Lyrikerin Hilde Domin, Tochter jüdischer Eltern, und mahnt zu Wachsamkeit. Damit sich die entsetzlichen Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht wiederholen, müssen wir, über die Wachsamkeit hinaus in unserem Alltag ins Tun kommen - durch Gedenkgänge wie unseren heutigen, mithilfe klarer Sprache und vor allem durch das persönliche Eintreten für alle Menschen, die derzeit oder zukünftig diffamiert, ausgegrenzt oder verfolgt werden."

Josef Wilhelm
Josef Wilhelm© Stadt Graz/Fischer

Den Abschluss am Tummelplatz machte Josef Wilhelm, ehemaliger Direktor des Akademischen Gymnasiums, der vom vertriebenen Oberrabbiner und Lehrer David Herzog erzählte: "Anlässlich der Wiedereröffnung der Synagoge in Graz am 9. November 2000 schreibt Dr. Fred F. Herzog, Sohn des letzten Oberrabbiners von Graz, an Bürgermeister Alfred Stingl, dass er sich gerne an die Zeit am Akademischen Gymnasium und an der Universität erinnert und für den Wiederaufbau dankt. Es hat sich aber tief und unauslöschlich in ihm „eingraviert", dass sein Vater von den Nazis in die Mur getrieben wurde und zumindest nicht in die Flammen der brennenden Synagoge geworfen werden konnte. Für mich ein berührendes und trauriges Statement, das ich zum Gedenktag in Erinnerung bringen will." 

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