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Neuer Glanz für historisches Stadtpark-Juwel

Die Sanierung des Stadtparkbrunnens beginnt

04.02.2025
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner und Stadtrat Günter Riegler vor dem Stadtparkbrunnen, der nun saniert wird
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner und Stadtrat Günter Riegler vor dem Stadtparkbrunnen, der nun saniert wird© Stadt Graz/Fischer

Seit mehr als 150 Jahren ist der Stadtparkbrunnen ein gern besuchtes Juwel in der historischen "grünen Lunge" von Graz. Dieses Alter merkt man ihm leider an allen Ecken und Enden an. Dieser Tage startet nun die Sanierung des Brunnens.

Am 4. Oktober 1874 bekam der Stadtpark eine neue Attraktion. Zum Namenstag von Kaiser Franz Joseph wurde der Grazer Stadtparkbrunnen feierlich eingeweiht. 150 Jahre und ein paar Monate später hatte der Zahn der Zeit am einstigen Meisterstück französischer Brunnenbaukunst - das als Beitrag Frankreichs zur Weltausstellung in Wien 1873 erbaut worden war - sichtlich genagt. Sowohl die gesamte Brunnenkonstruktion als auch die Wassertechnik und die Brunnenfiguren weisen erheblichen Sanierungsbedarf auf.

Nach akribischen Vorarbeiten für das sensible Projekt starten nun die Renovierungsarbeiten. Seit dem 3. Februar wird der Bauzaun rund um den Brunnen eingerichtet. In den Tagen danach werden die Beckenfiguren abgebaut und in die Werkstatt der Firma Restauration Company des Restaurators Klaus Wedenig nach Königshof im Nordburgenland gebracht. Als nächster Schritt wird auch der Mittelbau des Brunnens abmontiert. In weiterer Folge startet die Bauunternehmung Granit mit den Betonarbeiten am Brunnenbecken.

Projektvolumen mehr als eine Million Euro

Das sensible Projekt der Restaurierung des historischen Juwels wird mit höchster Genauigkeit und in exakter Abstimmung zwischen der städtischen Abteilung für Grünraum und Gewässer (verantwortlich für das Becken), dem Kulturamt (Turmaufbau und Brunnenfiguren) und der Holding Graz (Wassertechnik) sowie in enger Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt. Insgesamt sind 1,03 Millionen Euro veranschlagt, wovon das Bundesdenkmalamt rund 60.000 Euro an Förderung zuschießt. „Da wir hier keine Standard-Baustelle vorfinden, sondern ein denkmalpflegerisch sensibles Projekt, das auch immer mit Überraschungen verbunden ist, sind alle Beteiligten äußerst gefordert", wissen die Projektverantwortlichen Christine Radl von der städtischen Abteilung für Grünraum und Gewässer und Valerie Soran vom Kulturamt.

Allein das Becken weist unzählige Risse und Sprünge auf - mit weiteren unerwarteten Schädigungen, die von außen derzeit nicht sichtbar sind, muss jederzeit gerechnet werden. Um das Becken stabiler zu machen, werden dem Beton spezielle Zusatzstoffe, unter anderem Kunststofffasern, beigemengt. Teile des Turmaufbaus der sogenannten Nadel des Brunnens werden vor Ort saniert, der Rest wandert mit den Brunnenfiguren zur Restaurierung ins Burgenland. Kleines Detail am Rande: Um die Wirkung der verwendeten Materialien und Farben genau beurteilen zu können, werden sowohl beim Becken als auch bei den Figuren jeweils „Probesanierungen" durchgeführt und mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt, denn: Ziel der Arbeiten ist eine Restaurierung, die sich möglichst nahe am historischen Bestand orientiert. Erst nach diesen Proben erfolgt die umfassende Sanierung des gesamten Brunnens. Fachleute des Bundesdenkmalamts und Expert:innen mehrerer Sparten begleiten die Arbeiten übrigens während der gesamten Dauer des umfassenden und äußerst sensiblen Projekts.

Vizebürgermeisterin Judith Schwentner: Wasser schafft Wohlbefinden - es kühlt, entspannt und sorgt für eine gute Atmosphäre. Umso schöner, dass der historische Stadtparkbrunnen nun endlich wieder in Gang gesetzt wird. Mitten im grünen Herzen von Graz wird er nicht nur als historisches Wahrzeichen erhalten, sondern auch als zusätzlicher Erholungsfaktor zum Verweilen und Genießen beitragen."

Stadtrat Günter Riegler: Es ist unübersehbar, dass der Stadtparkbrunnen saniert werden muss. Man könnte fast von einer Rettungsaktion sprechen. Der Brunnen ist längst zu einer Art Wahrzeichen von Graz geworden. Wie den Uhrturm haben wir auch ihn großzügigen Bürgern zu verdanken, die anno dazumal die nötigen finanziellen Mittel aufbrachten. Ihnen sind wir es schuldig, für die Erhaltung dieses Schmuckstücks zu sorgen, damit auch künftige Generationen sich noch daran erfreuen können."

Brunnen mit Hilfe der Grazer Bevölkerung von Wien angekauft

Dass der in Paris als französischer Beitrag für die Weltausstellung 1873 in Wien erbaute Brunnen überhaupt im Grazer Stadtpark steht, verdankt die Stadt der tatkräftigen Mithilfe der Grazer Bevölkerung: Die Stadt Wien hatte sich nach dem Ende der Weltausstellung nicht zum Kauf des Juwels entscheiden können, der Stadt Graz fehlte das nötige Kleingeld. Also wurde die Bevölkerung um finanzielle Unterstützung gebeten, und tatsächlich hatten die Bürger:innen die oft zitierten Spendierhosen an: Dank großzügiger Spenden - heutzutage würde man das wohl Crowdfunding nennen - wurden die 31.500 Gulden (nach heutiger Währung rund 600.000 Euro, also ein äußerst namhafter Betrag) zusammengebracht, und der Brunnen konnte nach Graz übersiedeln. Der Rest ist Geschichte - ebenso wie die erste Sanierung im Jahr 1928 anlässlich des 800-jährigen Bestehens der Stadt Graz, der neuerlichen Wiedereröffnung nach einer weiteren Sanierung 1952 und die bis dato letzte umfassende Restaurierung 1996.

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