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![Kinder psychisch kranker Eltern sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, die sie meist überfordern. Um ihnen Auszeiten und unbeschwerte Momente zu ermöglichen, sind ehrenamtliche Patenfamilien besonders wichtig. © Styria vitalis Kinder psychisch kranker Eltern sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, die sie meist überfordern. Um ihnen Auszeiten und unbeschwerte Momente zu ermöglichen, sind ehrenamtliche Patenfamilien besonders wichtig.](/cms/bilder/198659/80/0/0/70a484a9/Kinder.jpg)
Was ist los? Warum verhält sich meine Mama so? Warum ist sie so oft traurig? Warum zieht sich Papa zurück und sieht so niedergeschlagen aus? Kinder psychisch erkrankter Eltern sind mit einer besonders herausfordernden Lebenssituation konfrontiert, einer, die die Kapazitäten ihres jeweiligen Alters meist weit übersteigen, oftmals deutlich überfordern.
Zudem haben Studien gezeigt, dass betroffene Kinder auch ein erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken aufweisen. Gezielte und umfassende Unterstützung ist deshalb ein klarer Auftrag, das frühestmögliche Erkennen der Situation durch Außenstehende (Pädagog:innen, Betreuer:innen, etc.) besonders wichtig.
Mit Strategie
So sieht man das auch seitens der Stadt Graz und legt druckfrisch ein Strategiepapier vor. Bei dessen Entstehung hat das Amt für Jugend und Familie 31 Fachpersonen aus 16 Organisationen eingebunden und präsentiert nun das österreichweit erste Strategiepapier dieser Art. „Es richtet sich an Politik und Verwaltung, Sozialversicherungen und Führungskräfte aus dem Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich sowie an Fachpersonal, das mit Kindern bzw. Eltern arbeitet", erklärt Gerald Friedrich, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe Graz-Nordost. Das Ziel des Strategiepapiers ist die bestmögliche Unterstützung und Entlastung von Kindern psychisch erkrankter Eltern. Dazu dient die Vernetzung und Zusammenarbeit aller beteiligten Einrichtungen und Institutionen. Eine enge Kooperation pflegt das Amt für Jugend und Familie mit dem Verein Styria vitalis. Alima Matko, Koordinatorin von „Patenfamilien für Kinder psychisch belasteter Eltern" betont: „Betroffene Mädchen und Buben können sehr unterschiedlich auf die Situation zu Hause reagieren. Daher ist es wichtig, dass verantwortungsbewusste Erwachsene aus dem Umfeld der Kinder darauf achten, dass die Eltern Unterstützung erhalten, die psychische Erkrankung in der Familie enttabuisiert wird und die Kinder entlastet werden. Hier sind wir alle gefragt." Neben der
z. B. therapeutischen Unterstützung für den erkrankten Elternteil ist jene für die Kinder notwendig, um diese vor Verdrängung der Situation und im schlimmsten Fall eben der Selbsterkrankung vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken. Die temporäre Unterbringung in speziell geschulten Patenfamilien ist eine Möglichkeit, den Kindern Auszeiten zu bieten.
Enge Vertrauenspersonen
Styria vitals sucht und wählt Patenfamilien aus, schult und begleitet sie. Für die Kinder werden die Pat:innen im Idealfall zu engen Vertrauenspersonen über viele Jahre hinweg. „Inzwischen Erwachsene erzählen mir immer wieder, wie gut ihnen die Auszeit in den Patenfamilien getan hat", freut sich Alima Matko. Knapp 70 Patenschaften konnten in den vergangenen acht Jahren in Graz und Graz-Umgebung „kleine Inseln" zum Abschalten schaffen und unbeschwerte Momente ermöglichen.
Einfache Dinge
„Es braucht gar nicht viel, etwa gemeinsam Schlitten fahren oder basteln oder einen lustigen Waldspaziergang unternehmen", zählt Alima Matko Beispiele auf. Denn oft sind es sogar solche einfachen Dinge und Unternehmungen, die Eltern mit psychischer Erkrankung ihren Kindern nicht bieten können. Selbst das Schmieren des Jausenbrots kann eine nicht zu bewältigende Herausforderung darstellen, wenn jemand z. B. an einer schweren Depression leidet. Gerade in solchen Fällen sind Aufenthalte bei Patenfamilien ein wahrer Segen.
Koordinationsstelle wünschenswert
„Bei Patenfamilien steht die Beziehung im Vordergrund. Natürlich ist nicht immer alles eitel Wonne, aber wir sehen, dass es gut funktionieren kann", resümiert Gerald Friedrich.
Für die Zukunft wäre eine Koordinationsstelle wünschenswert, in der alle Drähte zusammenlaufen. Übrigens werden Patenfamilien (siehe Infobox) gesucht. „Es ist eine bereichernde Aufgabe, die jedoch mit viel Einfühlungsvermögen und Verantwortung verbunden ist", weiß Alima Matko.
Den gesamten Artikel finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe der Stadtzeitung BIG.