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Gedenken an die Deserteure auf der Ries

05.04.2025
Impressionen der GedenkveranstaltungImpressionen der GedenkveranstaltungImpressionen der GedenkveranstaltungImpressionen der GedenkveranstaltungImpressionen der GedenkveranstaltungImpressionen der GedenkveranstaltungImpressionen der GedenkveranstaltungImpressionen der Gedenkveranstaltung

In einer feierlichen Gedenkveranstaltung wurde gestern an sieben Soldaten erinnert, die während des Zweiten Weltkriegs in Graz Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime geleistet hatten und dafür ihr Leben lassen mussten. Am 4. April 2025 jährte sich die Hinrichtung dieser jungen Soldaten auf der Ries, die aus der NS-Wehrmacht desertiert waren, zum achtzigsten Mal. Aus diesem Anlass fand auf einstimmigen Beschluss des Bezirksrats Ries wie bisher nahezu jedes Jahr seit 1995 eine Gedenkfeier statt. An dem Denkmal, das ihnen gewidmet ist, versammelten sich zahlreiche Bürger:innen und politische Vertreter:innen, damit die Erinnerung an dieses Verbrechen niemals erlischt. „Ich stehe heute hier nicht nur als Bürgermeisterin, sondern in erster Linie als Mensch. Ich denke an meinen Vater, der sich als Pazifist jahrelang dem Krieg entzogen hat, um nicht an der Front die Waffe bedienen zu müssen. Schlussendlich ist er geflüchtet. Das hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, als Kind im Elternhaus zu erfahren, dass man kein Verräter oder Feigling ist, wenn man klar sagt, man möchte nicht auf andere Menschen schießen. Im Gegenteil: für mich sind die wahren Helden die, die sich dem Krieg entziehen.", so Bürgermeisterin Elke Kahr. „Gerade im Gedenkjahr 2025 können wir stolz sein, dass wir eine der ersten Stätte des Gedenkens an Deserteure in Graz haben." Die Vertreterin des Bezirks Irmtraud Eberle-Härtl konnte neben weiteren Vertreter:innen aus Kirche und Politik auch den Historiker Heimo Halbreiner begrüßen, der im Gedenkjahr 1995 den Anstoß zum jährlichen Gedenken gegeben hat. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Sängerin Irina Karamarkovic: „Ich habe selbst schon 4 Kriege erlebt und habe einfach keinen Bock mehr darauf."

Das Deserteuredenkmal auf der Ries

Sieben junge Wehrmachtssoldaten, die Anfang April 1945 desertiert sind, wurden am 4. April 1945 erschossen, nachdem sie zuvor vom Standgericht, das in der nahegelegenen Reiterkaserne tagte, zum Tode verurteilt worden waren. Ihre Leichen wurden zur „Warnung" für die vorbeiziehenden Wehrmachtssoldaten, die noch an die Front in der Oststeiermark geschickt wurden, auf der Ries aufgehängt. Die Namen der jungen Männer blieben unbekannt: Im Sterberegister von St. Leonhard, zu der auch die Reiterkaserne gehört, sind die sieben Ermordeten nicht verzeichnet.

Im April 1954 haben Mitglieder der Freien Österreichischen Jugend, die seinerzeit die Leichen der Deserteure gesehen haben, ein erstes schlichtes Holzkreuz zur Erinnerung an diese jungen Soldaten errichtet, welches aber bald wieder verschwand. Als im „Gedenkjahr 1988" erstmals ausführlicher über die Ereignisse während der NS-Zeit in Graz diskutiert wurde, erinnerte sich auch ein Zeitzeuge an das verschwundene Gedenkkreuz für die Deserteure auf der Ries. Die Stadt Graz errichtete mit Unterstützung von Pfarrer Fink von der Pfarre St. Leonhard ein neues Kreuz und brachte eine Gedenktafel an. Es ist vermutlich das älteste Denkmal, das Deserteuren gewidmet ist.

1995 hat Bezirksrat Christian Stenner zum ersten Mal eine Gedenkveranstaltung organisiert. Sein Nachfolger Hans Fraeulin hat das Gedenken weitergeführt. Seit vielen Jahren wird es jährlich am Ort des Denkmals durchgeführt - einstimmig beschlossen - als Veranstaltung des Bezirksrats Ries.

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Ihre Kommentare (1)

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  • anonym, 06.04.2025,
    Dessateure in Pongrazen

    Ich wünsche mir, dass endlich auch den Dessateuren von Pongrazen in dieser Form gedacht wird und sie nicht mehr stillgeschwiegen werden! Sowie auch den Bewohnern von Pongratzen, die durch ihre "Mithilfe" , ob freiwillig oder nicht, mit ihrem Leben bezahlt haben.