Verzeihung den Einwurf, aber es stimmt nicht. Es handelte sich im Fall von Gadolla nicht um die Missachtung des schrecklichen "Nerobefehls", sondern dass er als Kampfkommandant die Kapitulation anbieten und nicht bis zum letzten Mann kämpfen wollte, so wie es der Verbrecher in seinem Berliner Bunker verlangte. Der Nero-Befehl war wieder eine ganz andere Sache. Von Gadolla wollte die Stadt Gotha vor Luftangriffen durch die US-Airforce bewahren. Schön dass er in Gotha zum Ehrenbürger posthum ernannt worden ist, in Graz ist das ja nach wie vor nicht möglich, leider.

Gotha ist die fünftgrößte Stadt im deutschen Thüringen und war bis 1989 Teil der DDR. Knut Kreuch ist seit 19 Jahren der Oberbürgermeister der 47.000-Einwohner:innen-Stadt und zum zehnten Mal zu Gast in Graz. Die beiden Städte verbindet der Name eines Mannes: Josef Ritter von Gadolla. Der 1897 in Graz geborene Nachfahre einer steirischen Adelsfamilie war es, der am 5. April 1945, drei Tage vor Ende des 2. Weltkrieges, im Alter von 48 Jahren als Befehlsverweigerer in Weimar hingerichtet wurde. Er hatte verhindert, dass unzählige Bürger:innen von Gotha ums Leben gekommen wären.
In Gotha würdigt man dem Helden in vielfacher Art und Weise, auch in Graz erinnert ein Straßen- und ein Platzname sowie eine Stehle vor der Münzgrabenkirche (2016) an den 2012 offizielle zum Märtyrer ernannten Ritter von Gadolla.
Oberbürgermeister Kreuch tauschte sich heute bei seinem Besuch im Rathaus mit Bürgermeisterin Elke Kahr aus, und obwohl die beiden Städte in der Größenordnung doch unterschiedlich sind, gibt es viele Schnittmengen und ähnliche Herausforderungen zu bewältigen. Bürgermeisterin Kahr freut sich sehr über den Besuch von Kreuch.