Fachtagung integrierte Kinder- und Jugendhilfe am 12. Juni 2025

Impulse für die Praxis
Gesellschaftlicher Wandel und Krisen führen zu vielfältigen Herausforderungen im Familienleben und damit auch in der Kinder- und Jugendhilfe. Neue Wege und Handlungsspielräume sind gefragt, um gelingende Lösungen für Familien zu schaffen. Die Kinder- und Jugendhilfe Graz lädt zur Tagung „Zusammen:Wachsen", um Visionen und Lösungsmodelle aufzuzeigen.
Am Beispiel integriert arbeitender Systeme in der Steiermark und zweier innovativer Projekte aus Nordfriesland bzw. München werden Impulse für die Praxis präsentiert.
Die Tagung richtet sich an interessierte Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe und alle, die mit jungen Menschen arbeiten. Gemeinsam wollen wir eine integrierte Kinder- und Jugendhilfe weiter denken.
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Alle Infos zur Tagung auf einen Blick
- Wann: Donnerstag, 12. Juni 2025, von 9 bis 17 Uhr*
- Wo: Steiermarkhof (Ekkehard-Hauer-Straße 33, 8052 Graz) | So gelangen Sie zum Steiermarkhof: Anreise
- Jetzt anmelden! Die Teilnehmer:innenanzahl ist begrenzt. Anmeldungen sind bis spätestens Donnerstag, 29. Mai 2025, möglich: Online-Anmeldung zur Fachtagung.
- Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos.
- Eine Teilnahme-Bestätigung wird ausgestellt.
* Sollten Sie am 12. Juni verhindert sein, können Sie sich im Nachhinein auf dieser Webseite alle Vorträge ansehen.
Das Programm im Überblick
8.30 bis 9.00 Uhr |
Anmeldung, Ankommen |
9 bis 9.45 Uhr |
Begrüßung Hannes Amesbauer, Landesrat für Soziales und Integration in der Steiermark Kurt Hohensinner, Bildungs-, Familien- und Sportstadtrat Graz |
9.45 bis 10.15 Uhr |
Integrierte Kinder- und Jugendhilfe - und was heißt das jetzt? Interview mit Ingrid Krammer, Abteilungsleitung Amt für Jugend und Familie Graz und Walerich Berger, Geschäftsführer Jugend am Werk Steiermark |
10.15 bis 10.45 Uhr |
10 Jahre ARGE 4Raum - "Zusammen:Wachsen heißt Zusammen:Wirken" Elisabeth Pilch und Martin Baumann, 4Raum Graz |
10.45 bis 11.15 Uhr Pause
11.15 bis 11.45 Uhr |
Gelebte Praxis - Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe Graz David Schwaiger, Sozialarbeiter und Christiane Kitzberger-Hohl, Klinische und Gesundheitspsychologin, Kinder- und Jugendhilfe Graz-Nordwest |
11.45 bis 12.15 Uhr |
Fragen und Austausch |
12.15 bis 13 Uhr |
Wir bleiben dran, finden Alternativen und ergreifen Chancen. Carola Schick, Stabstelle Fachliche Entwicklung und Julia Wingender, Fachliche Leitung Flexible Hilfen, hpkj.e.V. München |
13 bis 14.30 Uhr Mittagessen
14.30 bis 15 Uhr |
Christian Vohl, Jugend am Werk und Ferdinand Panhofer, Geschäftsführer METANOIA GmbH Steiermark |
15 bis 15.30 Pause
15.30 bis 16.15 Uhr |
Daniel Thomsen, Leitung Fachbereich Jugend, Familie und Bildung, Nordfriesland |
16.15 bis 16.45 |
Fragen und Austausch |
Das Programm im Detail
Reinschauen lohnt sich! Hier informieren wir Sie nach und nach über die Details der einzelnen Programmpunkte.
Freuen Sie sich auf eine kreative Umrahmung mit InterACT.
Integrierte Kinder- und Jugendhilfe
Angesichts wirtschaftlicher sowie fachlicher Abhängigkeiten der privaten Einrichtungen von den Kostenträgern (Auftragnehmer-/Auftraggeberverhältnis) sind echte Kooperationen und integriertes Arbeiten in der Kinder- und Jugendhilfe durch die zahlreichen und sehr unterschiedlichen länderspezifischen Regelungen enorm erschwert. Derzeit fließen große Summen aus öffentlichen Geldern in die bürokratische Kontrolle der Schnittstelle zwischen Kostenträgern und privaten Einrichtungen. Diese Kultur des strukturellen Misstrauens führt zu aufwändigen Genehmigungsverfahren, übermäßig detaillierten Rechnungslegungen, endlos langen Verhandlungsschleifen und umfangreichen Rechenschaftsberichten. All dies verlangt den Akteur:innen enorm viel Zeit und Kraft ab, der öffentlichen Hand kostet das viel Geld und für die konkrete Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fehlen genau dieses Geld und diese Zeit. Die im System befindlichen Summen könnten im Sinne einer integrierten Kinder- und Jugendhilfe erheblich effektiver und effizienter genutzt werden.
Wie aber kann so eine Arbeitsweise in der Praxis aussehen? Dazu werden Ingrid Krammer, Abteilungsleiterin des Amtes für Jugend und Familie, und Walerich Berger, Geschäftsführer von Jugend am Werk, mit Blick auf Graz und die Steiermark in einem Interview befragt.
Mag.a Ingrid Krammer studierte Pädagogik (Schwerpunkt Erwachsenenbildung) und Germanistik an der Karl-Franzens-Universität Graz, wo sie auch den medienkundlichen Lehrgang absolvierte. Sie arbeitete als Journalistin bei mehreren Tages- und Wochenzeitungen, danach als Pressereferentin und leitete das Dr.-Karl-Renner-Institut Steiermark. Seit 2002 ist sie Abteilungsleiterin des Amtes für Jugend und Familie der Stadt Graz.
Walerich Berger ist seit Mai 2009 Geschäftsführer der Jugend am Werk Steiermark GmbH. Er ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Jugend am Werk Salzburg GmbH und Vorsitzender der Fachgruppe „Arbeitsmarktpolitische Dienstleistungen". Darüber hinaus ist er Vorstandsmitglied der Sozialwirtschaft Österreich sowie stellvertretender Vorsitzender der Sozialwirtschaft Steiermark mit besonderem Fokus auf Menschen mit Behinderung. Zusätzlich ist Berger Geschäftsführer verschiedener Arbeitsgemeinschaften (ARGE) in der Steiermark, unter anderem in den Bereichen Flexible Hilfen und Frühförderung.


10 Jahre 4Raum
10 Jahre ARGE 4Raum - "Zusammen:Wachsen heißt Zusammen:Wirken"
Rückblickend auf eine 10-jährige Erfahrung sprechen Elisabeth Pilch und Martin Baumann über gelingende Faktoren in der Fallarbeit, die durch die integrierte Kinder- und Jugendhilfe ermöglicht und gefördert werden.
Die Vortragenden:
- Mag. (FH) Elisabeth Pilch
- Martin Baumann, B.A.
Elisabeth Pilch und Martin Baumann arbeiten bei SOS-Kinderdorf und leiten seit ihrer Gründung vor 10 Jahren die Arbeitsgemeinschaft 4Raum. 4Raum begleitet in Graz aktuell um die 50 Kinder- und Jugendlichen und ihre Familien im Rahmen stationärer Kinder- und Jugendhilfe, eingebettet in das Fachkonzept Sozialraumorientierung.
Beide sind vom Grundberuf Sozialarbeiter:innen und haben vor 4Raum in der mobil flexiblen Hilfe in Graz gearbeitet und die Einführung der Sozialraumorientierung hautnah miterlebt und mitgestaltet. Der Wechsel in die stationäre Kinder- und Jugendhilfe ermöglichte beiden ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus der mobil flexiblen Hilfe bestmöglich zu nutzen und zu integrieren.

Wir bleiben dran, finden Alternativen und ergreifen Chancen
Wir bieten passgenaue Erziehungshilfe für Jugendliche, die Unterstützung in ihrer Entwicklung und beim Entwurf einer Zukunftsperspektive benötigen. Ob Suchtgefährdung, Kontaktabwehr oder impulsgesteuertes Verhalten - unser Ziel ist es, die jungen Menschen zu stabilisieren und gemeinsam mit ihnen realistische Möglichkeiten für Schule, Beruf und die nahe Zukunft zu entwickeln. Dafür erarbeiten wir ein flexibles Hilfeangebot.
Unsere Gruppen bilden den geschützten Rahmen für Auseinandersetzung und Autonomieentwicklung. Wir nutzen dazu Einzelsettings, therapeutische Gruppenabende, eine einmal jährlich stattfindende Milieutherapie in Italien und die Möglichkeit einer mehrwöchigen Intensiven Sozialpädagogischen Einzelbetreuung (ISE). Ein internes Arbeitsprojekt ermöglicht Struktur und Beziehungsaufbau, ein externes Lernprojekt fördert die, die wieder einen Schritt in Richtung Schule und Abschluss wagen wollen.
Krisen gefährden die Unterbringung nicht: Bei Unterbrechungen wie Klinikaufenthalten oder Arresten kann die Arbeit fortgesetzt werden (Motivationsbaustein). Unsere Bezugsbetreuer:innen bleiben bei dem jungen Menschen über alle stationären und ambulanten Phasen erhalten.
In der Arbeit mit unserer Zielgruppe beim hpkj gilt die Sozialraum- und Ressourcenorientierung als zentrale handlungsleitende Maxime.
Carola Schick, Stabstelle Fachliche Entwicklung, hpkj.e.V.
In ihren knapp 15 Jahren Berufserfahrung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe hat Carola Schick junge Menschen in ihren individuellen höchstpersönlichen Bedarfslagen und unterschiedlichen Hilfesettings begleitet.
Nach dem abgeschlossenen Studium zur Sozialpädagogin konnte sie erste Eindrücke in der Arbeit mit straffälligen Jugendlichen sammeln. Zeitgleich zur ambulanten Maßnahme leitete sie ein Projekt, in dem genau diese Zielgruppe junger Menschen ihren Schulabschluss extern nachholen konnte.
5 Jahre später zog es Carola Schick in den Wirkungsbereich der stationären Hilfen - sie nahm die Arbeit und Herausforderungen in therapeutischen Wohngruppen für Kinder und Jugendliche an. Hier erweiterte sie ihre Kompetenzen sowohl im Gruppendienst als auch als Einrichtungsleitung. Zwischendurch machte sie in einer heilpädagogischen Tagesstätte Halt, in der die Kindergruppe als Gesamtes, wie auch die Beziehungsarbeit mit jedem einzelnen Kind und der Familien in den Fokus rückten.
Über all die Jahre begleitet sie das Thema Partizipation. Sie ist davon überzeugt , dass die Selbstwirksamkeit und Akzeptanz von und für Hilfen einen positiven Entwicklungsverlauf fördern. Arbeit am Willen und ressourcenorientiertes Arbeiten sind ihr eine Herzensangelegenheit.
Seit Mitte 2023 ist Carola Schick Teil der Stabstelle Fachliche Entwicklung, in der die Erhaltung der fachlichen (psychosozialen) Standards in Konzepten und Leistungsbeschreibungen gesichert sowie Fortbildungs- und Unterstützungsangebote für Mitarbeitende koordiniert werden.
Julia Wingender, Fachliche Leitung Flexible Hilfen, hpkj.e.V.
Julia Wingender wurde vor 28 Jahren geborgen. Nachdem es sie beruflich zunächst in die Wirtschaft zog, fand sie schließlich im Studium der Sozialen Arbeit ihren beruflichen Werdegang. Bereits im Studium legte sie den Schwerpunkt auf die Kinder- und Jugendhilfe. Ihre Reise im hpkj e.V. begann noch im Studium, während eines Praxissemesters in der Wohngruppe flex, in welcher sie bis heute die verschiedensten Stellen von Betreuerin im Schichtdienst bis hin zur Einrichtungsleitung und heutiger Ressortleitung der flexiblen Jugendhilfe durchlief. Heute begleitet sie mit viel Herzblut und Empathie Jugendliche, die sich in herausfordernden Lebenslagen befinden. Ihr Ziel ist es flexible Settings zu schaffen und innovativ Ansätze zu entwickeln, um die jungen Menschen in ihren Wünschen und Willen zu unterstützen und zu stärken.


Scheitern, Scheitern, besser Scheitern!
Scheitern, Scheitern, besser Scheitern! Kompromisslose Kooperationen mit „Systemsprenger*innen" und deren Systemen.
Theoretischer Input über unsere fachliche Ausrichtung und die daraus entwickelten Haltungen, Kooperationsverständnis von Jugend am Werk und Metanoia, Entstehungsgeschichte der Dienstleistung "Systemsprenger*innen", Zahlen und Daten rund um die Dienstleistung, Einblicke in das tägliche Geschehen anhand ausgewählter Beispiele und Lebensläufe.
- Kompromisslos. Kooperation. Achtsame Umsetzung. Antitraumatisch. Orientierung und Transparenz.
- Wahrnehmen von Geschichten, die Zeit und Raum brauchen.
- Interventionen jenseits von Hierarchie und Druck. Aus Machtverhältnissen aussteigen.
- Keine Entlassungen.
Die Vortragenden:
- Christian Vohl, MA, MSc (Pädagoge, Sozialarbeiter, Supervisor, Coach, Organisationsberater): Bei Jugend am Werk Steiermark GmbH seit 2003 in verschiedensten Funktionen tätig. Leitet die Einrichtungen MOB Graz und MOB Leibnitz sowie die Dienstleistung „Systemsprenger*innen".
- Ferdinand Panhofer: Gründer und Geschäftsführer der METANOIA GmbH seit 2012. Begegnet im Rahmen seiner Betreuungstätigkeit als Sozialpädagoge in der METANOIA GmbH Kinder und Jugendliche mit Multiproblemlagen in deren Lebenswelt und unterstützt und begleitet diese bei der Erreichung ihrer Ziele und Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Gemeinsame Entwicklung und Leitung der Dienstleistung "Systemsprenger*innen" mit Jugend am Werk Steiermark GmbH.
Nordfriesland: Auf die Haltung kommt es an

„Umsetzung einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe am Beispiel des Kreises Nordfriesland - auf die Haltung kommt es an"
Der Kreis Nordfriesland setzt bereits seit mehreren Jahren die Kinder- und Jugendhilfe inklusiv um. Kinder mit und ohne (drohende) Behinderungen und ihre Familien erhalten sozialraumorientierte Leistungen aus dem „Jugendamt". Diese werden gemeinsam mit den freien Trägern der Jugendhilfe und Eingliederungshilfe systemisch, rechtskreisübergreifend, sozialraumbudgetiert und ressourcenorientiert umgesetzt. In dem Vortrag werden die fachlichen und rechtlichen Grundlagen sowie die damit zusammenhängen Prozesse und vor allem fachlichen Grundhaltungen dargestellt.
Der Vortragende:
Daniel Thomsen, geboren 1978, Studium „Public Management". Er ist im Kreis Nordfriesland seit 2001 in der Kinder- und Jugendhilfe tätig und dort am Aufbau Sozialraumprojekt Nordfriesland beteiligt, seit 2010 Leitung des Fachdienstes Jugend, Familie und Bildung (Jugendamt) in Nordfriesland. Weitere Stationen im Kreis Nordfriesland:
- Leitung Wirtschaftliche Jugendhilfe
- Einführung Optionskommune (SGB II) Kreis Nordfriesland ab 2005
- Leitung Schuldnerberatung
- Leitung Finanzen, EDV und Controlling für die Bereiche Jugendhilfe, Soziales und SGB II
- seit 2014 Leitung des Fachbereiches Jugend, Familie und Bildung im Kreis Nordfriesland
- Kinder- und Jugendhilfe nach dem SGB VIII
- Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege
- Eingliederungshilfe nach dem SGB IX für unter 18-jährige
- Bildung inkl. Schulamt
- Sport
- Coach für Organisations- und Führungskräfteentwicklung
- umfassende Beteiligung am Reformprozess des inklusiven SGB VIII in zahlreichen Arbeitsgruppen und Fachgremien
Haben Sie noch Fragen?
Bitte wenden Sie sich an Anita Bolcevic:
+43 316 872-3132
anita.bolcevic@stadt.graz.at